Flottenversicherung: Grundlagen und Tipps für Ihren Fuhrpark

Die rechtliche Absicherung im Fuhrpark ist nicht nur für den Fuhrparkleiter im Rahmen der Halterhaftung von Bedeutung. Auch die Versicherung des Fuhrparks selbst stellt einen wesentlichen Bestandteil der Fuhrparkabsicherung dar. Wir verschaffen einen Überblick über die Flottenversicherung, den Inhalten und fassen zusammen, worauf Sie als Fuhrparkverantwortlicher achten sollen. 

Inhaltsverzeichnis

Zur Absicherung des eigenen Fuhrparks ist eine Flottenversicherung notwendig, um diesen vor Gefahren, Unfällen oder Diebstählen zu schützen. Diese Versicherung soll das Unternehmen vor Kosten schützen, die durch Reparaturen, Totalschäden oder längere Ausfälle in Ihrer Kraftfahrzeugflotte entstehen und so den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens spürbar reduzieren könnten. Es geht jedoch nicht nur um die Absicherung der Fahrzeuge selbst, denn auch die Fahrer können über eine Flottenversicherung abgesichert werden.

Die Flottenversicherung – Was ist das?


Definition: Flottenversicherung

Bei der Flottenversicherung handelt es sich um einen Rahmenvertrag, der den gesamten Fuhrpark eines Unternehmens versichert. Meist ist dazu eine Mindestmenge an Fahrzeugen und Fahrern erforderlich. Die Flottenversicherung allgemein umfasst die gesetzlich vorgeschriebene KFZ-Haftpflichtversicherung und kann optional um die Teilkasko- oder Vollkaskoversicherung erweitert werden.

Flottenversicherungen sind mehr als „nur“ Kfz-Versicherungen: Sie schützen gegen vorhersehbare Kosten und helfen bei der Elektrifizierung des Fuhrparks. Für Unternehmen, die über drei oder mehr Firmenwagen verfügen, lohnt sich der Abschluss einer speziellen Flottenversicherung. Im Gegensatz zu fahrzeugbezogenen Einzelpolicen wird bei einer Flottenversicherung der gesamte Fuhrpark als ein versichertes Risiko – auch Kollektivrisiko genannt – betrachtet.

Früher konnten Flottenversicherungen auch von Privatpersonen abgeschlossen werden, die mehrere Fahrzeuge versichern wollten. Heutzutage verlangen die meisten Versicherer allerdings einen Gewerbeschein, um eine Versicherung abzuschließen.

Wann lohnt sich eine Flottenversicherung?

Generell kann man sagen, dass sich eine Flottenversicherung bereits ab wenigen Fahrzeugen lohnen kann. Je nach Versicherung beginnt die Flotte bereits auf drei bis vier Fahrzeugen.

Die Wahl ist dabei jedem Unternehmen selbst überlassen, ob einzelne Kfz-Versicherungen abgeschlossen werden oder ob eine Flottenversicherung abgeschlossen wird. Es gibt jedoch Unternehmensarten, für die eine Flottenversicherung grundsätzlich erforderlich ist. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Unternehmen der Personenbeförderung (Taxi-, Bus- und Mietwagenunternehmen)
  • Unternehmen mit überwiegend Mitarbeitern im Außendienst
  • Speditionsbetriebe
  • Transport- und Logistikunternehmen

Anbieter von Flottenversicherungen

Klassische Versicherungsunternehmen – von der Allianz bis hin zur Zurich – aber auch neue, auf betriebliches Mobilitätsmanagement spezialisierte Dienstleister (wie Flottex oder Alphabet) bieten Flottenversicherungen an. Prämienhöhe und Leistungsumfang können dabei erheblich variieren– ein Anbietervergleich lohnt sich.

Tipp: Bereits erreichte Schadensfreiheitsklassen werden bei einem Anbieterwechsel angerechnet

Kriterien für den Vergleich der Versicherungsunternehmen können beispielsweise folgende sein:

  • Art der Versicherung: z. B. Haftpflichtversicherung, Voll- bzw. Teilkaskoversicherung, Insassenunfallversicherung
  • Art der abgedeckten Schäden: z. B. Personenschäden, Wildschäden, Vandalismus, Eigenverschulden
  • Zusatzleistungen: GAP-Deckung oder BBB-Schäden
  • Höhe der Selbstbeteiligung
  • Höhe der Deckungssumme
  • Höhe der zu zahlenden Prämie
  • Qualität und Service der Versicherung

Auch die Kündigungsbedingungen der Versicherung sollten beachtet werden. Grundsätzlich kann die Versicherung zum Jahresende gekündigt werden, an diese Frist halten sich die meisten Versicherer, individuelle Absprachen sind jedoch möglich. Zu diesem Zeitpunkt ist dann eine Kündigung ohne Angabe von Gründen möglich. Außerordentlich kündigen kann man beispielsweise, bei einer plötzlichen Preis- bzw. Prämienerhöhung.

Bestandteile und Leistungen der Flottenversicherung

Neben der Absicherung des Fahrzeuges selbst durch die Teil- oder Vollkaskoversicherung ist, je nach Branche, auch die Absicherung des Wageninhalts von Bedeutung. Dieser Bestandteil umfasst die Absicherung von Transportschäden oder Diebstählen. Ein weiterer Versicherungsfall, der durch die meisten Flottenprodukte abgesichert wird, ist die grobe Fahrlässigkeit. Übersieht einer der Fahrer beispielsweise eine rote Ampel und verursacht einen Schaden am eigenen Fahrzeug, wird dieser durch die Flottenversicherung reguliert.

In einer Flottenversicherung sind prinzipiell die gleichen Schäden wie in einer privaten Kfz-Versicherung abgedeckt (vor allem selbst- und fremdverschuldete Sach- und Personenschäden).

Dabei bieten Flottenversicherer weitere Leistungen an, die speziell auf die individuellen Bedürfnisse des Fuhrparks zugeschnitten sind. Dazu zählen unter anderem:

  • Mitversicherung von Gefahrgut und Sonderzubehör
  • Auslands-Schutzbrief
  • Wertminderung, GAP-Deckung für Leasing-Fahrzeuge
  • Abdeckung von Umsatzverlusten durch längere Ausfälle und Standzeiten
  • Lohnfortzahlungen für Unfallopfer
  • 360-Grad-Schadensabwicklung: Überführung ins Werkstattnetz, Hol- und Bringservice, Stellung eines Ersatzfahrzeugs
  • Instandsetzung und Ersatz bei Brems-, Betriebs- und Bruchschäden, Diebstahl, Unterschlagung, Vandalismus
  • Unterstützung beim unternehmenseigenen Risk Management: zum Beispiel Risikoanalyse, Trainings zu Halterhaftung, Unfallverhütung, Fahrstil, Abfahrtskontrolle oder Ladungssicherung
  • digitales Reporting (Schadensabwicklung, Laufzeitentwicklung).

Tipp: Fast alle Flottenversicherer bieten mittlerweile spezielle Leistungen für eine nachhaltige Ausrichtung des Fuhrparks. Dazu zählt die Abdeckung von Überspannungsschäden und Abschleppen aufgrund leerer Akkus, die Entsorgung defekter Batterien, Ersatz bei Verlust und Diebstahl des Ladekabels oder Schäden infolge von Bedienfehlern.

Grundsätzlich werden die Leistungen und Bestandteile der Flottenversicherung für jeden Fuhrpark individuell bestimmt und ausgewählt. Damit können alle Besonderheiten des Fuhrparks abgedeckt werden.

Versichert werden können grundsätzlich betrieblich genutzte Fahrzeuge. Einige Versicherer schließen allerdings verschiedene Fahrzeugtypen, wie z. B. Krafträder, Wohnmobile, Quads und Trikes aus, auch wenn diese betrieblich genutzt werden.

Die Flottenversicherung lebt von Ihrer Flexibilität, so lässt sie sich variabel an die Bedürfnisse des Fuhrparks anpassen.

Prämienkalkulation

Die Höhe der Versicherungsprämie für eine Kfz-Flottenversicherung wird für jedes Unternehmen individuell berechnet. Dabei hängt die Beitragshöhe von mehreren Faktoren ab. Zum Beispiel von der Art der Fahrzeuge, der Größe der Flotte, der Einsatzbereiche der Fahrzeuge, der Schadenhistorie, der Art der gewerblichen Tätigkeit, dem Leistungsumfang oder der Deckungshöhe.

Die Kosten richten sich dabei nach offiziellen Tabellen der Flottenpolicen Klassen, den F-Klassen. Neue Fahrzeuge werden in die jeweiligen F-Klassen eingeordnet und anschließend in die Prämie einkalkuliert.

Je nach Versicherer kann es unterschiedliche Arten der Prämienberechnung geben. Die Allianzversicherung unterscheidet beispielsweise zwischen drei unterschiedlichen Arten:

  • Kleinflottenmodell: Individuelle Einstufung je Fahrzeug
  • Fuhrparkeinstufung: Einheitlicher Beitragssatz für den Fuhrpark
  • Stückpreismodell: Festpreis pro Fahrzeugklasse

Ein Vergleich lohnt sich, denn je nach Modell können am Ende höhere oder niedrigere Gesamtprämiensätze entstehen.

Grundsätzlich ist die Höhe der Prämie aber vom Versicherungsschutz abhängig. Je umfangreicher dieser ist, umso höher fällt am Ende auch die zu zahlende Prämie aus. Zusatzleistungen, wie zum Beispiel die Vollkaskoversicherung einer eine BBB-Deckung (Brems-, Bruch- und Betriebsschäden-Deckung) werden extra berechnet.

Die Versicherungsprämie gilt immer für ein ganzes Jahr. Fahrzeuge, die unterjährig in die Versicherung eingeschlossen werden, werden zu den gleichen Konditionen versichert.

Tipp: Neben der Vereinbarung einer Selbstbeteiligung im Schadenfall können Fuhrparkleiter, die auf ein strategisches Risk Management (aktive Schadenprävention) setzen, ihre Beiträge zur Flottenversicherung deutlich reduzieren. Auch der Einsatz nachrüstbarer Telematik-Systeme mit Funktionen zur Live-Ortung (digitaler Diebstahlschutz) und Fahrstilkontrolle wird von vielen Flottenversicherern mit niedrigeren Prämien belohnt.

Auch bei der Entwicklung einer Elektromobilitäts-Strategie bringen Flottenversicherer datengestützte Expertise ein – bei der Anschaffung und Finanzierung von E-Fahrzeugen ebenso wie beim Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur oder der Erstellung einer Green-Car-Policy im Unternehmen. 

Vorteile einer Flottenversicherung

Im Vergleich zum Abschluss mehrerer Kfz-Einzelpolicen bietet eine Flottenversicherung Fuhrparkleitern wesentliche Vorteile:

  • reduzierter Verwaltungsaufwand und höhere (Kosten-)Transparenz
  • fester Ansprechpartner für alle Fuhrparkprobleme
  • Risikodämpfung: eine Fuhrpark- statt Kfz-basierte Schadensquote mindert Kostensteigerungen, die etwa durch einen Großschaden eines einzelnen Fahrzeugs entstehen können
  • Einsparpotenzial: je mehr Fahrzeuge versichert werden sollen, desto günstiger fällt die durchschnittliche Prämie pro Fahrzeug aus (alle Fahrzeuge sind in einer Flottenversicherung inkludiert)
  • Kombination verschiedener Fahrzeug möglich: einheitlicher Beitragssatz für alle Fahrzeuge, auch für alle zukünftigen Fahrzeuge im Rahmenvertrag
  • Absicherung unvorhersehbarer Kosten

individuelle Beratung bei Risk Management und Elektrifizierung Aufgrund des geringeren Verwaltungsaufwands, auch auf Seiten der Versicherer, ist die Flottenversicherung in der Regel deutlich günstiger als einzelne Versicherungseinzelpolicen. Ein Vorab-Vergleich ergibt dennoch Sinn.

Nachteile einer Flottenversicherung

Die Flottenversicherung hat allerdings nicht nur Vorteile, die möglichen Nachteile sollten nicht außer Acht gelassen werden. Kommt es beispielsweise zu einem Unfall mit einem versicherten Fahrzeug, wird nicht nur der Beitrag für dieses einzelne Fahrzeug hochgestuft, wie es bei der Einzelpolice der Fall wäre, sondern die gesamte Police. Dies kann dauerhaft zu höheren Kosten führen, wenn ein erhöhtes Unfallrisiko im Fuhrpark besteht.

Darüber hinaus ist auch der Wechsel des Versicherers bei einer Flottenversicherung nicht so einfach wie bei einer Einzelpolice. Neue Versicherer wollen meist eine umfangreiche Schadenhistorie der Fahrzeuge haben. Hier lohnt es sich, wenn Fuhrpark eine ordentliche Dokumentation, z. B. in Form einer Fahrzeugakte, etablieren, um die entsprechenden Nachweise schnell einreichen zu können. Je höher die Schadenquote des Fuhrparks ist, umso schwieriger wird die Aufnahme bei einem neuen Versicherer. Anforderungen, die seitens der Versicherer gestellt werden können, um eine Flotte zu versichern, sind beispielsweise folgende:

  • Einsatz eines Fuhrparkmanagements (ggf. namentlich benannte verantwortliche Person)
  • Nachweis über Schulungen, Unterweisungen
  • Teilnahme der Fahrer an Fahrsicherheitstrainings
  • Einführung von Telemetriedaten im Fuhrpark zur Messung von Fahrverhalten, Geschwindigkeit, Bremsverhalten usw.

Der Nachweis dieser Maßnahmen kann dazu führen, dass der Versicherungsbeitrag reduziert wird.

Was ist sonst noch zu beachten?

Um die Vorteile einer Flottenversicherung nutzen zu können, ist es wichtig, dass die zu versichernden Fahrzeuge auf das Unternehmen zugelassen und für dieses eingesetzt werden. Sind die Fahrer im Ausland tätig, ist es wichtig, dass der Versicherungsumfang nicht beschränkt oder zumindest auch für die Reiseländer gilt. Wichtig ist ebenfalls, dass Flottenversicherungen nicht nur für Transporter oder Lkw möglich sind. Auch normale Pkw können mit der Versicherung abgedeckt werden. Vor Abschluss einer Flottenversicherung sollten die allgemeinen Auflagen und Einschränkungen des jeweiligen Versicherers jedoch beachtet werden. Hier kann es beispielsweise sein, dass nur Personen ab einem bestimmten Alter Fuhrpark-Fahrzeuge bewegen dürfen. Ebenso setzen viele Versicherer das Führen eines Fahrtenbuches voraus.

Fuhrparkleiter sollten sich somit vorab ausführlich über mögliche Versicherungsanbieter, Konditionen und den Umfang der Absicherung informieren, der für Ihren Fuhrpark von Bedeutung ist.

Neben der Flottenversicherung, die die Haftpflichtversicherung und ggf. Kaskoversicherungen beinhaltet, sind im Fuhrpark weitere Versicherung oder Versicherungsprodukte sinnvoll und notwendig. Hierzu zählen:

Welche Anforderungen darüber hinaus noch an den Fuhrparkverantwortlichen gestellt werden, haben wir in unserem Beitrag für Sie zusammengefasst.

 

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Weitere Beiträge von bfp FUHRPARK & MANAGEMENT finden Sie auf fuhrpark.de.



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