Jeden Tag pendeln Millionen von Menschen zur Arbeit. Aber wie genau bewältigen sie diesen Weg? Die deutschen Berufspendler setzen hier auf Privatwagen, Dienstwagen, Züge und andere öffentliche Verkehrsmittel oder ganz CO² bewusst auf das Fahrrad. Wir geben Ihnen einen Überblick über den Arbeitsweg, die Entfernungen, Beförderungsmittel und die Hindernisse sowie Tipps, um trotzdem stressfrei am Arbeitsort anzukommen. Außerdem verschaffen wir einen Überblick, was zu tun ist, wenn es zu einem Wegeunfall kommt.
Inhaltsverzeichnis:
- Der Arbeitsweg: Entfernung und Beförderungsmittel
- Fahrzeit = Arbeitszeit?
- Den Arbeitsweg steuerlich geltend machen
- Der Arbeitsweg: Hindernisse
- Wegeunfall: Was nun?
- Wenn Pendeln zur Gesundheitsbelastung wird
- Vor- und Nachteile des Pendelns
- Checkliste: Entspannt zur Arbeit
Der Arbeitsweg: Entfernung und Beförderungsmittel
Das statistische Bundesamt hat für 2020 aktuelle Zahlen zu Berufspendlern veröffentlicht: Der Großteil der deutschen Pendler (77,5 Prozent) hat einen Arbeitsweg von unter 25 km. Nur 14,2 Prozent müssen Entfernungen von über 25 oder 50 km überwinden, um zu ihrer Arbeitsstätte zu gelangen. Die meisten Pendler sind damit zwischen 10 und 30 Minuten unterwegs. Nur ein geringer Anteil von 5 Prozent ist länger als eine Stunde unterwegs.
Bei der Beförderungsart selbst muss unterschieden werden, in welchem Gebiet man sich bewegt. In Ballungsräumen, z. B. dem Ruhrgebiet, ist der Anteil an Pkw-Nutzern deutlich geringer als in ländlichen Regionen. Es wird vermehrt auf öffentliche Verkehrsmittel wie U-Bahn, Tram, Bahn und Bus gesetzt. Der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel in ländlichen Regionen ist hingegen deutlich geringer.
Und noch ein paar weitere Fakten zum Pendeln:
- Männer pendeln deutlich öfter und weiter.
- Der größte Pendleranteil befindet sich in Frankfurt (Main). Weitere Städte mit hohem Pendler-Anteil sind Offenbach am Main, Ludwigshafen am Rhein, Mülheim an der Ruhr und Wolfsburg. Vergleichsweise weniger Pendler gibt es in Berlin, Dresden, Leipzig, Hamburg und Rostock.
- Besserverdiener (ab einem Nettoeinkommen von 2.900 Euro) steigen statistisch gesehen lieber auf das Auto um, dabei nehmen Sie auch längere Distanzen in Kauf (meist mehr als 25 Kilometer).
- Ist man mit dem Auto unterwegs, verbringen Pendler im Durchschnitt bis zu 58 Stunden pro Jahr im Stau.
Fahrzeit = Arbeitszeit?
Gerade wenn man einen längeren Weg zur Arbeit hat, fragt man sich, ob die Fahrzeit auch als Arbeitszeit angerechnet wird. Die wichtigsten Fragen und Antworten diesbezüglich, z. B. wann Fahrzeit als Arbeitszeit angesehen wird, haben wir in einem gesonderten Beitrag für Sie zusammengefasst.
Kurz zusammengefasst heißt es:
- Für Berufskraftfahrer ist die Fahrzeit selbstverständlich Arbeitszeit, da es sich um die dienstliche Tätigkeit handelt.
- Für Dienstreisende ist zwischen der Anreiseart zu unterscheiden (Auto oder Bahn) und es gilt die Beanspruchungstheorie zu berücksichtigen.
- Bei Außendienstmitarbeitern ohne festen Arbeitsort ist die Fahrzeit Arbeitszeit.
Den Arbeitsweg steuerlich geltend machen
Hat man einen längeren Weg zur Arbeit und verbringt man viel Zeit mit dem Pendeln, lohnt sich ein genauer Blick bei der nächsten Steuererklärung, denn der Arbeitsweg kann steuerlich geltend gemacht werden.
In ihrem Gastbeitrag betrachten bfp FUHRPARK & MANAGEMENT die wichtigsten Fragen zur Steuererklärung in Bezug auf die Nutzung des Dienstwagens und den Arbeitsweg generell:
Der Arbeitsweg: Hindernisse
Jeder, der oft mit dem Auto unterwegs ist, kennt es. Gerade in Berufsverkehrszeiten steht man oft im Stau. Aber nicht nur der Stau ist ein Hindernis auf dem Weg zur Arbeit. Ist man an seinem Arbeitsort angekommen, stellt sich die nächste Frage: Wo parkt man sein Auto? Stellt die Firma keinen Parkplatz oder kein Parkhaus zur Verfügung, muss man sich auf die lange Suche nach einem Stellplatz begeben. Zu den Kraftstoffkosten kommen dann auch noch die Kosten für Parkplätze hinzu.
Doch nicht nur beim Auto kann es zu Hindernissen auf dem Weg zur Arbeit kommen. Überfüllte Züge aufgrund von Bauarbeiten, Zugausfälle wegen Unwetter oder ganze Streckensperrungen machen den Pendlern das Leben ebenfalls nicht einfach. Da denkt man vielleicht, dass das Fahrrad die beste Alternative wäre, umweltschonend und flexibel, aber auch hier muss man ab und an mit Behinderungen rechnen. Das größte Hindernis beim Radfahren zur Arbeit ist das Wetter. Schnee, Regen und Sturm hindern viele Pendler daran, ihren Arbeitsweg wie gewohnt zu bewältigen. Diese weichen dann in der Regel auf andere Beförderungsmittel aus.
Wegeunfall: was nun?
Auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit kann viel passieren. Ereignet sich unterwegs im Straßenverkehr ein Unfall, ist ein Arbeitnehmer in der Regel über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Dieser Unfall wird als Wegeunfall bezeichnet.
Im Jahr 2020 wurden über 152.823 Unfälle von Beschäftigten auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause gemeldet. Die Zahlen sind für das Jahr 2020 rückläufig, was auch auf die zunehmende Arbeit im Homeoffice zurückzuführen ist. In den Jahren vorher lagen die Zahlen deutlich über 180.000 Wegeunfällen im Jahr. Eine der häufigsten Unfallursachen ist dabei menschliches Fehlverhalten. Daher ist es besonders wichtig, Mitarbeiter für verkehrssicheres Verhalten zu sensibilisieren - insbesondere dann, wenn sie mit einem Fahrzeug (privat oder Firmenwagen) unterwegs sind.
Was ist ein Wegeunfall?
Die Definition des Wegeunfalls lässt sich aus den Grenzen des Arbeitsunfalls bestimmen.
Bei einem Wegeunfall handelt es sich um einen Unfall, der sich auf dem direkten Weg zur Arbeit ereignet. Umwege sind von dieser Definition ausgeschlossen, es sei denn, die Umwege sind aus den folgenden Gründen erforderlich gewesen:
- Unterbringung der Kinder während der Arbeitszeit (z. B. Fahrt zur Kita)
- Fahrgemeinschaften mit anderen Berufstätigen oder Versicherten
- Umleitungen, aufgrund besonderer Verkehrsvorkommnisse (z. B. Stau, Unfall, Baustelle)
- Der längere Weg führt zu einem schnelleren Erreichen des Arbeitsplatzes (z. B. viele Ampeln auf dem eigentlichen/direkten Weg)
Wann greift die gesetzliche Unfallversicherung?
Entscheidend für das Greifen der Unfallversicherung sind zwei grundlegende Faktoren: Zum einen die Definition eines Wegeunfalls, wie bereits beschrieben, und zum anderen die rechtzeitige Meldung.
- Ein Wegeunfall definiert sich durch den direkten, unmittelbaren Weg zwischen Arbeit und Wohnort.
- Damit im Falle eines Unfalls ausschlaggebende Beweise zum Tathergang geschützt werden und eine Kostenübernahme durch die Berufsgenossenschaft ohne Probleme erfolgen kann, ist die rechtzeitige Meldung des Wegeunfalls unabdingbar. Dem Arbeitgeber sind hierzu alle ausschlaggebenden Informationen zum Unfallhergang vorzulegen. Des Weiteren sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden, um eventuelle Schadensersatzansprüche aufgrund von Personenschäden umgehend geltend machen zu können.
Abbildung: Übersicht Versicherungsstatus Wegeunfall (eigene Darstellung)
Beweislast bei Arbeitsunfällen
Ereignet sich ein Wegeunfall, liegt die Beweislast allerdings beim Unfallopfer, also dem Arbeitnehmer selbst. Daher ist grundsätzlich anzuraten einen Fachanwalt für Sozialrecht hinzuzuziehen. Dies zeigte ein Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahre 2016. Ein Arbeitnehmer verfuhr sich auf dem Weg zur Arbeitsstelle und verursachte einen schweren Unfall infolge eines gefährlichen Wendemanövers. Dies kostete den Arbeitnehmer den Versicherungsschutz.
Versicherungsschutz (auf falschen Wegen) bestünde laut Urteil nur dann, wenn der Irrtum (das Verfahren/falsch abbiegen) aufgrund besonderer Vorkommnisse entstehen würde, beispielsweise durch schlecht beschilderte Straßen oder Beeinträchtigung der Sicht durch Nebel (Az.: B 2 U 16/15 R).
Die Berufsgenossenschaften stellen für die Anzeige von Unfällen online Unfallanzeiger zur Verfügung. Diese Formulare enthalten neben den Angaben zur versicherten Person Platz für die ausführliche Schilderung des Unfallhergangs sowie zu Angaben zu entstandenen Verletzungen und weiteren wichtigen Informationen, die für eine spätere Bearbeitung des Wegeunfalls erforderlich sind.
Wenn Pendeln zur gesundheitlichen Belastung wird
Die Techniker Krankenkasse hat sich im Jahr 2021 genauer mit dem Thema Pendeln befasst und ermittelt, welchen Einfluss das Pendeln auf die Gesundheit des Menschen hat. Die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:
Auch wenn man vermeintlich gesund ist, kann Pendeln krank machen, denn Pendeln belastet die Psyche. Volle Züge, lange Arbeitswege, ständige Verspätungen, all das geht uns auf die Nerven und beeinflusst unsere Psyche. Auch körperliche Leiden wie Rückenschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden sind bei Pendlern häufig ausgeprägter. Das lange Sitzen im Auto oder Zug schränkt den Bewegungsapparat ein. Die Leiden nehmen zu, je länger der Arbeitsweg ist. Ab einem Weg von 45 Minuten wird es kritisch.
Mehr Informationen gibt es im aktuellen TK-Report: Pendeln kostet Zeit und Nerven
Stressfaktoren im Straßenverkehr
Insbesondere im Straßenverkehr und beim Pendeln mit dem Pkw kann es stressig werden. In unserem gesonderten Beitrag über die Stressfaktoren im Straßenverkehr befassen wir uns mit einer ADAC-Umfrage und geben Tipps, wie man Stress im Straßenverkehr vermeiden kann. Diese Tipps sind auch für Berufspendler hilfreich und können dafür sorgen, dass der Weg zur Arbeit weniger zur Belastung wird.
Auf einen Blick - folgende Stressfaktoren kommen beim Pendeln besonders oft vor:
- Verspätungen und Betriebsstörungen
- Schlechte Fahrweise anderer Verkehrsteilnehmer und aggressive Fahrweise
- Mangelhafte Informationen der Verkehrsbetriebe (zur aktuellen Verkehrssituation)
- Schlechte Luft und Hitze
- Laute Gespräche anderer Pendler (insbesondere in öffentlichen Verkehrsmitteln)
- Körper- und Essensgerüche
Vor- und Nachteile des Pendelns
Vorteile | Nachteile |
Abstand zum Job: Abschalten auf dem Weg zur oder von der Arbeit. Trennung von Arbeits- und Privatleben durch Abstand. | Zeitaufwand: Langes Pendeln erfordert Zeit, die später am Tag fehlt. |
Besseres Zeitmanagement: Langes Pendeln führt weniger dazu, dass Überstunden entstehen im Gegensatz zu kurzen Arbeitswegen. | Geringere Flexibilität: Stau und Verspätungen müssen immer eingeplant werden, je nach Verkehrsmittel ist man an Abfahrtzeiten gebunden. |
Finanzielle Vorteile: Miet- und Wohnkosten sind außerhalb der Städte meist günstiger, auch wenn zusätzliche Kosten für das Pendeln eingerechnet werden müssen. | Höheres Stresslevel: Einbußen in der Freizeit, langes Sitzen, Zeitdruck usw.. erhöhen das Stresslevel. |
Checkliste: Entspannt zur Arbeit
Statistisch gesehen empfinden wir den Arbeitsweg ab einer Dauer von 21 Minuten als Stress. Es gibt allerdings viele Möglichkeiten, um den Weg zur Arbeit trotz Pendler-Dasein entspannter zu gestalten. Die nachfolgende Checkliste fasst die wichtigsten Maßnahmen kurz zusammen:
- Planen Sie ausreichend Zeit ein: Nichts ist unentspannter als gestresst in den Tag zu starten und unter Zeitdruck zu stehen. Gehen Sie ggf. auch eine Station zu Fuß, um frische Luft zu schnappen.
- Bilden Sie Fahrgemeinschaften: Gemeinsam fährt es sich einfacher und entspannter. Man fokussiert sich nicht auf die Hindernisse auf dem Weg zur Arbeit und tauscht sich zusätzlich mit Kollegen aus.
- Nutzen Sie die Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln: Lesen Sie ein Buch oder hören Sie Musik. Achten Sie hier auch auf eine gute Ausstattung. Kopfhörer mit Noise-Cancelling-Funktion können das Abschalten in öffentlichen Verkehrsmitteln unterstützen und sorgen dafür, dass Sie entspannter ankommen.
- Kombinieren Sie Pendlerfahrten mit privaten Erledigungen: Vermeiden Sie doppelte Fahrten und gehen Sie beispielsweise direkt nach der Arbeit einkaufen, anstatt erst nach Hause zu fahren.
- Nutzen Sie alternative Fortbewegungsmöglichkeiten: Pedelecs oder E-Bikes halten Sie fit und unterstützen Sie gleichzeitig auf dem Weg zur Arbeit.
- Nehmen Sie Gleitzeit- und Homeoffice-Regelungen in Anspruch: So vermeiden Sie Stresszeiten durch z. B. Ferienstarts oder Brückentage.
- Nutzen Sie Alternativen zum Radio: Hören Sie Hörbücher oder Podcasts im Auto, um sich vom Pendeln abzulenken.
- Machen Sie es sich bequem: Greifen Sie insbesondere in öffentlichen Verkehrsmitteln auf das Zwiebelprinzip zurück, um Gegen Hitze und Kälte gewappnet zu sein. Tragen Sie immer einen leichten Schal, um einen steifen Hals zu vermeiden.
- Ausreichend Bewegung einplanen und auf Komfort achten: Finden Sie einen Ausgleich zu ständigem Sitzen und treiben Sie regelmäßig Sport. Nutzen Sie bei längeren Autofahrten ein ergonomisches Sitzkissen. So können Sie Nacken- und Rückenschmerzen vorbeugen.
- Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben: Sorgen Sie privat dafür, dass sie möglichst viel Abstand zur Arbeit gewinnen, stellen Sie soziale Kontakte in den Mittelpunkt.
- Stellen Sie Regeln auf: Definieren Sie, wie Sie mit Verspätungen umgehen und welche Tage Homeoffice-Tage sind.
- Achten Sie auf Ihre Gesundheit: Nehmen Sie beispielsweise immer eine Flasche Wasser mit, egal ob Sie mit Bahn oder Auto unterwegs sind. So können Sie Dehydrieren vermeiden. Ein kleiner (gesunder) Snack kann auch nicht schaden.
- Sorgen Sie für die richtige Ausstattung: Rucksack, Messenger oder Handtasche sollten praktisch sein und z. B. Schutz gegen Regen und Spritzwasser bieten. Rucksäcke sind generell empfehlenswert, da die Last auf beide Schultern verteilt wird.
Mit diesen Maßnahmen und Hilfsmitteln sind Sie ideal aufs Pendeln vorbereitet.