ADR-Bescheinigung: Die 8 wichtigsten Fragen

ADR-Bescheinigung: Die 8 wichtigsten Fragen
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Um EU-weit Gefahrstoffe transportieren zu dürfen, benötigen die Fahrer eine ADR-Bescheinigung – aber auch hier gibt es Ausnahmen. Was es mit dem ADR-Schein genau auf sich hat, welche Kosten anfallen und nach welchen Regelungen keine ADR-Schulung absolviert werden muss, jetzt in unserem Beitrag nachlesen:

Inhaltsverzeichnis:

Was bedeutet ADR für Lkw?

ADR ist kurz für "Agreement concerning the international carriage of dangerous goods by road" - in Deutschland als "Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße" bekannt. Das Übereinkommen trat in Deutschland 1970 in Kraft und wurde zuvor von der Wirtschaftskommission für Europa in Genf ausgearbeitet. Bis heute wird das ADR alle zwei Jahre EU übergreifend überarbeitet und aktualisiert.

Das ADR regelt die grenzüberschreitende Beförderung von Gefahrgut im Straßenverkehr innerhalb Europas. Ein Gefahrguttransport kann auf der Straße, mit dem Flugzeug, Schiff oder auf Schienen erfolgen. Als Gefahrgut gelten Stoffe, die sowohl die Umwelt als auch Tiere und Menschen gefährden oder schädigen können. 

Neben den Gefahrenstoffklassifizierungen enthalten die ADR-Vorschriften u.a. aber auch Vorgaben zu Umgang, Verpackung, Dokumentation und Transport. Darüber hinaus sind hier Voraussetzungen verankert, die ein Fahrer erfüllen muss, um sich für den Transport zu qualifizieren (Anlage B, 8.2 ADR).

Was ist ein ADR-Schein?

Die ADR-Bescheinigung oder auch ADR-Schein ist eine Erweiterung des normalen Lkw-Führerscheins. Sie befugt den Fahrer zum Transport von bestimmten Gefahrgütern. Der Lichtbildausweis ist bei jedem Transport von Gefahrstoffen mitzuführen, muss vor Fahrtantritt von einem Gefahrgutbeauftragten kontrolliert werden und bei einer Kontrolle immer zur Hand sein.

Die Bescheinigung belegt, dass der Fahrer die Fortbildung sowie die dazugehörige Prüfung absolviert und bestanden hat. Nach der Prüfung kennt er somit die Vorschriften der Gefahrgutverordnung Straße (GGVS) und verfügt über das nötige Fachwissen, um Gefahrenstoffe sicher zu transportieren.

Der Fahrer muss sich daher mit folgenden Themen auskennen:

  • Allgemeine Vorschriften
  • Gefahreneigenschaften
  • Dokumentation
  • Fahrzeug- und Beförderungsarten
  • Umschließungen/Ausrüstung
  • Kennzeichnung
  • Abfahrtskontrolle und Ladungssicherung
  • Durchführung der Beförderung
  • Maßnahmen nach Unfällen und Zwischenfällen

Welche Gefahrstoffe dürfen mit dem ADR-Schein transportiert werden?

Der Basis ADR-Schein befähigt den Fahrer zwar zum Transport von Gefahrstoffen doch auch hier gibt es Unterschiede. Insgesamt gliedern sich die Gefahrgüter wie folgt in 9 Klassen:

Gefahrgutklassen_1-9

Mit der Basis ADR-Bescheinigung dürfen die meisten dieser Klassen transportiert werden. Ausnahmen sind jedoch Gefahrguttransporte mit Tankfahrzeugen, Tankcontainern, Aufsatztanks und Fahrzeugen, die Batterien geladen haben. Gefahrstoffe der Klasse 1 sowie auch radioaktive Stoffe der Klasse 7 dürfen ebenfalls nicht transportiert werden.

Um die genannten Fahrzeuge bzw. Stoffe transportieren zu dürfen, bedarf es zusätzlich zur Erstschulung für den Gefahrgutfahrer folgende drei Aufbauschulungen:

  • Aufbaukurs Tank
  • Gefahrguttransport Klasse 1 Explosive Güter
  • Gefahrguttransport Klasse 7 Radioaktive Güter

Wer braucht eine ADR-Bescheinigung?

Eine ADR-Bescheinigung braucht jeder Fahrer, der Gefahrstoffe über der 1.000-Punkte-Regelung transportieren möchte. Ob die Menge über den 1.000 Punkten liegt, lassen sich mit folgender Formel berechnen:

Gewicht x Faktor der Gefährlichkeit (0,1,2,3,20,50) = Punkte

Der Gefährlichkeitsfaktor ist jedem Stoff zugeordnet und kann in ADR 1.1.3.6 eingesehen werden.

Die betroffenen Gefahrstoffe sind in Kapitel 3.2 ADR aufgelistet und werden nach 1.1.3.6.3 ADR in Beförderungskategorien unterteilt und einer höchstzulässige Gesamtmenge zugeteilt.

Beförderungskategorie (BFK) höchstzulässige Gesamtmenge je Beförderungseinheit
0 Ohne ADR-Schein dürfen diese Stoffe
nicht transportiert werden
(Nitroglycerin, Cyanwasserstoff)
1 Es dürfen 20 Kilogramm bzw. Liter des Stoffes ohne ADR-Schein transportiert werden.
2 Es dürfen 333 Kilogramm bzw. Liter dieses Gefahrstoffes ohne ADR-Schein transportiert werden.
3 Es dürfen 1000 Kilogramm bzw. Liter dieses Gefahrguts ohne ADR-Schein transportiert werden.
4 Diese Stoffe dürfen unbegrenzt transportiert werden und ein ADR-Schein ist nicht nötig.

 

Soll der Fahrer nun mehr als die angegebene Höchstmenge transportieren wollen, muss er im Besitz eines ADR-Scheins sein. Um die Berechnung zu vereinfachen und Fehler zu verhindern, gibt es hierfür spezielle Rechner.

Was ist die Unterweisung nach ADR 1.3?

Eine Gefahrguttransporter-Unterweisung nach ADR 1.3 ist kein Ersatz für eine ADR-Schulung. Um jedoch Gefahrstoffe auch unter der 1.000-Punkte-Regelung EU-weit transportieren zu dürfen, ist eine Unterweisung Pflicht. Doch nicht nur Fahrer von möglichen Gefahrstoffen müssen für Gefahrguttransporte unterwiesen werden. Personen, die mit Gefahrstoffen arbeiten, müssen ebenfalls eine Gefahrstoffe-Unterweisung nachweisen.

Relevante Themen der ADR-Unterweisung sind u.a.:

  • Allgemeine Vorschriften
  • Dokumentation
  • Kennzeichnung
  • Notfallmaßnahmen

Was kostet die ADR-Bescheinigung?

Die Kosten für eine ADR-Schulung variieren je nach Anbieter, liegen aber in den meisten Fällen zwischen 300 und 400 Euro. Die Kosten werden in der Regel vom Fahrer selbst bezahlt und nur in Ausnahmefällen vom Arbeitgeber übernommen.

Die Schulung selbst dauert im Schnitt 2,5 Tage und wird von unterschiedlichen Institutionen angeboten. Neben TÜV und DEKRA dürfen auch zertifizierte Fahrschulen bzw. Personen die Schulung durchführen. In jedem Fall wird die Abschlussprüfung von der IHK gestellt und auch die ADR-Bescheinigung wird von der IHK vergeben. Die Prüfung erfolgt in Form einer Multiple-Choice-Abfrage und kann bei Nicht-Bestehen einmalig ohne neue Schulung wiederholt werden. Sollte auch diese Prüfung nicht bestanden werden, muss der Kurs erneut besucht und die Kosten erneut gezahlt werden.

Die Aufbauschulungen für Tank, Klasse 1 und Klasse 7 müssen zusätzlich absolviert werden. Auch hier gibt es eine Schulung sowie eine Abschlussprüfung via Multiple-Choice Abfrage. Die Kosten und Dauer belaufen sich dabei wie folgt:

Schulung Gefahrgutfahrer Kosten Dauer
Basis ADR-Bescheinigung ca. 300-400 Euro 2,5 Tage
Aufbaukurs Tank ca. 300 Euro 1 Tag
Aufbaukurs Klasse 1 ca. 300 Euro 1 Tag
Aufbaukurs Klasse 7 ca. 300 Euro 1 Tag

 

Auch eine Kombination aus Basis ADR-Schulung und Aufbaukurs wird angeboten. Hier belaufen sich die Kosten auf ca. 600 Euro und es dauert in der Regel ungefähr 3 bis 4 Tage.

Wie lange ist der ADR-Schein gültig?

Einmal absolviert, ist der ADR-Schein 5 Jahre gültig und muss danach durch eine Gefahrgutfahrer-Auffrischungsschulung erneuert werden. Hier gilt es besonders zu beachten, dass die ADR-Bescheinigung nicht verfallen darf, sondern die Auffrischung in einem Zeitraum von 12 Monaten vor dem Auslaufen durchgeführt wird (8.2.2.8.2 ADR). Die verbleibenden Monate bis zum Verfall werden bei bestandener Prüfung den 5 Jahren hinzugerechnet. Die Kosten für eine Auffrischung belaufen sich erneut auf ca. 250 Euro und sie dauert in der Regel zwei Tage.

Sollte der ADR-Schein verfallen, muss die Gefahrgutfahrer-Schulung komplett neu und zum vollen Preis absolviert werden.

Achtung: Die Gültigkeit der Aufbauschulungen richtet sich nach dem Verfall des ADR-Scheins. Wurde der ADR-Schein also bspw. am 5. Januar 2023 ausgestellt und der Aufbaukurs Tank am 10. November des gleichen Jahres absolviert, verfällt beides nach fünf Jahren zum 5. Januar 2028. Gleiches gilt für die Aufbauschulungen Klasse 1 und Klasse 7.

Welche Bedeutung hat die ADR-Bescheinigung für den Fuhrpark?

Für den Fuhrpark bedeutet die ADR-Bescheinigung mehr Sicherheit, wenn es um den Transport von Gefahrstoffen geht. Allerdings muss hier zusätzlich zum Führerschein ein weiteres Dokument regelmäßig geprüft werden. Dies findet vor jedem Transport durch den Gefahrgutbeauftragten statt, da dieser sich vergewissern muss, dass der Fahrer im Besitz des ADR-Scheins ist.

Zusätzlich muss der Fuhrparkmanager die Ablauffristen sowie die einzelnen Aufbauschulungen im Blick behalten. Sollte ein Fahrer seinen ADR-Schein nicht verlängern, darf er keine Gefahrstoffe mehr transportieren. Auch nicht unterhalb der 1.000-Punkte-Regelung, da er hierfür wenigstens die 1.3 ADR-Unterweisung benötigt. Demnach könnte dieser Mitarbeiter aus dem Dienst zunächst ausscheiden, bis der Schein aktualisiert vorliegt oder er eine ADR 1.3 Unterweisung durchgeführt wurde.

Sollte ein Fahrer ohne eine ADR-Bescheinigung beim Transport von Gefahrstoffen erwischt werden, hat dies nicht nur Konsequenzen für den Fahrer, sondern auch für das Unternehmen. Verantwortlich ist in diesem Fall nicht nur der Gefahrgutbeauftragte, sondern auch das Fuhrparkmanagement.

Die Strafen können sich hier auf mehrere tausend Euro belaufen, da neben Nachweisverstößen und dem Transportieren ohne Erlaubnis auch keine Qualifikation z.B. zur Ladungssicherung von Gefahrstoffen mehr vorliegt. Unfälle mit geladenen Gefahrstoffen, ob mit oder ohne ADR-Bescheinigung, werden nicht pauschal geahndet und müssen, bevor es zu einem Strafmaß kommt, gründlich und individuell geprüft werden. Die Folgen und Schäden für Umwelt, Tiere und Menschen sind ebenfalls gesondert zu bewerten und tragen zum Strafmaß bei.

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Sarah Brüdigam

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