Tipps zum Tanken von Autogas

In Deutschland sind zurzeit rund 400.000 Pkw mit Autogas unterwegs. Bei den aktuell hohen Spritpreisen wird Autogas als Kraftstoff zu einer echten Alternative. Da Autogas noch längst nicht so weit verbreitet ist wie die klassischen Kraftstoffe, gibt es hier ein paar Tipps zum Tanken von Autogas.

Inhaltsverzeichnis:

Was ist Autogas?

Autogas, auch Liquefied Petroleum Gas (LPG) genannt, ist anders als man vielleicht denken mag, kein gasförmiger Kraftstoff, sondern ein verflüssigtes Gemisch aus Propan und Butan, das als Abfallprodukt bei der Erdöl- und Erdgasförderung in Erdöl-Raffinerien entsteht. Da Autogas per se geruchsneutral ist, wird dem Kraftstoff ein Geruchsstoff hinzugefügt, damit Lecks früher bemerkt werden können.

Nicht zu verwechseln ist Autogas mit Erdgas. Auch Erdgas (CNG) kann zum Tanken genutzt werden. Wo die Unterschiede liegen und was beim Tanken von Erdgas zu beachten ist, erfahren Sie in unserem Gastbeitrag von bfp Fuhrpark & Management:

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Welche Reichweite hat ein Auto mit Autogas?

Die Reichweite eines voll aufgetankten Fahrzeugs mit Autogas beträgt, abhängig von der Größe des Tanks und des Verbrauchs, zwischen 300 und 1.000 Kilometern. Ältere Autogastanks können jedoch nur etwa 80 Prozent des verfügbaren Volumens fassen. Neuere Modelle haben dieses Manko nicht mehr. Da Autogas nicht an allen Tankstellen zur Verfügung steht, sollten Fahrer den Tankvorrat im Blick behalten. Auf Autogas umgerüstete Fahrzeuge sind aber bivalent, d.h. sie können auch Benzin tanken, wenn der Autogasvorrat knapp wird. Dadurch erhöht sich die Reichweite der Fahrzeuge deutlich.

Wo kann LPG getankt werden?

Das logistische Netz an Autogas-Tankstellen ist, wie auch in den meisten der europäischen Nachbarländer, relativ breit ausgebaut. Bundesweit kann an 6.000 Tankstellen Autogas getankt werden. Damit ist Autogas durchschnittlich an jeder zweiten Tankstelle verfügbar. Zum Vergleich: Für Erdgasautos gibt es mit 860 möglichen Tankstellen deutlich weniger Optionen.

Wie läuft der Tankvorgang ab?

Der Tankvorgang von Autogas funktioniert ähnlich wie bei dem Tanken von Benzin oder Diesel. Auch den Zeitaufwand kann man mit herkömmlichen Kraftstoffen vergleichen.
Der Unterschied zum klassischen Tanken ist, dass sich hinter dem Tankdeckel ein Adapter befindet, der mit der Zapfpistole durch Drehen verbunden wird. Bei der Verschraubung ist kein besonderer Kraftaufwand nötig, um zu verhindern, dass Gas austritt.

Tipps zum Tanken von Autogas im Ausland: Da in den europäischen Nachbarländern nicht überall dieselben Standards gelten, gibt es bspw. im Internet Autogas-Adapter zu kaufen, die einfach vor dem Tanken an den Füllanschluss angeschraubt werden können.

Für den Tankvorgang an sich wird der Startknopf an der Zapfsäule gedrückt gehalten. Einfaches Drücken führt dazu, dass der Sicherheitsschalter ausgelöst wird und die gesamte Maschinerie stoppt. Sobald es nur noch sehr zäh vorangeht, ist das Fahrzeug voll aufgetankt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass beim Lösen des Zapfhahns etwas Gas entweicht. Man sollte allerdings auf die einem entgegenschlagende Kälte vorbereitet sein, denn LPG wird für den Transfer in flüssigem Zustand stark heruntergekühlt. Es empfiehlt sich beim Tanken Handschuhe mit Lederoberfläche zu tragen.
An reinen Autogastankstellen können Kunden oft direkt an der Zapfsäule per EC- oder Kundenkarte bezahlen.

Für den Fall, dass ein Fahrzeugbesitzer nach dem Tanken vergisst die Zapfpistole zu entfernen und mit angekuppelter Schlauchleitung losfährt, sind an Autogastankstellen zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen eingerichtet. Wird eine bestimmte Zugkraft überschritten, löst sich die Sollbruchstelle und eingebaute Rückschlagventile sorgen dafür, dass kein Autogas austreten kann.

Besonderheiten beim Tanken von LPG

Beim Tanken von LPG gibt es einige Besonderheiten, da der Druck im Tank von verschiedenen Faktoren abhängt. Dazu gehören:

  • die Außentemperatur
  • direkte Sonneneinstrahlung
  • die Gasmischung
  • und ob sich die Pumpe im Tank befindet, da Pumpen prinzipiell Wärme erzeugen.

Flüssigkeiten und Gase dehnen sich bei Wärme aus. Dies ist auch der Grund dafür, dass in den meisten Tanks ein Puffer von mindestens 15 Prozent des Volumens eingeplant ist. Aufgrund des unterschiedlichen Druckgehalts kann es passieren, dass man manchmal weniger nachtanken kann als gedacht und dass das Tanken an einer Tanksäule sehr viel schneller abläuft als an einer anderen. Zudem erklärt es, warum im Sommer morgens früh mehr und schneller getankt werden kann als mittags, wenn das Fahrzeug in der Sonne geparkt wurde und warum im Winter generell mehr getankt werden kann als im Sommer.

Tipp: Den Tank nicht direkter Sonneneinstrahlung aussetzen und im besten Fall direkt früh morgens tanken.

Probleme beim Tanken

Was sollte man tun, wenn sich das Auto gar nicht betanken lässt? Die häufigste Ursache ist ein zu niedriger Zapfsäulendruck oder ein hoher Tank-Innendruck. Der erste Schritt sollte sein, zu einer anderen Tankstelle zu fahren und es dort noch einmal zu versuchen. Funktioniert es auch dort nicht, so gilt es für LPG-Fahrzeuge mit Verdampfer, den Tank vollständig leerzufahren und dann erneut zu tanken. Fahrzeugbesitzer von Autogasanlagen ohne Verdampfer sollten dies besser nicht tun, da die Pumpe durch das mehrmalige Leerfahren des Tanks beschädigt werden könnte. Stattdessen sollten sie in den Benzinmodus wechseln und die Gasanlage abkühlen lassen. Funktioniert es dann immer noch nicht, kann der Umrüster helfen.

Vorteile von Autogas

Kosten

Ein Pluspunkt ist, dass Autogas deutlich günstiger als Benzin oder Diesel ist. Dies liegt u.a. an der bundespolitischen Förderung alternativer Kraftstoffe, die Autogas nicht so hoch besteuert wie die herkömmlichen Kraftstoffe. Diese Förderung hat sich allerdings seit 2019 jährlich schrittweise verringert und läuft Ende 2022 ganz aus. Aktuell ist der Literpreis mit etwa einem Euro pro Liter deutlich kostengünstiger als Benzin und Diesel. Beim Fahren kommt zwar ein minimaler Mehrverbrauch von 10 bis 30 Prozent zu Stande, dieser wird durch die günstigen Spritpreise aber mehr als ausgeglichen.

Umweltfreundlichkeit

Fahrzeuge mit Autogas stoßen bis zu 10 Prozent weniger CO2 und bis zu 80 Prozent weniger Stickoxide, im Vergleich zu Benzin, aus.

Leiser Motor

Neben dem Kosten- und Umweltaspekt sind LPG-Autos trotz der künstlich erzeugten Geräusche deutlich leiser als klassische Verbrenner. Davon haben sowohl die Fahrer selbst als auch die anderen Straßenverkehrsteilnehmer einen Nutzen.

Sicherheit

Crash- und Brandtests des ADACs haben bestätigt, dass Autogasanlagen genauso sicher wie Diesel- oder Benzinfahrzeuge sind. Spezielle Sicherungssysteme sorgen dafür, dass bei einem Unfall das Autogas über Überdruckventile entweichen kann. Damit erweist sich auch die Angst vor Explosionen als unbegründet.

Nachteile von LPG

Weniger Tankmöglichkeiten

LPG-Fahrer haben im Vergleich zu klassischen Kraftstoffen den Nachteil, dass sie weniger Möglichkeiten zum Tanken haben, wenngleich das Logistiknetzwerk von Autogastankstellen deutlich breiter ausgebaut ist als das von alternativen Antrieben wie Erdgas. Das könnte sich aber in Zukunft ändern, wenn noch mehr Menschen auf Autogas umsteigen.

Teure Umrüstung

Wer einen Neuwagen kaufen möchte, der hat keine große Auswahl: Dacia, Fiat und Renault sind die einzigen Anbieter die noch Fahrzeuge mit LPG-Motoren bauen. Alternativ kann ein Gebrauchtwagen oder eine Umrüstung auf Autogas in Betracht gezogen werden. Grundsätzlich ist jeder Benziner für den Betrieb mit Autogas geeignet. Die Umrüstung kostet laut ADAC zwischen 1.800 und 3.000 Euro und ist damit relativ teuer.

Nach der Umrüstung können außerdem die Inspektionskosten steigen, da häufigere Kontrollen durch den TÜV durchgeführt werden müssen. Daher lohnt sie sich besonders für Vielfahrer und bei Fahrzeugen, die einen hohen Benzinverbrauch haben.

Vorsicht: Zwar ist die Umrüstung in benachbarten Ländern teilweise deutlich günstiger, der ADAC rät davon jedoch ab und empfiehlt den Umbau, die Wartung und die Reparatur nur durch qualifizierte Fachbetriebe durchführen zu lassen. Anderenfalls könnte die Abnahme durch den TÜV scheitern oder es kommt zu Problemen im Garantiefall.

Hoher Zeitaufwand für Informationsbeschaffung

Aufgrund der Tatsache, dass Autogas noch nicht so weit verbreitet ist, muss sich ein Interessent vor dem Kauf gründlich informieren und viel Zeit in die Suche nach einem geeigneten Auto oder einem passenden Fachbetrieb investieren.

Weniger Platz im Kofferraum

Rüstet man sein Auto um, so muss man sich außerdem darauf einstellen, dass weniger Platz für Gepäckstücke, das Reserverad oder das Reifenreparaturset zur Verfügung steht, da die Verbrennungsanlage im Kofferraum angebracht wird.

 


Sonja Riepe

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