Wer kennt die Situation nicht, man ist mit dem Auto unterwegs und auf einmal gibt es einen Knall. Zuerst sieht man ihn vielleicht noch nicht, aber der Steinschlag in der Frontscheibe kann ersthafte Konsequenzen nach sich ziehen und sogar zum Riss der Scheibe führen. Wir geben einen Überblick, was bei einem Steinschlag zu tun ist.
Ein Glasschaden am Fahrzeug tritt häufiger auf als gedacht. Eine Ursache für einen Glasschaden kann der sogenannte Steinschlag sein. Wie entsteht ein Steinschlag überhaupt? Die häufigste Ursache für den Steinschlag sind hochgeschleuderte kleine Steinchen, die im Flug auf die Frontscheibe des Fahrzeugs prallen. Ist das Steinchen groß und die Geschwindigkeit hoch genug, entsteht durch den Aufschlag ein Loch in der Scheibe.
Autoscheiben bestehen aus Sicherheitsglas, das heißt, es sind zwei Glasscheiben, die mithilfe einer Zwischenschicht miteinander verbunden werden. Regelungen hierzu finden sich in der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung in Paragraf 40. Im Bereich der Frontscheiben wird üblicherweise Verbundsicherheitsglas (VSG) verwendet. Bei neuerem Verbundsicherheitsglas besteht diese Zwischenschicht aus Folie. Ein Vorteil von Verbundsicherheitsglas ist, dass in die Zwischenschicht weitere Funktionen, wie z. B. Antennensysteme oder Heizsysteme eingelassen werden können. Für Heck- und Seitenscheiben wird meist auf Einscheibensicherheitsglas (ESG) gesetzt.
Sowohl Einscheibensicherheitsglas als auch Verbundsicherheitsglas haben die Eigenschaft, dass das Glas beim Bruch in kleine Teile zersplittert. Diese sind zwar weiterhin scharfkantig, durch die kleineren Teile wird das Verletzungsrisiko allerdings deutlich reduziert. Die Zwischenschicht im Verbundsicherheitsglas trägt zusätzlich dazu bei, dass das Durchdringen eines Gegenstands durch die Scheibe erschwert wird.
Was tun, wenn es zu einem Steinschlag gekommen ist?
Wie sollten Sie sich verhalten, wenn Sie während der Fahrt einen Steinschlag bemerkt haben? Im ersten Schritt heißt es Ruhe zu bewahren. Halten Sie bei nächster Gelegenheit an und untersuchen Sie den Steinschlag auf der Scheibe. Um das Verschmutzen der Steinschlag-Stelle zu verhindern ist es ratsam die Stelle mit einem Aufkleber oder Folie zu überkleben. Dokumentieren Sie den Schaden, am besten mit einem Foto, um einen Nachweis für die Versicherung zu haben. Melden Sie den Schaden anschließend bei der Versicherung.
Je nach Steinschlag muss die Scheibe getauscht oder repariert werden.
Der Steinschlag auf der Frontscheibe, wann muss die Scheibe getauscht werden?
Ob ein Steinschlag auf der Frontscheibe repariert werden kann oder ob die gesamte Frontscheibe ausgetauscht werden muss, ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Diese sind im Erlass BMV/StV 13/36.20.10-01 vom 06. Februar 1986, Verkehrsblatt S. 130 geregelt:
- Liegt der Steinschlag im Randbereich der Scheibe (ca. 10 cm vom Rand)? In diesem Fall ist eine Reparatur des Steinschlags ausgeschlossen.
- Liegt der Steinschlag im Sichtfeld des Fahrers (als Orientierung wird eine Fläche von der Größe eines DIN-A4-Blatts vor dem Fahrer verwendet)? In diesem Fall ist eine Reparatur des Steinschlags ebenfalls ausgeschlossen.
- Hat der Steinschlag einen Durchmesser von über 5 mm? Auch in diesem Fall ist die Reparatur des Steinschlags nicht möglich und die Scheibe muss ausgetauscht werden.
Abbildung: Steinschlag Reparaturmöglichkeiten, Eigene Darstellung LapID Service GmbH; Bildquelle Fahrzeug: Freepik
Die oben angegebenen Faktoren betreffen ausschließlich die äußere Schicht der Scheibe. Sind die Zwischenfolie oder gar die Innenscheibe vom Steinschlag betroffen, ist eine Reparatur ebenfalls nicht mehr möglich und die Scheibe muss getauscht werden.
Ist bereits ein Riss in der Frontscheibe zu erkennen der länger als 5 cm ist, ist ein Austausch der Scheibe ebenfalls erforderlich.
Hinweis: Ein Steinschlag in der Frontscheibe kann zu Problemen bei der Hauptuntersuchung führen, die gesprungene Windschutzscheibe stellt dabei beispielsweise einen gravierenden Mangel dar.
Trifft keiner der oben genannten Faktoren zu, muss die Scheibe nicht ausgetauscht werden, eine Reparatur über die Kfz-Werkstatt oder spezialisierte Autoglas-Dienstleister ist möglich. Hierzu wird die Stelle des Steinschlags in der Scheibe versiegelt und das weitere Reißen verhindert. Kleinere Steinschläge können in der Regel mithilfe von Smart Repair („Smart Middle Area Repair Technologies“) repariert werden.
Hinweis: Mit speziellen Erste Hilfe-Kits können Steinschläge, die sich nicht im Sichtfeld befinden, auch selbst repariert werden. Die Reparatur über die Werkstatt oder den Autoglasexperten wird allerdings empfohlen.
Worauf ist beim Tausch der Scheibe zu achten?
Den Austausch der Frontscheibe sollte immer ein Experte vornehmen, da nicht nur der Tausch der Scheibe selbst entscheidend ist. In neueren Fahrzeugen sind in den Scheiben zumeist Sensoren mit verbaut, die die Fahrerassistenzsysteme in ihrer Arbeit unterstützen. Diese müssen nach einem Scheibentausch neu eingestellt werden, damit die Assistenzsysteme weiterhin zuverlässig arbeiten können.
Folgen eines nicht reparierten Steinschlags
Wird der Steinschlag nicht repariert, kann dies zu einem Risikofaktor werden, auch wenn der Steinschlag nicht im Sichtfeld des Fahrers liegt. Folgende Gefahren können von einem nicht reparierten Steinschlag ausgehen:
- Instabilität der Frontscheibe und damit einhergehend ein höheres Bruchrisiko.
- Störende Reflektionen an der Stelle des Steinschlags.
Auch kleinste Glasbrüche können sich zu einem großen Riss entwickeln. Beeinflusst wird die Bildung eines Risses im Glas beispielsweise durch hohe Temperaturen im Sommer in Kombination mit der eingeschalteten Klimaanlage. Die unterschiedlichen Temperaturen beanspruchen das Glas und können so zum Riss der Scheibe führen. Ein weiterer Risikofaktor bei einem nicht reparierten Steinschlag können Erschütterungen bei hoher Geschwindigkeit sein. Diese können ebenfalls dazu führen, dass sich der Riss in der Scheibe weiter ausbreitet und so am Ende doch die komplette Scheibe ausgetauscht werden muss.
Wie wird der Glasschaden / Steinschlag bei der Versicherung abgerechnet?
Den Steinschlag einem anderen Verkehrsteilnehmer anzulasten ist in der Regel schwierig, denn auch wenn der Fahrer mit allerhöchster Vorsicht fährt, kann das Hochschleudern kleinerer Steinchen nicht verhindert werden.
Anders sieht es hingegen aus, wenn sich Verkehrsteilnehmer beispielsweise auf einer Schotterstraße nicht an die vorgegebenen Geschwindigkeiten halten oder der Stein durch unsachgemäße Ladungssicherung beim Transport vom Fahrzeug fällt und ein anderes Fahrzeug beschädigt. In diesen Fällen greift die Kfz-Haftpflichtversicherung des beteiligten Verkehrsteilnehmers.
Kann kein anderer Verkehrsteilnehmer für den Schaden haftbar gemacht werden, tritt die Teilkaskoversicherung ein und reguliert den Schaden.
Auch wenn die Teilkaskoversicherung in Anspruch genommen wird, muss man sich keine Sorgen um seinen Schadenfreiheitsrabatt machen, denn Glasschäden werden hierbei grundsätzlich nicht berücksichtigt. Selbst zahlen muss man nur, wenn eine Selbstbeteiligung bei der Kaskoversicherung vereinbart worden ist.
Wo kommt es sonst noch zu einem Steinschlag?
Ist von Steinschlag die Rede, denkt man zumeist an den Einschlag in der Windschutzscheibe. Als Steinschlag werden allerdings auch andere, durch Steine, verursachte Schäden am Fahrzeug genannt. Betroffen von einem Steinschlag sind dabei meist die Bauteile im vorderen Bereich des Fahrzeugs. Hierzu zählen die Motorhaube, die Stoßstange und die Schweller.
Steinschläge können in diesen Bereichen zu kleineren Lackschäden oder Dellen im Kunststoff führen. In der Regel gehen von diesen allerdings keine Sicherheitsrisiken aus. Sie führen lediglich zu einem Wertverlust des Fahrzeugs.