Müdigkeit ist im Fuhrparkmanagement ein relevantes Thema, denn müde Fahrer sind schlechte Fahrer, sie sind unkonzentriert und im schlimmsten Fall bauen sie Unfälle. Bereits bei der Führerscheinprüfung und später auch im Berufsalltag, wenn eine Fahrerunterweisung Pflicht ist, wird das Thema Müdigkeit in Verbindung mit dem Autofahren angesprochen, um die (zukünftigen) Autofahrer für das Thema zu sensibilisieren. Wie lässt sich Müdigkeit am Steuer vorbeugen?
Inhaltsverzeichnis:
- Müdigkeit ist ein schlechter Begleiter
- Ein Blick in die Statistik: Müdigkeit als Unfallursache im Straßenverkehr
- Wenn Müdigkeit in Sekundenschlaf endet…
- Tipps gegen Müdigkeit im (Arbeits-)Alltag
- Müdigkeit muss auch Thema in der Fahrerunterweisung sein
Wie wirkt sich Müdigkeit beim Fahren aus?
a) Die Reaktionszeit wird verzögert und es kann so Risikosituationen im Straßenverkehr kommen.
b) Wenn man müde ist, ist man nicht mehr sonderlich aufnahmefähig, die Weiterleitung und Verarbeitung von Reizen ist eingeschränkt. Man ist nicht mehr in der Lage, alles um sich herum wahrzunehmen.
c) Ist die Aufmerksamkeit des Fahrers vermindert, kann er im Ernstfall nicht schnell genug reagieren. Es ist daher wichtig, eine Fahrpause zu machen, wenn man müde ist und erst wieder weiterzufahren, wenn man ausgeruht ist.
Die richtige(n) Antwort(en) finden Sie am Ende des Beitrags.
Müdigkeit ist ein schlechter Begleiter
Wenn man müde ist, ist man unaufmerksamer und leistungsschwächer als im erholten, wachen Zustand. Sowohl unser Körper als auch unsere Psyche leiden darunter. Sind wir müde fehlen uns in der Regel Schlaf, Sauerstoff oder Flüssigkeit – sofern die Müdigkeit nicht krankheitsbedingt verursacht ist. Je nachdem, welcher beruflichen Tätigkeit man nachgeht, rächen sich die verminderte Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit schnell, manchmal mit fatalen Folgen.
Ist der Arbeitsweg lang, kein oder kaum Homeoffice möglich, um auch mal länger schlafen zu können, kann das an den Nerven zehren und uns müde machen. Weitere private Faktoren wie zum Beispiel Kinder und Hobbies nehmen uns auch in Anspruch. Da wir alle nur 24 Stunden pro Tag haben, kann es leicht passieren, zu wenig Schlaf zu bekommen, je mehr wir zu tun haben. Zwar lässt sich durch gute Organisation einiges erreichen, doch läuft nicht immer alles nach Plan, hin und wieder geschieht etwas Unvorhergesehenes. Müdigkeit kann für jeden Arbeitnehmer problematisch werden. Das Ausmaß der Folgen der Müdigkeit variiert jedoch. Es macht einen Unterschied, ob man übermüdet seine Büroarbeit verrichtet oder übermüdet hinter dem Steuer eines Dienstwagens auf dem Weg zum Kunden sitzt.
Neben zu wenig Schlaf können auch Allergien müde machen. Heuschnupfen-Allergiker beispielsweise können ein Lied davon singen, wie körperlich belastend die Wochen und Monate sind, in denen die Pollen unterwegs sind. Die Immunreaktionen machen müde, die Schleimhäute sind gereizt und geschwollen, man bekommt schlechter Luft – die erkältungsähnlichen Symptome machen schlapp. Die Leistungsfähigkeit und somit auch die Fahrtüchtigkeit sind laut einer britischen Studie genauso eingeschränkt wie nach dem Genuss von Alkohol. In unserem Beitrag „Was tun gegen Heuschnupfen während der Autofahrt?“ erfahren Sie mehr.
Apropos Alkoholkonsum: Auch die Einnahme von Medikamenten und Alkohol kann müde machen. Bei Medikamenten sollten Sie daher unbedingt den Beipackzettel lesen. Steht Ihnen eine längere Autofahrt bevor, sollten Sie daher entweder auf die Einnahme, sofern das mit Ihrem Arzt oder Apotheker in Ordnung ist, oder auf die Fahrt verzichten. Genauso verhält es sich mit Alkohol. Für Fahranfänger gilt während der Probezeit ein striktes Alkoholverbot. Sollten sie mit Alkohol im Blut erwischt werden, folgen Aufbauseminar, ein Punkt im Fahreignungsregister (Flensburg), ein Bußgeld und die Probezeit wird verlängert. Sollte der Führerschein entzogen worden sein, weil ein Unfall unter Drogen- oder Alkoholeinfluss passiert ist, muss man zur Medizinisch-Psychologischen-Untersuchung.
Uns allen sind diese Tatsachen mehr oder weniger bekannt, doch handeln wir entsprechend? Leider nein, wie die Statistik zeigt.
Ein Blick in die Statistik: Müdigkeit als Unfallursache im Straßenverkehr
Verkehrsunfälle, die durch Übermüdung hervorgerufen werden, gibt es zu viele. Seit 1991 schwankt die Zahl der Unfälle zwischen 1.600 und 3.000 pro Jahr. In den Jahren von 2004 bis 2017 lag die Anzahl der wegen Müdigkeit verursachten Verkehrsunfälle konstant zwischen 1.600 und knapp 2.000. In den Jahren 2018 und 2019 jedoch stieg die Zahl wieder über 2.000 Unfälle im Jahr.
Abbildung: Auszug aus der Statistik „Anzahl der durch Übermüdung verursachten Verkehrsunfälle mit Personenschaden in Deutschland von 1991 bis 2019“, Quelle: statista.de
Die Unfallversicherung Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) hat im Jahr 2020 untersucht, wie groß die Rolle der Müdigkeit bei Verkehrsunfällen ist. Grundlage der Untersuchung sind Zahlen zu schweren und tödlichen Dienst- und Wegeunfällen im Straßenverkehr mit Pkw und Lkw, die von der BG zwischen 2014 und 2019 erhoben wurden*. Bei über 20 Prozent der Unfälle gab es Hinweise darauf, dass der Fahrzeugführer eingeschlafen war. Bei knapp 18 Prozent der Unfälle wurden Hinweise gefunden, die nahe legen, dass der Fahrer auf Grund von Müdigkeit unaufmerksam war und deswegen Fehler gemacht hat.
Abbildung: Verkehrsunfälle aufgrund von Schläfrigkeit/Müdigkeit bei der BG ETEM nach Alter, Quelle: bgetem.de
*Anmerkung: Die Daten wurden hauptsächlich von männlichen Versicherten erhoben, da mehr Männer als Frauen über die BG ETEM versichert sind. Daher überwiegt die Zahl der Männer in der statistischen Auswertung.
Die Altersverteilung ist spannend: Zwischen dem 20. und 29. Lebensjahr sowie zwischen dem 50. und dem 59. Lebensjahr gibt es die meisten Verkehrsunfälle wegen Müdigkeit oder Schläfrigkeit – Männer wie Frauen sind betroffen. Die BG ETEM vermutet, dass junge Menschen viel in ihrer Freizeit unternehmen und Schlaf wegen zeitintensiver Freizeitaktivitäten zu kurz kommen kann. Ab 50 Jahren sind Menschen hingegen physisch angeschlagener als Jüngere und deswegen und/ oder aufgrund körperlich anstrengender Arbeit schneller erschöpft.
Neben umfangreicher Freizeitgestaltung und physischem Allgemeinzustand kann auch die Arbeitszeit ein Müdigkeitsfaktor sein. Arbeitnehmer, die eine lange Anreise zum Büro, zur Baustelle oder viele Kundentermine an unterschiedlichen Orten haben, aber auch Menschen, die Nachtschichten arbeiten, sind unfallgefährdeter: Nahezu 40 Prozent der Unfallfahrer haben mehr als 8,5 Stunden gearbeitet, 7 Prozent haben mehr als 10 Stunden gearbeitet. Arbeitnehmer, die nachts bzw. im Schichtdienst arbeiten, haben oft einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Der begünstigt, leider, kurze Schlafphasen und folglich Müdigkeit.
Wenn Müdigkeit in Sekundenschlaf umschlägt…
… kann das tödlich enden. Ist man bereits müde, wenn man sich hinters Steuer setzt kann es schnell passieren: „Nur mal kurz die Augen zu, einen Moment erholen, dann bin ich wieder fit und es kann weitergehen.“ So mag ein mancher gedacht haben, der – wenn auch nur für einen kurzen Moment – hinter dem Steuer eingenickt ist. Aber auch ohne diesen oder ähnliche Gedanken kann der Körper, wenn er zu erschöpft ist, in den (Sekunden-)Schlaf abgleiten. In unserem Beitrag „Sekundenschlaf am Steuer: Ursachen und rechtliche Konsequenzen“ gehen wir näher auf das Thema ein.
Es muss nicht gleich in einem Unfall enden, wenn man müde im Auto sitzt. Unterstützung für müde Autofahrer bieten Fahrerassistenzsysteme. Das bedeutet nicht, dass es mit einem solchen System kein Problem ist, sich unausgeruht hinters Steuer zu setzen. Doch leiten die Fahrerassistenzsysteme, wie beispielsweise Müdigkeitswarner, sicherer durch den Straßenverkehr. Sie erkennen, wie der Name schon verrät, wenn der Fahrer müde wird und fordern dazu auf, eine Pause zu machen. Die Software, die hinter diesem Assistenten steckt, wertet fortwährend das Fahrverhalten aus. Es werden mitunter die Lenkbewegung, das Spurhaltevermögen und je nach System sogar die Augenbewegung des Fahrers mittels einer Kamera erhoben. Das sind die Ist-Daten. Wird der Fahrer von Müdigkeit übermannt, weichen die Werte immer weiter von den Ist-Daten ab. Folglich warnt das System den Fahrer.
Neuwagen (Pkw, Lkw, Busse) müssen in der EU mit einer Aufmerksamkeits- und Müdigkeitswarnung (DDAW) ausgestattet werden, ab 2022 (alle neu entwickelten Fahrzeuge) bzw. 2024 (alle Neufahrzeuge), so eine EU-Vorschrift von 2019. In der Vergangenheit sind auch schon andere Assistenzsysteme für Neuwagen Pflicht geworden, zum Beispiel ABS und ESP und E-Call.
Tipps gegen Müdigkeit im (Arbeits-)Alltag
Sie können einiges tun, um im Berufsalltag und vor allem hinter dem Steuer wach zu bleiben. Die folgenden Tipps ersetzen jedoch keinen Arztbesuch, sollten Sie unter einer chronischen oder krankheitsbedingten Müdigkeit leiden.
Tipp 1: Ein Glas Wasser pro Stunde trinken:
Um nicht zu dehydrieren, Kopfschmerz und schließlich auch Müdigkeit vorzubeugen, ist es ratsam, zwischendurch etwas zu trinken. Ein Glas Wasser in der Stunde zum Beispiel. Insbesondere in kalten Monaten, wo die Raumluft wegen des Heizens trocken ist, ist regelmäßiges Trinken wichtig.
Tipp 2: Vorsicht bei Kaffee und Energydrinks:
Keine Sorge, Koffein regt zwar die Verdauung an, aber deswegen dehydrieren Sie nicht gleich. Wie bei allen Lebensmitteln gilt jedoch: in Maßen. Zu viel Koffein (über eine längere Zeit) – ob nun durch Kaffee oder Energydrinks – kann zu Kopfschmerz, erhöhtem Blutdruck und Kreislaufkollaps führen. Je nach Größe der Tasse sind ein bis zwei Tassen Kaffee (oder ein bis zwei Dosen Energydrink) in Ordnung.
Tipp 3: Bewegung und frische Luft bewirken wahre Wunder:
Ob Sie bereits müde sind oder noch fit, gönnen Sie sich regelmäßig Sonnenlicht, frische Luft und kleine Spaziergänge – oder einen größeren, z. B. in der Mittagspause. Während der Arbeit können Sie auch mal ans Fester gehen und tief Luft holen, wenn die Blase drückt, die Toilette im oberen oder unteren Stockwerk aufsuchen und wenn Sie einen höhenverstellbaren Schreibtisch haben, auch im Stehen arbeiten.
Tipp 4: Kräftig, deftig, würzig – oder doch besser leichte Mahlzeiten?
Apropos Mittagspause: Je mehr der Magen zu tun hat, desto mehr Energie benötigt er und das macht uns müde. Daher sollten Sie Mahlzeiten mit hohem Verdauungsaufwand oder industriellem Zucker mittags eher meiden (Mittagstief, Fresskoma). Denn dieser Zucker lässt unseren Blutzuckerspiegel rapide ansteigen und genauso fix wieder abfallen. Die Auswirkung auf unseren Körper: Wir werden schlapp und müde. Um der nahrungsindizierten Müdigkeit vorzubeugen, hilft es, sich Essen vorzubereiten, welches man im Büro warm machen kann. Sollte keine Mikrowelle vorhanden sein, dann gehen auch Salate mit Nüssen, Gemüse und Obst sowie Sättigungsbeilagen aus langkettigen Kohlenhydraten wie Vollkorngetreide, -reis, -nudeln, Hirse usw. Diese lassen den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen und er bleibt konstant. Und wie bleiben konstant wach.
Tipp 5: Bereiten Sie sich auf lange Autofahrten vor:
Wenn Sie wissen, dass Sie in den kommenden Tagen eine lange Dienstreise vor sich haben, gehen Sie früh schlafen – am besten schon mehrere Tage vor der Reise, damit sich ihr Körper an den Rhythmus gewöhnen kann. Eine längere Autofahrt unausgeschlafen und gestresst anzutreten, ist keine gute Idee. Trinken Sie vor der Fahrt genug und packen Sie ausreichend Getränke (Wasser, ungesüßten Tee) und Verpflegung für unterwegs ein. Nehmen Sie keine Medikamente vor der Fahrt ein, die Ihre Fahrtüchtigkeit einschränken – das gleiche gilt für Alkohol oder Drogen.
Tipp 6: Planen Sie Pausen ein und/ oder übergeben Sie an Ihren Beifahrer:
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) empfiehlt einen Kurzschlaf (engl. Powernap) einzulegen, wenn Sie eine lange Fahrt unternehmen. Das Nickerchen sollte etwa zehn bis zwanzig Minuten dauern, nicht länger. Ansonsten ist der Kurzschlaf nicht erholsam. Stellen Sie sich am besten einen Wecker, damit Sie rechtzeitig wieder geweckt werden und nicht in den Tiefschlaf übergehen. Planen Sie diese Powernaps etwa alle drei bis vier Stunden ein. Alternativ können Sie auch einen Spaziergang oder Dehnübungen machen. Sollten Sie dennoch merken, dass Sie zu müde sind, legen Sie besser einen Zwischenstopp mit Übernachtung ein oder übergeben Sie – sofern Sie einen haben, das Steuer an Ihren Beifahrer. Dieser kann Sie auch darauf aufmerksam machen, wenn Ihre Konzentration nachlässt und eine Unterhaltung kann auf einer längeren Strecke geistig fit halten (Alternative: Hörbuch, Podcast usw.). Im besten Fall wechseln Sie beide sich auf der Fahrt ab, sodass jeder genügend ausruhen kann.
Müdigkeit muss auch Thema in der Fahrerunterweisung sein
Dienstwagenfahrer und Poolfahrzeugnutzer müssen regelmäßig über Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz aufgeklärt werden. Das hilft Arbeitsunfällen vorzubeugen. In Ihrer Fahrerunterweisung sollte daher das Thema Müdigkeit angesprochen werden. Wann sollte man sich nicht hinters Steuer setzen, welche Symptome müssen ernst genommen und gegebenenfalls beim Arzt abgeklärt werden usw.
Unterweisen Sie Ihre Mitarbeiter persönlich oder nutzen Sie das (digitale) Angebot eines Dienstleisters?
Richtige Antworten Führerschein-Frage: a, b, c