Egal ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – Baustellen haben immer Saison, schließlich gibt es viele Kilometer Straße, die anfällig für Beschädigungen wie Schlaglöcher sind. Allein in Deutschland beträgt die Länge der Straßen des sogenannten überörtlichen Verkehrs (Autobahnen, Bundesstraßen, Landesstraßen, Kreisstraßen) circa 229.800 km (statista.com, Stand 2020). Zudem muss hier und da die Straße aufgerissen werden, um zum Beispiel an Leitungen oder Rohre unterhalb der Oberfläche gelangen zu können. Bei 560 gemeldeten Autobahn-Baustellen im Jahr 2019 steht zu Recht die Frage im Raum: Wie verhält man sich richtig, wenn man durch eine Baustelle fährt?
Baustelle ist nicht gleich Baustelle
Muss beispielsweise ein Straßenabschnitt saniert oder eine Brücke gebaut werden, geht das nicht von heute auf morgen, sondern dauert seine Zeit – Wochen, Monate bis hin zu Jahren, je nach Ausmaß des Projekts. Besteht eine Baustelle für mehr als 24 Stunden an derselben Stelle, spricht man von einer Dauerbaustelle.
Bei kleineren Projekten, wie beispielweise zwecks Reparatur von Leitplanken oder Baumfällarbeiten, die innerhalb eines Tages erledigt sind, handelt es sich um Tagesbaustellen. Hier wird lediglich für die Dauer der Arbeiten ein Fahrstreifen eingezogen und für die Autofahrer markiert, damit sie den Bauarbeitern nicht im Weg sind.
Sind die nötigen Arbeiten nicht tagsüber möglich, weil sie den Verkehr zu stark beeinträchtigen würden, werden sie – wenn möglich – nachts getan, da zur nächtlichen Stunde weniger los ist. Dann spricht man von einer Nachtbaustelle. Sollten die Arbeiten nicht bis zum Morgen abgeschlossen worden sein, werden sie in der Regel an den Fahrbahnrand verlegt und gegebenenfalls in der folgenden Nacht beendet.
Bitte achten Sie darauf, das Fernlicht auszuschalten, wenn Sie sich nachts einer Baustelle nähern. Andernfalls können Sie die Bauarbeiter blenden. Nachts gilt darüber hinaus – wie auch am Tage – dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten werden müssen, auch wenn das Verkehrsaufkommen nicht hoch und ein schnelles Fahren dadurch vermeintlich attraktiv wirkt.
Fast da: So verhalten Sie sich richtig vor einer Baustelle
Dank Radio, Apps und anderen Informationsquellen sind Baustellen, insbesondere die auf Autobahnen, keine Überraschungen und neben der Technik zeigen Verkehrszeichen an, dass auf Grund einer Baustelle die Geschwindigkeit reduziert und achtsam weitergefahren werden muss (Gefahrenzeichen).
Abbildung: Verkehrszeichen Baustelle Nr. 123: Passen Sie Ihre Geschwindigkeit an!
Wissen Sie um eine nah befindliche Baustelle, sollten Sie Ihre Geschwindigkeit drosseln und aufmerksam weiterfahren. Zwar weist ab einer gewissen Distanz zur Baustelle in der Regel auch die Beschilderung darauf hin, die Geschwindigkeit zu begrenzen und auf Bauarbeiter und deren Gerät zu achten, doch sicher ist sicher. Es kann schnell zu Zwischenfällen und dadurch Unfällen kommen, wenn Autofahrer unachtsam und zu schnell in eine Baustelle fahren und dadurch nicht mehr in der Lage sind rechtzeitig zu bremsen: Sollte ein Bauarbeiter unvorhergesehen kurz auf die Fahrbahn laufen oder beispielweise Baumaterial darauf fallen oder bereits dort liegen, weil es vergessen wurde, muss das Fahrzeug schnell angehalten werden können.
Fahren die Autofahrer entsprechend langsam und vorsichtig in eine Baustelle hinein, muss niemand – nur bei unvorhergesehenen Zwischenfällen – abrupt bremsen, was zu einem Auffahrunfall und (Rück-)Stau führen kann. Doch nicht nur Baustellen können Stau verursachen – mehr zu den häufigsten Stauursachen auf deutschen Straßen erfahren Sie in unserem Beitrag. In einem weiteren Beitrag befassen wir uns mit dem Thema, wie man sich in einem Stau richtig verhält.
Ist es für die Bauarbeiten nötig, die Fahrspuren zu verengen oder gar die Anzahl der Fahrstreifen zu reduzieren, müssen Sie das Reißverschlussverfahren anwenden (§ 7Abs. 4 StVO). Vor der Fahrbahnverengung aufgrund der Baustelle müssen alle Fahrzeuge auf die freie oder freien Fahrspuren wechseln, die durch die Baustelle führen. Das geschieht in der Regel abwechselnd. Fahrzeuge, die auf der weiterführenden Spur fahren, müssen Lücken für die Fahrzeuge auf der endenden Spur schaffen. Dabei sollten Sie möglichst langsam fahren und genügend Abstand halten.
Achtung
Sollte ein Stau entstanden sein oder der Verkehrsfluss immer mehr stocken, muss eine Rettungsgasse gebildet werden.
Mittendrin: So verhalten Sie sich richtig in einer Baustelle
Ist auf Grund der Baustelle nicht mehr viel Platz für die Autofahrer vorhanden, ist erhöhte Konzentration geboten. Fahrstreifen sind in Deutschland zwischen 2,75 m und 3,75 m breit. Bei Baustellen fällt die Breite meist schmaler aus, manchmal nur knapp über 2 m. Damit Lkw durch eine Baustelle fahren können, darf die rechte Spur jedoch eine Mindestbreite von 2,55 m nicht unterschreiten (§ 32 StVZO). Die linke Spur hingegen – und falls es noch eine mittlere Spur gibt, diese ebenfalls – darf stärker verengt werden.
Aufgrund der eingeschränkten Fahrstreifen dürfen Autofahrer gegebenenfalls nicht alle Spuren befahren. Sollte ein Fahrzeug samt Außenspiegel breiter als die zu befahrende Spur sein, darf es dort nicht fahren. Der Fahrer muss sich in dem Fall rechts einordnen (auf die „Lkw-Spur“). Sollte dies nicht geschehen, droht ein Bußgeld in Höhe von 20 Euro. Werfen Sie daher einen Blick in die Fahrzeugpapiere (Zulassungsbescheinigung Teil 1 und Teil 2), damit Sie wissen – insbesondere bei einem SUV – welche Maße Ihr Vehikel hat und messen Sie anschließend nach, denn dort wird lediglich die Breite des Fahrzeugs ohne die Außenspiegel angegeben.
Der ADAC rät, nicht zu überholen und versetzt zu fahren. Sollte das Überholen dennoch erlaubt sein, Sie selbst aber nicht überholen wollen, ordnen Sie sich rechts ein und lassen Sie so alle Überholwilligen vorbeifahren.
Nicht nur in einer Baustelle, sondern auch sonst gilt: Halten Sie sich an das Tempolimit, denn bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung können Sie geblitzt und zur Kasse gebeten werden. Lassen Sie genügend Abstand zum Fahrzeug vor Ihnen und sollte es regnerisch, glatt oder nebelig sein, fahren Sie besonders vorsichtig.
Geschafft: So verhalten Sie sich richtig nach einer Baustelle
Dass eine Baustelle endet, wird in der Regel nicht – wie zu Beginn einer Baustelle – mit einem Schild oder dergleichen gezeigt. Wenn die zwecks Baustelle gesperrten Spuren freigegeben werden, die Fahrbahn wieder normal breit ist, der Verkehr auf die Fahrbahn zurückgeführt wird, dann haben Sie es geschafft! Ordnen Sie sich, wie es das Rechtsfahrgebot vorschreibt, vorerst rechts ein. Beschleunigen Sie auf der rechten Spur nur so lange, wie Sie niemandem auffahren – überholen Sie den Vordermann, wenn erlaubt und möglich und fahren Sie weiterhin sicher und umsichtig.
Bußgelder bei Verstößen in einer Baustelle
Eine Baustelle auf einer öffentlichen Straße (z. B. Autobahn) ist ein öffentlicher Verkehrsraum. Demnach gilt die Straßenverkehrsordnung. Wer diese missachtet, dem drohen Bußgelder und sogar Punkte in Flensburg.
Verstoß |
Strafe |
Geschwindigkeit nicht angepasst trotz Zeichen 123 |
100 Euro Bußgeld, 1 Punkt |
In der Baustelle rechts überholt |
|
… innerhalb geschlossener Ortschaften |
30 Euro Bußgeld |
… innerhalb geschlossener Ortschaften mit Sachbeschädigung |
35 Euro Bußgeld |
… außerhalb geschlossener Ortschaften |
100 Euro Bußgeld, 1 Punkt |
… außerhalb geschlossener Ortschaften mit Gefährdung |
120 Euro Bußgeld, 1 Punkt |
… außerhalb geschlossener Ortschaften mit Sachbeschädigung |
145 Euro Bußgeld, 1 Punkt |