Mit dem alljährlichen Reifenwechsel kommt auch die Frage auf, wo die bisher genutzten Reifen über die Saison gelagert werden sollen. Es gibt die Möglichkeit die Reifen bei einer Werkstatt gegen einen Aufpreis einzulagern. Dies stellt die gängigste Art der Lagerung im Fuhrparkmanagement dar. Alternativ können die Reifen auch zu Hause oder im Unternehmen aufbewahrt werden. Bei der Einlagerung außerhalb der Werkstätten gibt es allerdings einige Dinge zu beachten. Anderenfalls kann sich der Zustand der Autoreifen verschlechtern und sich damit auch die Einsatzzeit im Straßenverkehr verkürzen.
Folgen falscher Lagerung
Reifen sind geformte Kompositmaterialien, denn sie bestehen aus einem Stahlgeflecht, der sogenannten Karkasse, das von einem Gummigemisch ummantelt ist. Bei dem Vorgang des sogenannten „Vulkanisierens“ wird das Gummi durch Wärme so lange erhitzt, bis es flüssig genug ist, um die Karkasse luftdicht umhüllen zu können. Wenn der Reifen so abgenutzt oder beschädigt ist, dass Luft und Feuchtigkeit die Stahldrähte erreichen, beginnt die Karkasse zu rosten und wird instabil. Danach dauert es nicht mehr lange, bis der Reifen kaputt geht.
Beim Lagern muss verhindert werden, dass die Reifen einer Punktbelastung ausgesetzt werden. Dies hat nämlich zur Folge, dass sich die Karkasse ständig am gleichen Punkt durchbiegt. Zudem können an dem Punkt mit der größten Spannung Mikrorisse entstehen. Die Risse breiten sich im Laufe der Zeit immer weiter aus, bis schließlich Luft in die Karkasse gelangt.
Reifen in der Werkstatt lagern
Wer in seinen eigenen vier Wänden oder im Fuhrparkmanagement keinen Platz für seine Sommer- bzw. Winterreifen hat, kann Sie z.B. in Autowerkstätten gegen eine Gebühr einlagern lassen. Die Kosten hierfür können variieren, aber es ist die sicherste Option, denn Händler bzw. Werkstätten müssen sich an die ISO Norm 2230 halten und gewährleisten so eine langanhaltende Funktionalität der Reifen. Dort wird ein spezielles Regal eingesetzt, das eine schonende Lagerung ermöglicht.
Die Kosten für die Lagerung sind nicht einheitlich und daher schwer zu bestimmen. Bei einem Test des ADACs lag der Preis nur für die Einlagerung bei zwischen 10 und 86 Euro. Wenn dazu noch die Kosten für die Montage, das Wuchten und die Reinigung anfallen, kann die Einlagerung schnell ganz schön teuer werden.
10 Tipps zum richtigen Lagern von Reifen
Damit Ihre Reifen auch die Lagerung zu Hause oder im Fuhrpark gut überstehen, haben wir 10 Tipps zusammengestellt:
Tipp Nr. 1: Beschädigte und zu alte Reifen entsorgen
Bevor und nachdem Sie Reifen und Felgen einlagern, sollten Sie kontrollieren, ob diese Beschädigungen aufweisen. Kleine Steine können mit einem nicht zu spitzen Schraubenzieher beseitigt werden. Sobald Sie Beulen an der Flanke, tiefe Risse im Profilgrund, der Reifenschulter oder -seitenwand entdecken, ist es an der Zeit für einen neuen Reifen. Sollten Sie sich unsicher sein, etwa bei Schäden wie Luftverlust, kleineren Rissen und Dellen in der Felge, fragen Sie in der Fachwerkstatt oder beim Reifendienst nach.
Auch wenn ein Reifen gut erhalten ist und die Profiltiefe den Vorgaben entspricht, sollte er laut Empfehlung des ADACs nach maximal acht bis zehn Jahren ausgetauscht werden. Das Herstellerdatum ist auf einer der Flanken an der vierstelligen Zahl am Ende der „Dot“-Kennzeichnung (Department of Transport) zu erkennen. Bei dem Beispiel „2418“ stehen die ersten beiden Ziffern für die Kalenderwoche und die letzten beiden für das Produktionsjahr.
Tipp Nr. 2: Profiltiefe prüfen
Ein Reifenwechsel kann auch dazu genutzt werden, zu überprüfen, ob die Profiltiefe noch den gesetzlichen Anforderungen entspricht. So können teure Bußgelder oder sogar Unfälle vermieden werden. Die Profiltiefe wird an den Hauptrillen des Profils im Bereich der sogenannten TWI (Tread Wear Indicator oder Laufflächenverschleißanzeige) gemessen. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Restprofiltiefe von mindestens 1,6mm. Es wird aber empfohlen Sommerreifen schon bei einer Profiltiefe von 2,5 bis 3mm und Winterreifen bei unter 4mm zu ersetzen. Für eine grobe Messung funktioniert auch eine 1-Euro-Münze, da der goldene Rand genau drei Millimeter breit ist. Verschwindet der Goldrand, wenn Sie die Münze in die Mitte des Reifenprofils halten, reicht die Profiltiefe, zumindest bei Sommerreifen, aus.
Tipp Nr. 3: Reifen reinigen
Die Reifen sollten mit mildem Reinigungsmittel, Wasser und einer Reifenbürste gesäubert werden, um Schmutz und Bremsstaub des letzten halben Jahres zu entfernen. Wenn Sie die Reifen vollständig einlagern, sollten Sie auch die Felgen reinigen. Anschließend spülen Sie die Reifen mit dem Hochdruckreiniger ab. Bevor Sie mit dem Einlagern fortfahren, sollten Sie warten, bis der Reifen gänzlich getrocknet ist.
Tipp Nr. 4: Reifen markieren
Kennzeichnen Sie den Reifen mit der Position, die er am Fahrzeug einnimmt. Übliche Kennzeichnungen sind z.B. VR für vorne links und HR für hinten rechts. Abhängig davon, an welcher Stelle am Fahrzeug der Reifen angebracht ist, ist er einer unterschiedlichen Belastung und Abrieb ausgesetzt. Deshalb sollten die Reifen wieder an dieselbe Position montiert werden. Einmal im Jahr kann es aber sinnvoll sein, die Bereifung von Vorder- und Hinterachse zu wechseln, um den Abrieb gleichmäßig auf die Achsen zu verteilen. Dies sollte aber immer nur paarweise erfolgen. Die Seiten dürfen dabei nicht vertauscht werden, da die Räder dann entgegen der Laufrichtung montiert wären. Das beeinträchtigt die Fahreigenschaften und erhöht den Verschleiß. Fällt die falsche Montierung zudem bei einer Kontrolle auf, kann ein Bußgeld auf Sie zukommen.
Tipp Nr. 5: Luftdruck erhöhen
Denken Sie daran, bei Kompletträdern vor dem Einlagern den Luftdruck um 0,5 bar gegenüber der Herstellervorgabe zu erhöhen. Auf diese Weise hat der Reifen beim nächsten Wechsel ausreichend Luft, da er während der Zeit des Einlagerns etwas Luft verliert.
Tipp Nr. 6: Eintüten
Um einer Verdampfung von Ölen aus der Gummimischung vorzubeugen, können Sie die Reifen einzeln eintüten. Dafür bietet sich eine große, luftundurchlässige Plastiktüte, wie z.B. Laub- bzw. Gartensäcke oder ein schwarzer Abfallsack an. Dabei gehen Sie so vor, dass Sie den trockenen Reifen in den Beutel legen, so viel Luft wie möglich aus dem Beutel herausdrücken und den Beutel im Anschluss gut zukleben. Um die Luft aus dem Beutel zu pressen, kann ggf. auch ein Staubsauger zum Einsatz kommen. Stattdessen können Sie auch spezielle Reifenbeutel oder -säcke nutzen, die es im Autozubehörhandel zu kaufen gibt. Diese bieten den Vorteil, dass sie leichter zu transportieren und zu lagern sind und zusätzlich vor Schmutz und Staub schützen. Das einzige Manko besteht darin, dass sie nicht luftdicht sind. Sollten Sie also Reifenbeutel benutzen wollen, gehen Sie vor wie beschrieben und packen den Reifen zuletzt in den Beutel.
Tipp Nr. 7: Chemikalische Belastungen vermeiden
Sie sollten besonders darauf achten, dass die Reifen nicht in Kontakt mit Ozon kommen, denn die Chemikalie greift die Reifen an. Zu den Elektrogeräten mit Kontaktbürsten, die Ozon erzeugen, gehören:
- Generatoren
- Kompressoren
- Öfen
- Verteiler
- Schmutzwasserpumpen
- Zentralstaubsauger
Darüber hinaus sollten folgende Flüssigkeiten nicht in der Nähe stehen:
- Lösungsmittel
- Brennstoffe
- Schmiermittel
Tipp Nr. 8: Weißes Gummi schützen
Wenn Sie Weißwandreifen oder Reifen mit weißer Beschriftung besitzen und diese nicht in Beuteln aufbewahren, sollten Sie dafür sorgen, dass die weißen Seiten auf weißen und die schwarzen auf schwarzen liegen. Der Grund dafür ist, dass die schwarze Gummimischung der weißen Seite eine nicht färbende Schicht besitzt, um zu verhindern, dass die Öle des schwarzen Gummis die weißen Bereiche verfärben. Die schwarze Seite ist aber lediglich mit einer standardmäßigen Gummimischung ausgestattet. Um zu verhindern, dass Verfärbungen entstehen, sollten Sie sich an die oben genannte Regel halten.
Tipp Nr. 9: Den richtigen Lagerungsort wählen
Lagern Sie Ihre Reifen niemals draußen, auch nicht unter einer Schutzplane. Der Reifen sollte dunkel, kühl und gut belüftet aufbewahrt werden. Die Temperatur sollte zwischen 0 und 25 Grad liegen, um das Material nicht zu strapazieren. Der Keller oder ein anderer klimatisierter Raum eignet sich dafür am besten. Wenn sich eine Heizung im Raum befindet, sollten Sie die Reifen davor schützen. Die meisten Garagen, Schuppen und Dachböden kommen für eine Lagerung nicht in Frage, da dort die Temperatur zu stark schwankt und sie zu feucht sind.
Tipp Nr. 10: Lagerungsart
Die richtige Lagerung hängt davon ab, ob der Komplettreifen, also der Gummireifen auf der Felge, oder der Reifen ohne Felge eingelagert wird. Kompletträder können entweder aufeinandergestapelt oder an einem Haken aufgehängt werden. Alternativ kann ein Felgenbaum, der aus einer vertikalen Stange mit Haken besteht, oder eine Wandhalterung in Betracht gezogen werden. Keinesfalls sollten Sie Komplettreifen stehend lagern. Reifen ohne Felgen sollten zur Aufbewahrung hingegen senkrecht nebeneinander gestellt werden. Ein Aufhängen an einem Haken oder einer Wandhalterung ist nicht ratsam. Weiterhin sollten die Reifen alle vier Wochen um ein Viertel gedreht werden, um einem Austrocknen der Reifen vorzubeugen.
Selbst dann, wenn Sie alle Tipps sorgfältig befolgt haben, können die Reifen in der langen Zeit austrocknen. Bevor Sie die neuen Reifen aufziehen, sollten Sie diese daher auf brüchige Stellen hin untersuchen.