Jedes Jahr werden Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet. In der Verkehrsunfallstatistik kann man einsehen, welche Unfallursachen, wie häufig vorkommen. Daraus können wiederum Maßnahmen für die Verkehrssicherheit abgeleitet werden. Im Beitrag erklären wir unter anderem, welche Unfallursachen statistisch gesehen am häufigsten sind und welche Maßnahmen die Politik bisher ergriffen hat.
Unfallursachen: So entsteht die Verkehrsunfallstatistik
In Wiesbaden erhält das Statistische Bundesamt alle in Deutschland polizeilich erfassten Daten. Diese bilden die Grundlage der bundesweiten Verkehrs- und Unfallstatistik. Seit 1975 gibt es das sogenannte Ursachenverzeichnis, in welches die Polizei, sofern ein Unfall auch gemeldet wird, die Unfallursachen (es gibt insgesamt 89 Stück) einträgt. Unfallursache im Plural, da pro Unfall bis zu acht Ursachen eingetragen werden können. Dabei müssen sie Folgendes beachten: Maximal zwei allgemeine Unfallursachen wie Witterungseinflüsse und Sichtverhältnisse dürfen angegeben werden. Hinzu kommt, dass die Beamten dem Unfallverursacher sowie einer weiteren beteiligten Person, die einen Schaden erlitten oder hervorgerufen hat, jeweils bis zu drei personenbezogene Fehler zuschreiben können. Hierunter fällt beispielsweise das Fahren mit unangepasster Geschwindigkeit und das Missachten der Vorfahrt. Da einem Unfall so bis zu sechs personenbezogene Fehler zugeschrieben werden können, kann die Unfallstatistik mehr personengebundene Verfehlungen aufweisen als Unfälle mit Personenschaden (Alleinunfälle oder Zusammenstöße, bei denen Personen entweder verletzt oder getötet werden).
Das Unfallverzeichnis ist in folgende Hauptkategorien aufgeteilt, denen wiederum die entsprechenden Unfallursachen zugeordnet sind:
- Verkehrstüchtigkeit: Alkohol/ Drogen am Steuer, Übermüdung usw.
- Fehler der Fahrzeugführer: Geschwindigkeit, Abstand, Überholen, Wenden, Abbiegen, Ladung usw.
- Technische Mängel/ Wartungsmängel: Beleuchtung, Bereifung, Bremsen usw.
- Falsches Verhalten der Fußgänger: Falsches Verhalten beim Überschreiten der Fahrbahn, Nichtbenutzen des Gehweges usw.
- Allgemeine Unfallursachen: Straßenverhältnisse, Witterungseinflüsse, Hindernisse usw.
Die häufigsten Unfallursachen
Leider ist menschliches Fehlverhalten bei Unfällen mit Personenschäden Unfallursache Nummer eins (91,6 Prozent). Mit prozentual weitem Abstand folgen allgemeine Unfallursachen (rund 7 Prozent) und das Schlusslicht bilden Unfälle aufgrund technischer Mängel beziehungsweise Wartungsmängel (rund 1 Prozent).
Im Jahr 2018 gab es 308.721 Unfälle mit Personenschaden, im Jahr 2017 waren es 302.656 – prozentual sind 2,0 Prozent mehr Unfälle mit Personenschaden im Vergleich zu 2017 erfasst worden. Am häufigsten waren es Fehler durch nicht angepasste Geschwindigkeit, Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren; das Nichtbeachten der Vorfahrt sowie ungenügender Abstand. Bei den technischen Mängeln war falsche oder mangelhafte Bereifung Spitzenreiter, dem folgten defekte Beleuchtung und Bremsen. Die häufigsten Unfallursachen der Kategorie Allgemeine Unfallursachen waren die Straßenverhältnisse. Insbesondere Glätte durch Regen, Schnee und Eis sorgte für über 30.000 Unfälle.
Verunglückte nach Ortslagen
Vergleicht man die Zahl der Unfälle nach Ortslage, sind 2018 innerorts mehr Unfälle als außerorts – Autobahnen nicht eingeschlossen – aufgenommen worden. Innerorts waren Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren; falsches Ein- und Anfahren sowie das Missachten der Vorfahrt und ein ungenügender Abstand Unfallursachen. Außerorts waren Geschwindigkeitsüberschreitungen, Vorfahrtsverstöße und Abstandsunterschreitungen ursächlich für Unfälle mit Personenschaden.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Bei Unfällen auf Autobahnen kam es aufgrund ungenügenden Abstands, unangepasster Geschwindigkeit sowie eingeschränkter Verkehrstüchtigkeit zu Unfällen. Da sehr viele Unfälle durch Tempoverstöße geschehen sind, wird in Deutschland seit Jahren über ein Tempolimit auf Autobahnen diskutiert.
Wie verhalte ich mich (im Straßenverkehr) richtig…
- … bei Glätte (Blitzeis)?
- … bei einem Wildunfall?
- … im Tunnel?
- … im Stau (auf der Autobahn)?
- … bei einem Unfall auf dem Parkplatz?
- … wenn ich merke, dass ich zu müde bin (Risiko Sekundenschlaf)?
- … wenn ich merke, dass ich in die falsche Richtung fahre (Geisterfahrer)?
- … im Herbst (Blätter auf der Fahrbahn, schlechte Sichtverhältnisse)?
- … wenn ich gestresst bin?
- … wenn ich mich leicht ablenken lasse?
Zahl der tödlich Verunglückten sinkt weiter
Auch im Jahr 2019 ist die Zahl der im Straßenverkehr tödlich verunglückten Menschen im Vergleich zu den Vorjahren weiter gesunken. Prozentual sind 6,6 Prozent weniger tödliche Verkehrsunfälle aufgenommen worden als im Jahr 2018. Darüber hinaus sind laut Statistischem Bundesamt die Unfälle mit Personenschaden gegenüber 2018 um 2,8 Prozent gesunken, die Zahl der Verletzten um 3,0 Prozent und die Anzahl der polizeilich erfassten Verkehrsunfälle ist um 1,9 Prozent, das entspricht 2,7 Millionen Unfällen, angestiegen. Davon waren 2,4 Millionen jedoch „lediglich“ Sachschäden.
Wie man anhand der unten stehenden Grafik sehen kann, steht dieser Rückgang mit diversen Regeln in Zusammenhang, die zum Schutz der Verkehrsteilnehmer von der Bundesregierung aufgestellt wurden. Ein Beispiel dafür ist die Anschnallpflicht (1976), zu der wir im gleichnamigen Beitrag einen (historischen) Überblick geben und die wichtigsten (aktuellen) Fragen dazu beantworten.
Quelle: ADAC
Sicher durch den Straßenverkehr: Maßnahmen und Tipps
Im Fuhrpark muss jährlich eine Fahrerunterweisung nach Unfallverhütungsvorschrift (UVV) gemacht werden, die ein wesentlicher Bestandteil des Flottenmanagements und somit Aufgabe des Fuhrparkmanagers ist. Denn: Jedes Unternehmen, das seinen Mitarbeitern ein Pool- oder Dienstfahrzeug zur Verfügung stellt, ist dazu verpflichtet, diese im Umgang mit dem Fahrzeug zu unterweisen.
Es gibt jedoch Dinge, die jeder von uns – nicht nur Firmenwagenfahrer - vor dem Fahrtantritt tun sollte, um seine und die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer nicht durch Fahrlässigkeit zu gefährden. Eine Übersicht:
- So gehen Sie richtig bei der Ladungssicherung vor
- Tipps zur Vorbeugung und zum richtigen Verhalten bei einer Autopanne
- Sie gehört in jedes Fahrzeug: Die Warnweste
- Das Warndreieck: So benutzen Sie es richtig
- Das sollten Sie vor jeder Autofahrt überprüfen
- So stellen Sie Ihren Autositz optimal ein
- Bitte nicht mit Flip-Flops fahren: Die richtige Schuh- und Kleiderwahl
- Ein betriebssicheres Fahrzeug ist ein sicheres Fahrzeug – So stellen Sie es fest
- Wichtig für Lkws und Busse: Der Abbiegeassistent
Fuhrparkmanagement, „Unfallmanagement“
Nach einem Unfall stehen Haftungs- und Versicherungsfragen im Raum. Wir geben Ihnen einen Beitrags-Überblick über die Bereiche (Fuhrpark-) Recht, Versicherung und Schadenmanagement:
- Die gesetzliche Unfallversicherung
- Wie sind Ihre Mitarbeiter bei einem Wegeunfall versichert?
- Haftungsfrage: Ungesicherte Unfallstelle
- Wichtige Termine: UVV-Prüfung und HU
- Grundlagen und rechtliche Bezüge im Schadenmanagement
- Kostenvoranschlag vs. Unfallgutachten: Unterschiede und Kostenfaktor
- Fahrerflucht nach einem Unfall: Diese Strafe droht
- Rettungsgasse bilden: Regelung und Bußgeld
- Promillegrenze (Dienst-) Fahrrad: Wann Sie Ihren Führerschein verlieren
- Gaffer im Straßenverkehr: Welche Strafen für das Filmen oder Fotografieren von Unfällen drohen
Fazit: Weiterhin Handlungsbedarf bei der (Rad-)Verkehrssicherheit
Obwohl die obige Grafik auf weiterhin sinkende Zahlen hoffen lässt, gibt es noch einiges in puncto Verkehrssicherheit zu tun - insbesondere was den Fahrradverkehr anbelangt. Denn die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrer steigt leider. Da die E-Mobilität viele ältere Verkehrsteilnehmer unterstützt, sind mehr von ihnen mit E-Bikes und Pedelecs unterwegs. Doch ältere Menschen sind besonders gefährdet, da sie nicht mehr so schnell reagieren können und wenn sie stürzen, mehr Zeit für die Wundheilung brauchen. Hinzu kommt, dass allein aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie der Fahrradverkehr zugenommen hat sowie das Bedürfnis der Menschen nach umweltfreundlicher(er) Mobilität. Die konsequente Forderung: Die Radverkehrsinfrastruktur muss weiter ausgebaut werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sind die im April 2020 neuen Regelungen zur Stärkung des deutschen Radverkehrs im Zuge der Verkehrsnovelle. Vorreiter der internationalen städtischen Radverkehrsinfrastruktur sind übrigens Utrecht (NL), Kopenhagen (DK), und Amsterdam (NL). Ob oder wann es auch (mehr) radfahrerfreundliche Städte in Deutschland geben wird und dadurch eine höhere Verkehrssicherheit, bleibt abzuwarten. Städte wie Oldenburg, Berlin und Münster fahren jedenfalls mit gutem Beispiel voran.