Ablenkungen im Straßenverkehr, egal ob im Auto oder zu Fuß unterwegs, sind immer häufiger Ursache für Verkehrsunfälle. Rund 30 Prozent aller Unfälle mit Personenschäden sind darauf zurückzuführen. Ursachen sind beispielsweise das Telefonieren oder das Bedienen des Navigationsgerätes während der Fahrt. Was Ablenkung überhaupt ist und wie diese entsteht, erläutern wir nachfolgend.Inhaltsverzeichnis:
- Ablenkung: Was ist das überhaupt?
- Wodurch kann Ablenkung entstehen?
- Die Reaktionszeit: Einfluss von Ablenkungen auf den Anhalteweg
- Auch Fußgänger sind betroffen
- Unfallrisiko: Smartphone
- 5 Tipps: Ablenkung vermeiden
Ablenkung: Was ist das überhaupt?
Bei Ablenkungen sind grundsätzlich zwei verschiedene Zustände zu unterscheiden:
- Ablenkung als Pause
- Ablenkungskonflikt
Ablenkung als Pause wirkt positiv auf die Konzentrationsleistung. Bei einem Ablenkungskonflikt hat die Ablenkung negativen Einfluss auf die Konzentration und wird als Störung empfunden.
Ablenkung im Straßenverkehr ist die Beschäftigung des Fahrers mit einer fahrfremden Tätigkeit.
Die Vermeidung von Ablenkung im Straßenverkehr ist eine wesentliche Pflicht des Fahrzeugführenden, die auch in der Straßenverkehrsordnung festgelegt ist, denn § 23 StVO besagt:
„Wer ein Fahrzeug führt, ist dafür verantwortlich, dass seine Sicht und das Gehör nicht durch die Besetzung, Tiere, die Ladung, Geräte oder den Zustand des Fahrzeugs beeinträchtigt werden.“
Darüber hinaus befasst sich §23a explizit mit der Nutzung von Mobil- oder Autotelefonen:
„Wer ein Fahrzeug führt, darf elektronisches Gerät, das der Kommunikation, Information oder Organisation dient oder zu dienen bestimmt ist, nur benutzen, wenn 1. Hierfür das Gerät weder aufgenommen noch gehalten werden und 2. Entweder a) nur eine Sprachsteuerung und Vorlesefunktion genutzt wird oder b) zur Bedienung und Nutzung des Geräts nur eine kurze, den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen angepasste Blickzuwendung zum Gerät bei gleichzeitig entsprechender Blickabwendung vom Straßengeschehen erfolgt oder erforderlich ist.“
Ablenkung durch die Benutzung mobiler Endgeräte ist eine der häufigsten Unfallursachen In unseren Beitrag Handynutzung am Steuer erklären wir, wie das Smartphone im Straßenverkehr genutzt werden darf.
Wodurch kann Ablenkung entstehen?
Nachdem wir den Begriff der Ablenkung definiert haben, gilt es nun zu unterschieden, welche Arten von Ablenkung es gibt. Im Straßenverkehr kann hierbei zwischen fahrzeuginterner und fahrzeugexterner Ablenkung unterschieden werden:
Fahrzeuginterne Ablenkung |
Fahrzeugexterne Ablenkung |
|
|
Generell ist Ablenkung nicht gleich Unaufmerksamkeit, denn es gibt einen entscheidenden Unterschied. Unaufmerksamkeit ist in der Regel intrinsisch motiviert, d.h. von dem Fahrer ausgehend, wohingegen Ablenkung durch äußere Faktoren wie z.B. Lärm entstehen kann.
Unachtsamkeit und Unaufmerksamkeit lässt sich in fünf Bereiche unterteilen:
- Begrenzte Aufmerksamkeit aufgrund physischer oder biologischer Einschränkungen (z. B. Sekundenschlaf),
- falsche Bevorzugung von fahrrelevanten Ablenkungsquellen (z. B. ein zu langer Blick in den Spiegel),
- Lernprozesse während der Fahrt (z. B. das nicht vollständige Halten bei/auf „Vorfahrt achten“ Straßen),
- oberflächliche Aufmerksamkeit (z. B. das Übersehen von anderen Fahrzeugen, bei der Auffahrt auf die Autobahn) sowie
- auf andere Dinge gerichtete Aufmerksamkeit (z. B. Bedienung von Infotainment-Systemen im Fahrzeug).
Bei der Bedienung von Infotainmentsystemen im Fahrzeug handelt es sich beispielsweise um eine Kombination aus fahrzeuginterner Ablenkung und daraus resultierender Unachtsamkeit beziehungsweise Unaufmerksamkeit des Fahrers. Dies führt nachweislich zu einer Verschlechterung der Fahrzeugführung, welche auch bei anderen Arten der Ablenkung zu beobachten ist. Typische Anzeichen für eine Ablenkung im Straßenverkehr sind:
- Schärfere Bremsmanöver,
- schlechtere Spurhalteeigenschaften,
- unangemessene Geschwindigkeitswahl und eine
- trägere Reaktion auf spontan eintretende Ereignisse.
Die Reaktionszeit: Einfluss von Ablenkungen auf den Anhalteweg
Durch Ablenkung ist der Blick für wenige Sekunden nicht vollständig auf den Straßenverkehr gerichtet. Diese Zeit kann den Anhalteweg eines Fahrzeugs entscheidend verlängern.
Anhalteweg = Reaktionsweg + Bremsweg
- Der Bremsweg ist dabei abhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit.
- Der Reaktionsweg ist ebenfalls abhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit, als Reaktionszeit wird eine Sekunde zugrunde gelegt.
Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h werden pro Sekunde circa 14m zurückgelegt. Ist man länger abgelenkt, verdoppelt sich die zurückgelegte Strecke entsprechend. Bei einem Blick von 2 sekauf das Smartphone legt man also schon 28 m zurück, ohne zu wissen, was vor einem geschieht. Der Reaktionsweg verlängert sich somit unweigerlich und gefährliche Situationen auf der Straßen könnten zu spät wahrgenommen werden.
Auch Fußgänger sind betroffen
Ablenkung betrifft allerdings nicht nur den Fahrer eines Fahrzeugs, der sich durch interne oder externe Einflussfaktoren ablenken lässt. Auch Fußgänger und Radfahrer sind von Ablenkung betroffen, die das Risiko eines Verkehrsunfalls erhöhen können. Die häufigsten Gefahrenquellen sind:
- Nutzung des Smartphones auf der Straße,
- laute Musik und eingeschränkte Hörweite durch Kopfhörer,
- Missachtung von Verkehrszeichen wie z. B. Ampeln.
Unfallrisiko: Smartphone
Die Gefahr einen Unfall zu bauen, ist bei der Nutzung des Smartphones am Steuer besonders hoch. Aus diesem Grund wird dieses Vergehen mit hohen Bußgeldern geahndet. Werden Sie bspw. von der Polizei erwischt, drohen 100 Euro Strafe sowie je nach Vergehen bis zu 2 Punkte in Flensburg.
Sobald der Motor läuft, ist das Handy beiseite zu legen. Der deutsche Verkehrssicherheitsrat hat hierzu im Jahr 2017 in einer Veröffentlichung bekanntgegeben, dass das Lesen und Schreiben auf dem Smartphone das Unfallrisiko deutlich erhöht, denn visuelle Ablenkungen mindern die Aufmerksamkeit bei der Fahrt. Moderne Infotainmentsysteme bieten allerdings die Möglichkeit das Smartphone direkt über das Fahrzeug zu steuern. Telefonieren über die Freisprechanlage ist somit nicht nur zulässig, sondern kann das Unfallrisiko sogar reduzieren, da sich der Fahrer trotz Ablenkung verstärkt auf den Verkehr konzentriert.
Unfallursachen bei Smartphone-Nutzung:
Zur Ermittlung der Unfallursachen hat der deutsche Verkehrssicherheitsrat eine Untersuchung mithilfe eines Fahrsimulators durchgeführt. Nebentätigkeiten bei der Fahrt waren dabei unter anderem die Bedienung des Smartphones (Lesen und Tippen von Nachrichten) sowie das Telefonieren mit und ohne Freisprechanlage. Beobachtet wurden verschiedene Ursachen, die zu Unfällen dank Smartphone-Nutzung am Steuer führen können:
- Verringerung der Geschwindigkeit,
- Abweichung von der Spurmitte,
- verminderte Reaktionszeit,
- Verminderung des Blicks auf verkehrsrelevante Bereiche.
Ablenkung durch das Smartphone vermeiden:
Zur Vermeidung oder Reduzierung der Ablenkung durch das eigene Smartphone gibt der deutsche Verkehrssicherheitsrat folgende Empfehlungen ab:
- Bewusstmachen der Gefahr durch die Nutzung des Smartphones während der Fahrt,
- Prüfung des Smartphones vor Fahrtantritt auf wichtige Nachrichten und Ereignisse,
- Aktivierung des Flugmodus, komplette Abschaltung des Geräts oder sichere Verstauung außer Sicht- und Hörweite während der Fahrt,
- regelmäßige Pausen bei langen Fahrten zur Prüfung des Smartphones.
5 Tipps: Ablenkung vermeiden
Um das Risiko eines Unfalls durch Ablenkung, egal ob intern oder extern, zu vermeiden, haben wir fünf nützliche Tipps für Sie zusammengestellt:
Auf einen Blick:
- Vermeiden Sie Zeitdruck, denn unter Druck steigt das Risiko von Ablenkungen.
- Behalten Sie beide Hände am Steuer.
- Bleiben Sie mit Ihren Gedanken bei der Fahrt und der Verkehrssituation, nicht bei Ihrem nächsten Termin.
- Reduzieren Sie die Bedienung von Geräten auf ein Minimum. Stellen Sie Navigationsgeräte und Radio bereits vor Fahrtbeginn ein.
- Vermeiden Sie Telefonate während der Fahrt, auch über die Freisprecheinrichtung. Die Nutzung des Smartphones generell ist verboten.