Der Verband der Unfallkassen verzeichnet jährlich mehr als 20.000 Arbeitsunfälle im Büro – meist ausgelöst durch Stress und Hektik. Was können Arbeitgeber tun, um potenzielle Gefahrenquellen zu vermeiden und Unfälle zu reduzieren? Ein Überblick über die verschiedenen Gefahren im Büro, die häufigsten Unfallursachen und praktische Tipps zur Vermeidung.
Circa 18 Mio. Menschen in Deutschland arbeiten im Büro. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat für diesen Bereich übergreifend für alle Unternehmen mit Büroarbeitsplätzen die Branchenregel „Bürobetriebe“ verfasst. Diese enthält alle Anforderungen an die sichere Gestaltung von Büroarbeitsplätzen. Außerdem berücksichtigt sie die Inhalte der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) und der DGUV Information 215-410 „Bildschirm- und Büroarbeitsplätze“.
Um potenzielle Gefahren im Büro zu ermitteln, ist eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Hierzu stellt die gesetzliche Unfallversicherung mit dem VBG-Basiskatalog „Betriebliche Räume und Gebäude“ einen Leitfaden zur Verfügung. Ergänzt wird dieser durch den Basiskatalog „Bildschirm- und Büroarbeit“.
12 Tipps zur Unfallverhütung im Büro
Tipp 1: Verkehrswege, Flure, Gänge und Böden
Diese Bereiche sollten immer freigehalten werden. Achten Sie darauf, dass diese stets sauber und trocken sind. Bei durchgeführten Arbeiten, z.B. dem Wischen des Bodens, sollte der Bereich abgesperrt bzw. markiert werden. Handtaschen und Rucksäcke sollten ebenfalls so gelagert werden, dass sie die Gänge und Wege nicht versperren.
Tipp 2: Treppen
Treppenhäuser oder Eingänge mit Treppen sollten stets gut beleuchtet und mit einem Handlauf versehen sein. Einzelne Stufen benötigen eine besondere Kennzeichnung.
Tipp 3: Glaselemente (z.B. Türen und Trennwände)
Türen oder Trennwände aus Glas sollten immer gekennzeichnet sein, um eine Kollision zu vermeiden. Die Kennzeichnung muss nicht immer durch einen Hinweis erfolgen, auch ein Bekleben von Glaswänden von bspw. Besprechungsräumen mit Symbolen oder Formen erleichtert die Sichtbarkeit.
Tipp 4: Verkabelung
Anschlüsse sollten durch fachkundiges Personal verkabelt werden ( z. B. an den Arbeitsplätzen ) und lose Kabel sollten in Kabelkanälen verstaut werden. Markieren Sie provisorische Verkabelungen und befestigen sie diese. Offen liegende Kabel sollten sofort behoben werden.
Tipp 5: Schwellen, Kanten
Kennzeichen Sie diese Bereiche deutlich, um Stolperquellen zu vermeiden.
Tipp 6: Lagerung
Schwere Gegenstände sollten stets unten gelagert und Regale in der Wand befestigt werden. Nutzen Sie Steighilfen (Absturzgefahr vermeiden) und tragen Sie Lasten körpernah bzw. verwenden Sie geeignete Transportmittel.
Tipp 7: Scharfe Gegenstände
Beim Öffnen von Paketen oder Verpackungen ist Vorsicht geboten. Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter daher für eine umsichtige Arbeitsweise. Hierzu zählt ein sicherer Stand, eine stabile, rutschfeste Unterlage und die richtige Handhabung des Schneidwerks (immer vom Körper weg schneiden). Schnittverletzungen sollten sofort und sorgfältig versorgt werden. Scharfe Ecken und Kanten am Arbeitsplatz sollten abgerundet oder abgeklebt werden, um Verletzungen zu vermeiden.
Tipp 8: Aktenvernichter
Die Vernichtung von Akten zählt in Büros zum Arbeitsalltag. Bei der Nutzung von Aktenvernichtern ist darauf zu achten, dass lose Kleidungsstücke, wie Schmuck, Schals oder Ähnliches nicht in den Einzug gezogen werden. Ist der Einzugsschacht verstopft, sollte das Gerät immer zuerst vom Strom getrennt werden, bevor der Papierstau behoben wird.
Tipp 9: Brandschutz
Beachten Sie die Vorgaben zum Brandschutz im Unternehmen. Vermeiden Sie offene Feuer, überlastete Steckdosen und melden Sie offene Kabel oder defekte Geräte unverzüglich. Trennen Sie diese vorsorglich vom Strom.
Tipp 10: Schubladen
Schließen Sie Schubladen nach Benutzung umgehend, um ein Stoßen oder dagegenlaufen zu vermeiden.
Tipp 11: Pflanzen
Vermeiden Sie Pflanzen in der Nähe von elektrischen Geräten. Im Rahmen des Gießens kann hier Wasser in die Geräte eintreten und ein Kurzschluss entstehen.
Tipp 12: Arbeitsplätze
Richten Sie ergonomische Arbeitsplätze ein. Hierzu zählen z. B. höhenverstellbare Schreibtische und einstellbare Stühle. Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter zudem in der Arbeit mit Bildschirmgeräten.
Häufige Unfallursachen – ein Blick in die Statistik
Für einen Überblick über die Unfallursachen in Betrieben lohnt sich ein Blick in den Bericht „Arbeitsunfallgeschehen 2023“ der DGUV. Dieser erfasst alle gemeldeten Arbeitsunfälle und ordnet diese in verschiedene Kategorien ein.
Insgesamt wurden über 712.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle im Betrieb erfasst, davon 240 tödlich. Rund 104.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle waren dabei Fußbodenunfälle- verursacht bspw. durch rutschige Böden, Löcher und verstellte Gegenstände etc.. Rund 45.000 Arbeitsunfälle waren Treppenunfälle und etwa 19.000 Unfälle wurden durch Leitern hervorgerufen.
Blickt man nun auf die Arbeitsunfälle, die durch Bewegungen der verletzten Person entstanden sind, fällt auf, dass rund 170.000 Arbeitsunfälle auf sog. SRS-Unfälle (Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle) zurückzuführen sind. Diese passieren dabei nicht nur auf der Baustelle, sondern können auch im Büro stattfinden. Eine kleine Unachtsamkeit reicht hierfür schon aus.
Zu den häufigsten Unfallursachen im Büro zählen:
- Unzureichende Beleuchtungen
- Fehlende Geländer und Absturzsicherungen
- Unbefestigte Kabel, fehlende Markierungen von Schwellen und Stolperfallen
- Rutschige und nasse Böden
- Nicht erkennbare Glas-Hindernisse, wie Türen und Trennwände
- Offenstehende Schubladen
- Benutzung ungeeigneter Steighilfen, wie Bürostühle
Potenzielle Gefahren im Büro
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