Vision Zero und die Bedeutung für das Fuhrparkmanagement

Vision Zero und die Bedeutung für das Fuhrparkmanagement
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Die Vision Zero im Straßenverkehr hat zum Ziel, Verkehrstote zu vermeiden und die Zahl der Schwerverletzten deutlich zu reduzieren. Wir geben einen Überblick über die Vision Zero und deren Bedeutung für das Fuhrparkmanagement.

Inhaltsverzeichnis:

Was ist die Vision Zero?

Bei der Vision Zero handelt es sich um die Vision, eine Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen zu schaffen.

Die Vision Zero hat ihren Ursprung im Arbeitsschutz, wird aber immer häufiger auch auf den Bereich des Straßenverkehrs angewendet. Erstmals für den Straßenverkehr Ende der 90er Jahre in Schweden. 2008 hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) ein Vision Zero Konzept in die Präventionsstrategie integriert.

2021 wurde zudem der „Pakt für Verkehrssicherheit“ gestartet. Hier haben sich Bund, Länder, Kommunen und mehr als 400 nicht staatliche Akteure zusammengeschlossen, um die Verkehrssicherheit in Deutschland voranzutreiben.

Verankert ist die Vision Zero im Rahmen der Verkehrssicherheit in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (VwV-StVO). Konkret heißt es in Paragraf 1, Grundregeln:

„Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) regelt und lenkt den öffentlichen Verkehr. Oberstes Ziel ist dabei die Verkehrssicherheit. Hierbei ist die „Vision Zero“ (keine Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schweren Personenschäden) Grundlage aller verkehrlichen Maßnahmen.“

Handlungsfelder des „Pakts für Verkehrssicherheit“

Die Bundesregierung hat im Verkehrssicherheitsprogramm 2021 bis 2030 12 Handlungsfelder definiert:

  1. Sichere Mobilität – Jeder trägt Verantwortung, alle machen mit
  2. Mobilität von Kindern und Jugendlichen
  3. Sicherer Radverkehr
  4. Sicherer Fußverkehr und Teilhabe für Alle
  5. Motorradfahren – gut und sicher
  6. Lernen im Wandel der Mobilität
  7. Zukunftstechnologien, Automatisierung und Digitalisierung
  8. Güterverkehr und Logistik
  9. Unfallfolgen mindern
  10. Zukunftsfähige Vorgaben und Verordnungen – Von der Geschwindigkeitsregelung über die Gestaltung von Straßen bis zur Fahrzeugentwicklung
  11. Verbesserung des Verkehrsklimas
  12. Bestehende und wirksame Maßnahmen fördern, verbessern und flächendeckend umsetzen

Welches Ziel verfolgt die Vision Zero?

Im Bereich der Verkehrssicherheit verfolgt die Vision Zero das Ziel, Straßen und Verkehrsmittel sicher zu gestalten, um so Unfälle und Tote zu vermeiden. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat hierfür als Ziel definiert, die Verkehrstoten im Straßenverkehr bis 20230 um 40 Prozent zu senken. Die Zahl der Schwerverletzten bei Verkehrsunfällen soll signifikant reduziert werden.

Hierzu müssen sichere Verkehrssysteme geschaffen werden. Das ist nötig, da der Mensch (als zentraler Bestandteil des Straßenverkehrs) aufgrund u.a. seiner begrenzten physischen Belastbarkeit nicht fehlerfrei handeln kann. Es ist daher wichtig, dass Verkehrsmittel (jeder Art) und die Infrastruktur so gestaltet sind, dass es auch bei Fehlern zu weniger Toten und Verletzten kommt.

Die Vision Zero verfolgt dabei das Ziel, eine umfassende Präventionskultur zu etablieren, um Arbeitsunfälle und Berufserkrankungen effizient zu vermeiden.

Nach welchem Prinzip arbeitet die Vision Zero?

Bei der Vision Zero werden Ziele formuliert und vereinbart, mit denen Unfälle und Berufskrankheiten vermieden werden können. Dabei orientiert sie sich an möglichen Gefährdungen und berücksichtigt alle Umstände, in denen Unfälle und Berufserkrankungen bei der Arbeit oder im Straßenverkehr entstehen.

Um die Ziele der Vision Zero umzusetzen, ist die Anpassung von Regelwerken, Gesetzen und Verordnungen erforderlich. Die Vision Zero muss dabei eine klare Priorität in der Politik haben und die Unversehrtheit des Menschen an erster Stelle stehen.

Einfluss der Vision Zero auf das Fuhrparkmanagement

Die Umsetzung der Vision Zero und die Etablierung einer Präventionskultur ist nicht nur die Aufgabe von staatlichen Akteuren. Jeder kann einen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten, so auch die Unternehmen, die Ihren Mitarbeitern Verkehrsmittel zur Verfügung stellen.

Im Rahmen der betrieblichen Verkehrssicherheit sorgen Unternehmen dafür, die eigenen Mitarbeiter zu sicherem Verhalten im Straßenverkehr zu sensibilisieren. So können Unternehmen dabei mitwirken, die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten zu reduzieren.

Maßnahmen der betrieblichen Verkehrssicherheit

Regelmäßige Führerscheinkontrollen

Stellt ein Unternehmen seinen Mitarbeitern Dienstfahrzeuge zur Verfügung, trägt der Arbeitgeber die Halterpflichten. Als Halter muss das Unternehmen sicherstellen, dass der Mitarbeiter zum Führen des Fahrzeugs befähigt ist. Hierzu sollte unter anderem der Führerschein des Mitarbeiters regelmäßig kontrolliert werden. So kann sichergestellt werden, dass nur Fahrer mit gültiger Fahrerlaubnis am Straßenverkehr teilnehmen.

Warum ist das wichtig?

Im Jahr 2019 waren laut Statista über 9.000 Personen ohne gültige Fahrerlaubnis an Unfällen mit Personenschäden beteiligt. Zudem ist es bei rund 406.000 verhängten Fahrverboten im Jahr 2023 zu über 114.700 Delikten von „Fahren ohne Fahrerlaubnis, trotz Fahrverbots“ gekommen. Dies zeigt, dass ein beachtlicher Anteil der verhängten Fahrverbote durch die Sanktionierten ignoriert wird. Regelmäßige Führerscheinkontrollen im Fuhrpark wirken daher als effiziente zusätzliche Kontrollinstanz und tragen dazu bei, Gefährdungen im Straßenverkehr zu reduzieren.

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Regelmäßige Unterweisungen

Neben der Führerscheinkontrolle ist auch sicherzustellen, dass die Mitarbeiter im Umgang mit dem Fahrzeug geschult sind. Bei der Übergabe des Fahrzeugs ist daher eine Einweisung erforderlich. Im Anschluss sollten die Mitarbeiter regelmäßig für potenzielle Gefahren und Risiken mit dem Arbeitsmittel „Fahrzeug“ sensibilisiert werden. Ein Mittel hierfür sind die sog. „Fahrerunterweisungen“.

Warum ist das wichtig?

Rund 11 Prozent der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge entfallen auf gewerbliche Halter. Unter den 2023 erfassten etwa 2,5 Mio. Verkehrsunfällen ist demzufolge auch ein beachtlicher Anteil gewerblicher Fahrer. Rund 340.000 Unfälle mit Personenschäden sind auf Fehlverhalten der Fahrer zurückzuführen. Hierzu zählen bspw. Fehler beim Abbiegen oder Wenden, Nichtbeachten der Vorfahrt, Ungenügender Abstand oder nicht angepasste Geschwindigkeit.

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Regelmäßige Fahrzeugprüfungen

Das Fahrzeug zählt im Unternehmenskontext als Arbeitsmittel. Arbeitgeber sind daher dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass Mitarbeiter nur Arbeitsmittel einsetzen, die in einem betriebssicheren Zustand sind. Ein Fahrzeug ist betriebssicher, wenn es den Aspekten der Verkehrssicherheit und der Arbeitssicherheit entspricht. Um dies sicherzustellen, werden Fahrzeuge jährlich im Rahmen der UVV-Fahrzeugprüfung kontrolliert. So können Mängel am Fahrzeug frühzeitig erkannt und Unfälle vermieden werden.

Warum ist das wichtig?

Ca. 3.600 Unfälle mit Personenschäden waren 2023 auf technische Mängel am Fahrzeug zurückzuführen. Die häufigsten Mängel waren dabei an der Bereifung oder den Bremsen festzustellen.

Die Fahrzeugprüfung ist eine weitere Pflicht im Fuhrparkmanagement. Laden Sie  hier unserkostenloses Merkblatt rund um die rechtlichen Grundlagen der  Fahrzeugprüfung herunter.

Fahrzeugausstattung und Verkehrssicherheit

Im Fuhrpark ist man zudem regelmäßig mit der Beschaffung neuer Fahrzeuge betraut. Auch hier kann ein Beitrag zur Verkehrssicherheit geleistet werden. Moderne Fahrerassistenzsysteme können bspw. dazu beitragen, Unfälle zu reduzieren und machen das Fahren sicherer.

Bereits jetzt gibt es verpflichtende Fahrerassistenzsysteme, wie ABS, ESP oder für Busse und Lkw über 3,5 Tonnen Notbrems- und Spurhalteassistenten.

Weitere verpflichtende Assistenzsysteme sollen für Neuwagen nach und nach hinzukommen. Hierzu zählen u.a. der Spurhalteassistent für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, Müdigkeits- oder Ablenkungswarner, Notbremsassistenten für Pkw, Tote-Winkel-Erkennung sowie Abbiegeassistenten.


Stefanie Effer

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