Zu Beginn und zum Ende der Ferienzeiten aber auch um Feier- und Brückentage herum kommt es auf deutschen Straßen immer wieder zu kilometerlangen Staus. Gerade für Pendler stellt dies eine enorme Belastung auf dem täglichen Weg zur Arbeit dar. Wie Sie den Arbeitsweg optimal nutzen können, haben wir bereits berichtet, doch was sind überhaupt die Ursachen für Staus, wie kann man zur Stauvermeidung beitragen und wie verhält man sich richtig im Stau?
Inhaltsverzeichnis
- ADAC Staubilanz
- Wie entsteht ein Stau?
- Überblick: Stausituationen und das richtige Verhalten
- Tipps zur Stauvermeidung
- Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten im Stau
Auf einen Blick: Allgemeines Verhalten in Stausituationen
- Warnblinker einschalten, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen.
- Tempo an die Situation anpassen.
- Genügend Abstand halten (ca. 1-2 Fahrzeuglängen), um mögliche Auffahrunfälle zu vermeiden
- Rettungsgasse bilden.
- Vom Ausweichen über den Standstreifen absehen.
- Möglichst die Spur halten: Ständig die Spur zu wechseln, behindert meist den rückwärtigen Verkehr.
- Nicht Aussteigen oder bei laufendem Motor das Handy benutzen.
- Auf Verkehrshinweise über das Radio oder Navigationssystem achten und nach Möglichkeit auf Umleitungsstrecken ausweichen.
ADAC Staubilanz: Sommer 2021
Laut Staubilanz des ADAC kam es in den Sommerferien 2021 zu 92.079 Stauereignissen (plus 58 Prozent im Vergleich zu 2020) auf deutschen Straßen, bei denen 151.803 km Stau entstanden sind. Es wurden 13 Ferienwochenenden ausgewertet. Eine Vielzahl der Stauereignisse ist laut ADAC-Statistik auf Baumaßnahmen zurückzuführen, jedoch trugen auch eine hohe Zahl an Campingfahrzeugen und die Folgen der Flutkatastrophe dazu bei. Weitere häufige Stauursachen auf deutschen Straßen sind:
- Überlastung der Straßen und hohes Verkehrsaufkommen
- Geschwindigkeitsunterschreitungen z. B. „Elefantenrennen“
- Unfälle und defekte Fahrzeuge
- Wetter
Das staureichste Wochenende im Sommer 2021 war Anfang September, zwischen dem 3. bis 5.09.2021, und der staureichste Wochentag war der Freitag, auf den circa 46 Prozent aller Wochenendstaus fielen. Die Autobahnen A7 (Flensburg – Füssen/Reutte), A1 (Heiligenhafen – Saarbrücken), A3 (Arnheim – Passau) und A8 (Karlsruhe – Salzburg) waren am stärksten betroffen.
Welche Faktoren – neben deutschlandweiten Sommerferien – sind für die Entstehung von Staus verantwortlich? Werfen wir einen näheren Blick auf Stauursachen.
Wie entsteht ein Stau?
Laut ADAC-Experten handelt es sich um einen Stau, sobald die Fahrgeschwindigkeit 20 km/h unterschreitet und diese Geschwindigkeit für über einen Kilometer oder länger als fünf Minuten gehalten wird. Ab einer Geschwindigkeit unter 40 km/h wird von einer Verkehrsstörung gesprochen. Geschwindigkeiten zwischen 40 km/h und 20 km/h deuten auf stockenden Verkehr hin. Bei der Entstehung eines Staus muss zwischen lokalen Verengungen und witterungs- oder verhaltensbedingten Auslösern unterschieden werden.
Bei lokalen Verengungen handelt es sich beispielsweise um Baumaßnahmen, Spursperrungen bei Unfällen oder Fahrbahnverengungen, beispielsweise vor Tunneln. In der Regel sind deutsche Straßen für 1500 bis 2500 Fahrzeuge pro Stunde und Fahrbahn ausgelegt. Bei lokalen Verengungen kann diese Verknappung der zur Verfügung stehenden Fahrbahn die Bildung von Staus verstärken.
Wie verhält man sich richtig bei einem Stau im Tunnel? In unserem Beitrag Tunnelfahrt: Tipps zum richtigen Verhalten im Tunnel erklären wir es.
Witterungsbedingte Auslöser sind beispielsweise Schnee, Regen oder Glatteis. Kommen verhaltensbedingte Auffälligkeiten hinzu, wie z. B. Schaulistige bei Unfällen, die besonders langsam an den Gefahrenstellen vorbeifahren, kann dies auch die Bildung von Staus begünstigen. Weitere verhaltensbedingte Stauauslöser sind Ferienzeiten, Berufsverkehrszeiten, zu dichtes Auffahren oder abruptes Bremsen.
Besonderheit: Phantomstau
Die Reaktion bzw. das Verhalten eines einzelnen Autofahrers kann nach der Theorie des Schmetterlingseffekts bereits zur Entstehung eines Staus beitragen. Wird der Sicherheitsabstand nicht eingehalten und es kommt durch starkes Bremsen zu einer Verringerung der Geschwindigkeit, überträgt sich dieses Verhalten auf die nachfolgenden Verkehrsteilnehmer.
Phantomstaus entstehen nach einer Untersuchung der Universität Köln durch folgende menschliche Fehlverhalten:
- Zu dichtes Auffahren
- Zu schnelles Aufschließen auf vorausfahrende Fahrzeuge
- Kontraproduktives Fahren (z. B. Kolonnenspringen, falsch angewendetes Reißverschlussverfahren, oder „Gaffen“ bei Unfällen)
Staus entstehen demnach durch fortlaufende kleine Geschwindigkeitsunterschiede, die dazu beitragen, dass der Sicherheitsabstand nicht konstant gehalten werden kann. Die durch das Ausgleichen des Sicherheitsabstands entstehende Kettenreaktion durch Beschleunigen und Abbremsen begünstigt die Entstehung von Verkehrsstaus.
Überblick: Stausituationen und das richtige Verhalten
Nicht nur auf der Autobahn oder im Tunnel, auch in der Stadt können Staus entstehen. Wie man sich dann richtig verhält und was man beachten sollte, wenn es im Sommer oder im Winter zu Staus kommt, fassen wir für Sie zusammen.
Stau in der Stadt ist meist durch das hohe Verkehrsaufkommen zu den morgendlichen und abendlichen Stoßzeiten (Arbeitstagbeginn, Feierabend) bedingt. Doch auch große Kreuzungen, Baustellen oder Unfälle bergen Stau-Wahrscheinlichkeiten. Sollten Sie in der Stadt in einen Stau geraten, bleiben Sie gelassen – hupen Sie auf keinen Fall, denn die Hupe ist ein Warnsignal und darf nicht aus Wut oder Ungeduld eingesetzt werden. Auf Beschimpfungen der anderen Autofahrer sollten Sie ebenfalls verzichten, denn eine Beleidigung ist eine Straftat und kann angezeigt werden.
Im Gegensatz zu Staus auf Autobahnen, löst sich ein Stau in der Stadt recht schnell wieder auf. Am besten Sie fahren in der Stadt (bzw. generell) vorausschauend, halten Einfahrten und Kreuzungen frei, um keine Nebenstraßen zu blockieren. Zudem sollten Sie, um keine Unfälle zu verursachen, die zu Stau führen können, auf Radfahrer und Fußgänger achten. Doch auch wenn Sie in einen Stau geraten sind, sollten Sie auf diese Verkehrsteilnehmer achten, da sie die Fahrbahn zwischen den gestauten Fahrzeugen überqueren können und nicht im Blick haben, wenn sich der Stau löst und die Fahrzeuge wieder in Bewegung setzen.
Bei besonders hohen oder sehr niedrigen Temperaturen in einem Stau zu stehen ist nicht angenehm. Im Sommer wie im Winter sollten Sie daher auf Staus vorbereitet sein – sicher ist sicher.
Stau im Sommer |
Stau im Winter |
Auto:
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Auto:
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Reisende:
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Reisende:
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Tipps zur Stauvermeidung
Da Staus u. a. auch durch zu dichtes Auffahren entstehen, empfehlen Verkehrsexperten die Fahrgeschwindigkeit an das vorausfahrende Auto anzupassen. Abruptes Bremsen kann hierdurch vermieden werden. Ein weiterer Tipp zur Vermeidung von Staus ist die Einhaltung des Sicherheitsabstandes. Der Sicherheitsabstand wird in Paragraf 4 Abs. 1 Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) geregelt. Für Autobahnen gilt hier die Zwei-Sekunden-Regel oder die Formel des „halben Tachos in Metern“.
Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) § 4 Abstand
(1) Der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug muss in der Regel so groß sein, dass auch dann hinter diesem gehalten werden kann, wenn es plötzlich gebremst wird. Wer vorausfährt, darf nicht ohne zwingenden Grund stark bremsen.
Neben der Anpassung der Fahrweise ist auch der Fahrzeitpunkt entscheidend für die Vermeidung von Staus. Antizyklisches Fahren, beispielsweise außerhalb der Berufsverkehrszeiten oder in Ferienzeiten unter der Woche anstelle von Wochenenden, trägt zur Stauvermeidung bei.
Steht man doch einmal im Stau, ist es ratsam auf einer Spur zu bleiben. Ständiges Wechseln der Fahrbahn löst mitunter weitere Stauwellen aus, die den Stau verlängern und verstärken. Doch was kann man noch tun und wie verhält man sich in einem Stau richtig?
Bei Stau: IMMER eine Rettungsgasse bilden
Neben Baustellen zählen Unfälle zu den häufigsten Stauursachen. Kommt es zu einem Unfall im Straßenverkehr, ist es wichtig, Rettungskräfte nicht zu behindern und schnell zum Unfallort zu lassen. Eine Rettungsgasse ist daher Pflicht. Was viele jedoch nicht wissen: Rettungsgassen müssen bei jedem Stau gebildet werden. Zumindest immer auf Autobahnen und bei Straßen außerhalb von Ortschaften, die aus mindestens zwei Spuren bestehen. So schreibt es die StVO vor (§ 11 Abs. 2 StVO). Bei Straßen mit drei Spuren wird die Rettungsgasse zwischen der linken und der mittleren Spur gebildet. Wird die Rettungsgasse gebildet, wenn Feuerwehr, Polizei oder Krankenwagen schon in Reichweite sind, kann es im schlimmsten Fall zu spät sein.
Einsatzkräfte nicht behindern
Sofern Autofahrer nicht unmittelbar an einem Unfall beteiligt sind oder als Ersthelfer Verletzten helfen, sollten Sie sich von der Unfallstelle fernhalten. Denn durch Schaulustige können nicht nur die Rettungsarbeiten behindert werden – auch könnten sie sich selbst und andere Autofahrer gefährden. Bereits das bloße Gaffen am Unfallort wird mit einem Bußgeld bestraft. Auch vom Filmen oder Fotografieren des Unfalls sollte dringend abgesehen werden.
Standstreifen freihalten
Bei Stau den Standtreifen zu nutzen, um schneller zur nächsten Ausfahrt oder Raststätte zu gelangen, ist unzulässig. Dieser ist für die Polizei freizuhalten. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Verkehrsschilder weisen ausdrücklich auf die Benutzung des Standstreifens hin.
Stau auf der Autobahn: Nicht zu Fuß unterwegs sein
Gerade bei längeren Staus ist das Vorankommen schon mal mühselig. Autofahrer kommen dann häufig auf die Idee, sich die Füße zu vertreten, um die Wartezeit zu verkürzen. Jedoch ist grundsätzlich auch das Aussteigen bei Staus auf der Autobahn außer bei „dringenden Bedürfnissen“ nicht erlaubt (vgl. § 18 Abs. 9 Satz 1 StVO).
Während des Staus telefonieren?
Auch die Überbrückung der Wartezeit mit einem Smartphone kann teuer werden. Lässt man den Motor im Stau laufen, ist die Benutzung des Smartphones nach wie vor unzulässig. Wer dennoch telefoniert muss mit einem hohen Bußgeld und sogar Punkten im Fahreignungsregister rechnen – bei Gefährdung anderer fallen die Strafen hoch aus. Zulässig ist jedoch das Telefonieren über eine Freisprechanlage. Sobald Sie Ihr Fahrzeug ausmachen, können Sie auch ohne Freisprechmöglichkeit telefonieren.
Keine Sonderrechte für Motorradfahrer
In Stausituationen kommen manche Motorradfahrer auf die Idee, neben den stehenden Autos vorbeizufahren oder die Rettungsgasse auszunutzen. Dies ist jedoch ebenfalls nicht erlaubt. Ein Vorbeifahren gilt als unerlaubtes Rechtsüberholen und wird sanktioniert. Ebenfalls für Motorradfahrer verboten: Sich im Stau zwischen den haltenden Fahrzeugen hindurchschlängeln.
Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten im Stau
Verstoß |
Bußgeld in Euro |
Punkte |
Weitere Konsequenzen |
Verlassen des Fahrzeugs, obwohl keine Notsituation vorliegt. |
10 |
- |
- |
Befahren des Seitenstreifens, um schneller voranzukommen |
75 |
1 |
- |
Verbotswidriges Halten auf dem linken Seitenstreifen inkl. Behinderung anderer |
15 |
- |
- |
Vorbeischlängeln von Motorradfahrern |
100 |
1 |
- |
Rückwärtsfahren, Wenden oder ohne Aufforderung der Polizei die Fahrtrichtung ändern |
variabel |
3 |
Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren, Fahrerlaubnisentzug |
Nichteinhaltung des Sicherheitsabstands: Abstand weniger als 1/10 des halben Tachowertes |
400 |
2 |
3-monatiges Fahrverbot |
Als Motorradfahrer unerlaubt rechts überholen (gleiches gilt für Autofahrer) |
100 |
1 |
- |