Vor- und Nachteile von Standheizungen für Fahrzeuge

Wer kennt es nicht: Es hat über Nacht geschneit und vor dem Losfahren muss zuerst das Auto von Schnee befreit und die Scheiben freigekratzt werden. So manch einer sehnt sich in einer solchen Situation nach einer schnelleren und bequemeren Lösung. Standheizungen können für solche Fälle eine Option sein. Wir betrachten die Funktionsweisen und die Vor- und Nachteile.

Inhaltsverzeichnis:

Wie funktionieren Standheizungen?

Wie an dem Namen bereits abzulesen ist, funktionieren Standheizungen im Stand und im Gegensatz zu der herkömmlichen Fahrzeug-Heizung auch ohne, dass der Motor dafür angeschaltet werden muss. Schon bei einer Temperatur von 10 Grad können sich Standheizungen lohnen. Das entspricht ungefähr dem Zeitraum von September bis Mai. Für den Rest des Jahres kann die Heizung als Standlüftung genutzt werden.

Bei der Bedienung von Standheizungen gibt es drei verschiedene Möglichkeiten: per Funk-Fernbedienung, über eine Zeitschaltuhr oder per App. Die am häufigsten vorkommende Variante ist die Steuerung über eine Funk-Fernbedienung. Diese haben eine Reichweite von 200-300m, bei optimalen Wetterverhältnissen sind sogar 1000m möglich.

Mit einer Zeitschalt-Uhr können Sie selbst den Zeitpunkt festlegen, wann die Heizung eingeschaltet werden soll oder wann sie abfahren wollen. Im letzten Fall berechnet die Heizung selbstständig, wann der Heizvorgang begonnen werden muss, damit zum Abfahrtszeitpunkt die gewünschte Temperatur erreicht ist.

Wollen Sie die Standheizung per App bedienen, ist lediglich ein internetfähiges Smartphone sowie ein ausreichender Mobilfunk-Empfang nötig. Auch die Heizung sollte Mobilfunknetz empfangen. Die Entfernung spielt dabei keine Rolle, da die App die Heizung über eine Internetverbindung steuert.

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten, die wasser- und die luftbasierte Standheizung. Die meisten Pkws sind mit Wasserheizungen ausgestattet, da sie sich kompakt im Motorraum verbauen lassen. In größeren Fahrzeugen, wie Bussen, Lkws, Transportern oder Wohnmobilen, kommen die luftbasierten Heizungen häufiger zum Einsatz.

Wasserbasiert

Bei der Wasserheizung wird durch die Verbrennung von Diesel oder Benzin das Kühlwasser im Fahrzeug erhitzt. An den Kraftstoff gelangt die Standheizung direkt über den Tank. Der Heizvorgang funktioniert entweder über eine Kraftstoffpumpe oder einen separaten Kraftstoffbehälter. Dieser kleine Behälter wird während der Fahrt wieder aufgefüllt. Aufgrund der geringen Menge an Kraftstoff gibt es keine sicherheits-technischen Bedenken.

Da die wasserbasierte Heizung im Kühlwasserkreislauf des Motors eingebaut ist, kann sie die Wärme an den Wärmetauscher des Fahrzeugs weitergeben. Eine elektrische Umwälzpumpe sorgt für zusätzliche Bewegung. Schließlich gelangt die Wärme über das schon im Auto befindliche Heizsystem in den Innenraum des Wagens. Zusätzlich wird über das Kühlwasser der Motor vorgewärmt, damit einem fürs Klima und Motor schädlichen Kaltstart vorgebeugt werden kann.

Schnitt_ThermoTopEvo

Abb.: Wasserheizung - Schnitt Webasto Thermo Top Evo. Quelle: https://matsch-und-piste.de/standheizungen-technik-und-marktueberblick/

Luftbasiert

Die Luftheizung funktioniert ähnlich wie die wasserbasierte Heizung. Sie wird im Innenraum oder unterhalb des Fahrzeugs eingebaut. Im Unterschied zur Wasserheizung wird durch einen Lüfter Luft von außen oder aus dem Innenraum an dem Wärmetauscher vorbeigeführt. Diese wird dort erhitzt und danach wieder in den Innenraum zurückgeführt. Ein Sensor regelt die Temperatur der zu heizenden Luft.

Wird der Umluftbetrieb gewählt, wird die gewünschte Temperatur schneller erreicht, da die Luft aus dem Innenraum bereits vorgewärmt ist. Dafür ist es nicht so leicht die Feuchtigkeit aus dem Fahrzeug zu bekommen. Bei der Erhitzung von Außenluft muss ein externer Temperaturregler im Innenraum angebracht werden, da der vorhandene Sensor immerzu die Außentemperatur messen würde und die Heizung ständig zu hoch eingestellt wäre. Dafür kann man die Feuchtigkeit dem Wagen entziehen, indem man ein Fenster ein Stück weit öffnet. Möchte man zwischen Umluft- und Außenluft wechseln, sollte man eine Werkstatt damit beauftragen eine Regelklappe einzubauen.

Schnitt_AirtronicAbb.: Luftheizung - Schnitt Eberspächer Airtronic. Quelle: https://matsch-und-piste.de/standheizungen-technik-und-marktueberblick/

Was sind die Vor- und Nachteile?

Der ADAC hat Standheizungen bezüglich der Länge der Aufwärmzeiten und der Umweltverträglichkeit jeweils bei einem Benziner, einem Diesel und einem E-Auto getestet. Je nach Auto sind dabei unterschiedliche Ergebnisse herausgekommen. Nicht für alle Arten von Autos ist daher eine Standheizung uneingeschränkt zu empfehlen.

Vorteile

Kurze Aufwärmzeiten

Die beiden Benziner schafften es in ungefähr 15 Minuten von minus 10 Grad auf 21 Grad im Innenraum aufzuheizen. Bei dem Diesel-Fahrzeug ging es sogar noch etwas schneller, da dort eine luftbasierte Lösung verbaut wurde, die nur den Innenraum erwärmt. Bei der sogenannten wasserbasierten Lösung des Benziners wird zusätzlich auch der Motor geheizt. Die elektrische Standheizung kann dabei nicht mithalten. Bei einem 230-V-Stromanschluss am Wohnort benötigt sie etwa eine Stunde zum Aufwärmen.

Umweltverträglichkeit

Standheizungen stoßen zusätzliche Schadstoffe und CO₂ in die Luft. Dafür sinken bei dem Benziner mit vorgewärmtem Motor beim Fahren die CO-Werte (Kohlenmonoxid) um 50 Prozent und die HC-Werte (Kohlenwasserstoff) um etwa 80 Prozent, da die Emissionen des Kaltstarts wegfallen. Addiert man den Verbrauch der Standheizung, ergibt sich ein leichter Mehrverbrauch und dadurch ein minimal höherer CO₂-Ausstoß. Dieser ist allerdings sehr gering, sodass die Bilanz trotzdem als positiv gewertet werden kann.

Die elektrische Standheizung erzeugt zwar keine weiteren Schadstoffe, hat aber dennoch einen nicht zu verachtenden CO₂-Ausstoß. Damit diese Art der Standheizung umweltverträglicher ist, sollte Öko-Strom genutzt werden. Es ergibt sich durch das Vorwärmen aber wie bei dem Benziner der Effekt, dass durch den Wegfall des Kaltstarts die zusätzlichen Schadstoffe beim Vorwärmen ausgeglichen werden.

Bei dem Diesel sieht es etwas anders aus. Moderne Diesel-Motoren haben keinen höheren Kraftstoffverbrauch bei einem Kaltstart und so kommt nur der Zusatzverbrauch durch die Standheizung hinzu, ohne dass beim Fahren die Schadstoffe reduziert werden.Sie möchten sicherstellen, dass Ihr Fuhrpark alle gesetzlichen Anforderungen  erfüllt und Sie arbeitsschutzrechtlich im Unternehmen abgesichert sind? Nutzen  Sie die Chance, Ihre Prozesse rechtssicher und digital zu gestalten und  vereinbaren Sie jetzt Ihr persönliches Beratungsgespräch.

Komfort und Sicherheit

Ein weiterer Pluspunkt ist der steigende Komfort, da das Freikratzen der Scheiben in der Kälte wegfällt und man stattdessen im warmen Auto sitzen kann. Standheizungen tragen vor allem auch zur Sicherheit beim Fahren bei. Folgen, wie beschlagene Scheiben beim Starten, Wiedervereisungen oder Blendeffekte durch zerkratze Scheiben bei Nachtfahrten, bleiben aus.

Wertsteigerung des Autos

Entscheiden Sie sich für den Verkauf Ihres Gebrauchtwagens im Herbst oder Winter, so können Sie mit einer eingebauten Standzeitung einen höheren Verkaufspreis erzielen. Außerdem hat der Motor durch das regelmäßige Vorwärmen weniger Verschleißerscheinungen. Das gilt aber nur für Fahrzeuge mit einer Wasserheizung. Vor dem Einbau dieser Lösung sollte man sich allerdings bei dem Standheizungs-Hersteller informieren, ob diese für das Fahrzeug zulässig ist. Die Nachrüstung einer Luftheizung ist im Normalfall weniger problematisch.

Nachteile

Partikelausstoß

Der einzige große Nachteil bei Standheizungen, die in Verbrenner-Fahrzeugen eingebaut sind, ist der Partikelausstoß. Er steigt durch die Emission der Standheizung leicht an. Die Emissionsrichtlinien für Kleinfeuerungsanlagen, ECE-R 122, legen lediglich einen Grenzwert für den Trübungsfaktor fest. Damit wird aber nur die Partikelmasse beschränkt und nicht die Anzahl.

Vor allem beim Ein- und Ausschalten der Standheizungen werden viele Partikel emittiert. Dies schmälert die positive Umweltbilanz und ist auch der Grund für die auftretende Geruchsbelästigung und Qualmbildung beim Starten.

Alternative: Motor warmlaufen lassen?

Wer auf den Gedanken kommt, stattdessen einfach den Motor im Stand warmlaufen zu lassen, sollte schnellstens Abstand von dieser Idee nehmen. Abgesehen davon, dass es verboten ist und bei einem Verstoß ein Bußgeld fällig wird, verschmutzt es unnötig die Umwelt und es dauert auch zu lange, bis der Innenraum eine angenehme Temperatur erreicht hat. Bei einem Test des ADACs benötigte der Benziner 38 Minuten bei 0,6l Verbrauch und der Diesel 28 Minuten bei einem Kraftstoffverbrauch von 0,8l.

Wo darf man Standheizungen benutzen?

In Garagen und Parkhäusern kann die Benutzung der Standheizung untersagt sein. Durch den Verbrauch des Sauerstoffs und dem Auspusten von Schadstoffen in die Luft, können Vergiftungserscheinungen auftreten. Elektrische Standheizungen dürfen aber auch in geschlossenen Räumen gestartet werden. Verboten sind Standheizungen außerdem an Tankstellen und anderen Orten, an denen mit brand- und explosionsgefährdeten Stoffen gearbeitet wird.

Welche Modelle können nachgerüstet werden?

95 Prozent der Pkws sind ab Werk nicht mit einer Standheizung ausgestattet. Dennoch ist der nachträgliche Einbau für fast alle Automodelle möglich. Man sollte das Fahrzeug jedoch nicht selbst nachrüsten, sondern diese durch die Fachbetriebe vornehmen lassen. Die Kosten für eine Umrüstung liegen zwischen 1.100 und 3.000 Euro. Alternativ können elektrische „Tauchsieder“ für den Motorblock und Innenraum gekauft werden, die per Kabel an eine heimische Steckdose mit 230V angeschlossen werden.

Fazit

Verbrenner-Standheizungen sorgen selbst bei niedrigen Außentemperaturen schon innerhalb von 15 Minuten für eine angenehme Temperatur im Wagen. Besonders bei Benzinern ergibt sich kaum eine höhere Umweltbelastung durch den Betrieb einer Standheizung. Bei Diesel-Autos fällt dieser Aspekt weg, weil bei einem Kaltstart kein Mehrverbrauch entsteht. Elektrische Heizungen können für Wenig- und Kurzfahrer interessant sein. Umweltschonend sind sie allerding nur bei der Verwendung von Öko-Strom.

Möchte man nicht nur den Innenraum, sondern auch den Motor wärmen, um diesen vor Verschleiß zu schützen, den Verbrauch auf den ersten Kilometern nach Fahrtantritt zu senken und weniger Schadstoffe in die Luft zu pusten, lohnt sich eine wasserbasierte Standheizung. Dabei muss man jedoch bedenken, dass die Wartezeit und der Energiebedarf höher sind als bei einer luftbasierten Lösung.

Standheizungen erhöhen den Komfort, die Sicherheit und steigern den Wert des Autos. Nachteilig ist der durch Standheizungen steigende Partikelausstoß. Dieser sollte durch die Hersteller noch behoben werden.

Für kurze Strecken sollte die Standheizung nicht angeschaltet werden. Der Energieverbrauch für das Erwärmen des Inneren des Autos ist dabei viel höher als der für die gesamte Strecke. Als Faustregel gilt: Die Fahrtzeit sollte mindestens so lange wie die Standzeit sein, auch um eine Entladung der Starterbatterie zu vermeiden. Bei elektrischen Standheizungen besteht dieses Problem nicht: Sie laden die Starterbatterie sogar auf.


Sonja Riepe

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