Stressfaktoren im Straßenverkehr

Stress beim Autofahren ist eine Ursache für viele Verkehrsunfälle auf deutschen Straßen. Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) sagt hierzu: „Wer gestresst ist, konzentriert sich nicht mehr aufs Fahren und macht Fehler, indem er zum Beispiel andere Verkehrsteilnehmer übersieht oder eine falsche Entscheidung trifft.“ Wie es zum Stress im Straßenverkehr kommt und wie Sie diesem entgegenwirken können, erläutern wir in diesem Beitrag.

ADAC Umfrage

Eine Umfrage des ADAC macht deutlich, dass sich viele Verkehrsteilnehmer durch andere Autofahrer gestört und gestresst fühlen. Die Top-Störfaktoren auf Autobahnen sind nach dieser Umfrage:

  • Drängler auf Autobahnen,
  • Blockieren der linken Fahrspur,
  • fehlendes Blinken auf der Autobahn,
  • aggressiv und schnell fahrende Verkehrsteilnehmer und
  • Fahrzeuge, die rechts überholen.

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In der Stadt sieht die Liste der Störfaktoren etwas anders aus. Hier stehen insbesondere Radfahrer und die Roller- und Motorradfahrer im Vordergrund. Störfaktoren sind hier:

  • Radfahrer in Städten, die nicht die vorgeschriebenen Radwege nutzen,
  • nebeneinander fahrende Radfahrer,
  • Motorräder, die im Stau an anderen Verkehrsteilnehmern vorbeifahren,
  • zugeparkte Radwege und laute Musik aus anderen Fahrzeugen.

All diese Faktoren tragen dazu bei, dass das Autofahren häufig als Stress empfunden wird. So müssen beispielsweise auch immer mehr Verkehrsteilnehmer zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU). Nicht etwa, weil sie unter Alkoholeinfluss standen, sondern weil sie durch aggressives Fahren, zum Beispiel durch Drängeln oder Rasen, auffällig geworden sind.

Definition Stress

Stress ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf innere oder äußere Reize. Dieser Umstand geht evolutionsgeschichtlich darauf zurück, dass wir in Gefahrensituationen schnell agieren mussten, um unser Leben zu retten. Unser Körper läuft unter Stress zu Höchstformen auf - wenn er dann nicht ausgelastet wird, sondern sich der Druck im Innern sozusagen ansammelt, können ernsthafte körperliche (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen) und psychischen sowie psychosomatische Schäden (z. B. Burnout, Depression, Rückenschmerzen) entstehen.

Eustress

Wie bereits erwähnt, macht die Dosis das Gift: Stress in Maßen und „im der richtigen Situation“ kann gesund sein. Gemeint ist positiver Stress, auch Eustress genannt. Er erhöht unsere Aufmerksamkeit und unser sich in Hochform befindlicher Körper ist leistungsfähiger. Wenn wir Aufgaben erfolgreich beenden, motiviert uns das nicht nur, sondern führt auch zu einer Ausschüttung von Glückshormonen und durch positiven Stress bauen wir eine Widerstandskraft (Resilienz) auf. Diese Fähigkeit hilft uns, kurz gesagt, Krisen zu bewältigen.

Wie kann man Stress im Straßenverkehr vermeiden?

Stress im Straßenverkehr entsteht nicht nur durch andere Verkehrsteilnehmer. Vielmehr ist auch das persönliche Empfinden des Fahrers selbst entscheidend für die Entstehung von Stress bei einer Autofahrt. Fühlt man sich gerade selbst nicht gut oder hat Ärger auf der Arbeit, begleiten einen diese Gefühle unweigerlich auch während der Autofahrt. In diesen Situationen empfiehlt es sich vor Fahrtbeginn, eine kurze Pause zu machen, um abzuschalten. Regelmäßige Pausen bei langen Fahrten können das Stressniveau ebenfalls senken.

Auch schon vor der Fahrt kann dem Stress entgegengewirkt werden. Regelmäßige Übungen, die Stress abbauen, können hier helfen. Hierzu zählen Atem- und Entspannungsübungen sowie ausreichend Schlaf. Neben diesen Punkten ist auch die Routenplanung selbst entscheidend. Bei unbekannten Strecken hilft es, sich auf mögliche Stresssituationen wie Staus vorzubereiten und zu recherchieren. Zeitpuffer sind zusätzlich einzuplanen, denn wer unter Zeitdruck fährt, gerät automatisch in Stress.

Ist man selbst unsicher im Straßenverkehr, kann dies das persönliche Stressempfinden verstärken. In diesem Fall sollten alle Ablenkungen entfernt werden. Die Teilnahme an einem Fahrsicherheitstraining kann ebenfalls förderlich sein und hilft weitere Fahrpraxis zu sammeln.

Während der Fahrt sollte neben dem Telefonieren auch das Rauchen vermieden werden. Rauchen schränkt genauso wie das Telefonieren die Konzentrationsfähigkeit ein und reduziert darüber hinaus den Bewegungsspielraum im Fahrzeug. Die Begleiterscheinungen des Rauchens tragen zusätzlich zur Entstehung weiterer Stressfaktoren bei: Rauch behindert die Sicht oder kommt in die Augen, die Asche der Zigarette fällt auf den Boden oder man verbrennt sich selbst.

Tipps, um Stress zu kompensieren: Tun Sie etwas für sich

Lassen Sie sich nicht in Ihrer Freizeit stressen, machen und lassen Sie ihr Handy und den Fernseher aus und tun Sie etwas für sich. Führen Sie ein Feierabend- (oder auch Morgen-, Mittags- wie Sie wünschen, was für Sie passt) Ritual ein, damit Sie sich bewusst eine Auszeit nehmen. Dabei kann es sich beispielsweise um Sport, Meditation, Lesen oder Journaling, um die Gedanken zur Ruhe zu bringen, handeln. Hier ein paar konkrete Möglichkeiten:

  • Ausdauersportarten, z. B. Laufen, Schwimmen, Radfahren, Klettern, Bouldern.
  • Für den Geist: Entspannungs- und Atemübungen, Meditation.
  • Verbindung aus geistigen und körperlichen Übungen: Yoga, Tai-Chi, Qigong.

Stressfaktoren im Alltag

Konflikte im Privat- und Berufsleben, Lärm, Termin- und Leistungsdruck, ungesunde Ernährung, Sorgen und Zukunftsängste, Bewegungsmangel, Dauererreichbarkeit (durch Digitalisierung), mangelhaftes Zeitmanagement uvm.

Persönliche Rituale, um runter zu kommen, sich zu entspannen und einfach bei sich zu sein, sind förderlich für die psychische Widerstandskraft, die sogenannte Resilienz. Diese können wir trainieren, um zukünftig gelassener in Stresssituationen zu sein und für uns besser damit umzugehen.

Wichtig ist, dass Veränderungen und „das Unvermeidbare“ akzeptiert werden, denn Veränderungen gehören zum Leben dazu. Versuchen Sie also, sich anzupassen und akzeptieren Sie, dass es nicht immer eine Antwort auf jede Frage gibt. Nehmen Sie Positives stärker wahr, machen Sie es für sich sichtbar.

Seien beziehungsweise werden Sie optimistisch. Haben Sie eine belastende Situation gut überstanden, kann das Vertrauen schaffen, dass Sie auch die nächste Krise überstehen werden.

Seien Sie nicht allzu kritisch mit sich selbst und machen Sie Ihr Glück nicht von anderen abhängig. Schätzen Sie sich (mehr) wert und wenn Sie Eigenschaften oder Angewohnheiten haben, die Ihnen nicht gefallen, arbeiten Sie an sich: Machen Sie Vorteile aus (vermeintlichen) Nachteilen.

Seien Sie sich bewusst, dass Sie bestimmte Ereignisse beeinflussen können und diese so in gewissem Maß auch kontrollierbar sind. Als resilienter Mensch haben Sie eine stark ausgeprägte Kontrollüberzeugung und fühlen sich nicht so schnell macht- oder hilflos in Krisensituationen.

Auch ein starkes soziales Umfeld hilft Ihnen mit Stress umzugehen und Ihre Widerstandskraft zu fördern. Wenn Sie wissen, dass jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis da ist, wenn Sie Unterstützung brauchen, mildert das psychische Belastung.

 

Stressfaktoren_StraßenverkehrAbb.: Infografik - Stress im Straßenverkehr (eigene Darstellung, LapID Service GmbH)

 


Stefanie Effer

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