Reifen sind normalerweise sehr stabil gebaut und ein Schaden ist eher selten. Meist ist ein heruntergefahrenes Profil der Grund für einen Reifenwechsel. Hin und wieder kann aber auch ein Schaden am Reifen, beispielsweise durch eine Schraube oder einen Nagel, dazu führen, dass der Reifen getauscht werden muss. Wann eine Reparatur des Reifens noch möglich ist und wie dies funktioniert, betrachten wir im Beitrag.
Inhaltsverzeichnis:
- Rechtliche Rahmenbedingungen
- Den Schaden im Reifen bemerkt: Tipps zur richtigen Verhaltensweise
- Reifenreparatur-Sets
- Reifenreparatur und Instandsetzung
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die rechtlichen Rahmenbedingungen rund um die Beschaffenheit der Reifen definiert Paragraf 36 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Hier wird unter anderem bestimmt, welche Maße und Bauart ein Reifen haben muss und welche Kennzeichnungen auf diesem angebracht sein müssen. Mehr zu den Reifenkennzeichnungen erfahren Sie in unserem Beitrag. Reifenwechsel und Reifenkennzeichnungen.
Einordnung von Reifenschäden
Eine Reparatur des Reifens wird hier nicht explizit ausgeschlossen. Die Richtlinie für die Beurteilung von Reifenschäden an Luftreifen (Verkehrsblatt 2001) gibt, bezugnehmend auf Paragraf 36 StVZO, Auskunft darüber, wie Schäden am Reifen klassifiziert werden. Unterschieden wird hier zwischen folgenden Schadenarten:
- Oberflächige Reifenschäden
- Schäden im Laufflächen- oder Seitenbereich, die die Betriebssicherheit nicht beeinträchtigen. Eine Behebung des Schadens ist nicht erforderlich.
- Schäden, die nur das Reifengummi betreffen und bei denen keine Kordfäden sichtbar werden.
- Bei Krafträdern sind dies beispielsweise geringfügige Riss- oder Schnittverletzungen, oder Alterungsrisse, die nicht tiefer als 1mm sind. Für Pkw und deren Anhänger sind dies ebenso geringfügige Riss- oder Schnittverletzungen sowie geringe flächenartige Laufflächenverletzungen, Anscheuerungen im Seitenwandbereich oder Alterungsrisse.
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Für Nutzfahrzeuge gelten hier strengere Regelungen. Riss- und Schnittverletzungen im Laufflächenbereich sowie umlaufende Riss- oder Schnittverletzungen dürfen eine Schadensbreite von 5% der Nenn-Querschnittsbreite nicht überschreiten. Bei flächenartigen Beschädigungen im Laufflächenbereich darf bei C-Reifen und Reifen mit einer Tragfähigkeitskennzahl von < 122 die Ausdehnung nicht über 20% der Nenn-Querschnittsbreite liegen, bei Reifen mit einer Tragfähigkeitskennzahl > 122 darf die Ausdehnung 30% nicht überschreiten. Alterungsrisse sind ebenfalls in Abhängigkeit von der Tragfähigkeitskennzahl zu bewerten. Bis 122 ist 1mm zulässig, bei einer Tragfähigkeitskennzahl über 122 sind 3mm zulässig.
- Nicht reparable sicherheitsrelevante Reifenschäden
- Schäden, durch die die Betriebssicherheit des Reifens nicht mehr gewährleistet werden kann. Eine Reparatur ist ausgeschlossen, der Reifen darf nicht mehr verwendet werden.
- Schäden, durch die die Betriebssicherheit des Reifens nicht mehr gewährleistet werden kann. Eine Reparatur ist ausgeschlossen, der Reifen darf nicht mehr verwendet werden.
- Reparable sicherheitsrelevante Reifenschäden
- Schäden, die zwar die Betriebssicherheit beeinträchtigen, die allerdings nach einer eingehenden Untersuchung des Reifens durch eine Fachwerkstatt repariert werden können. Beschädigte Reifen dürfen bis nach der Reparatur nicht verwendet werden.
Sicherheitsrelevante Schäden sind all die Schäden, die die Ausprägungen der oberflächigen Reifenschäden überschreiten. Risse, die größer als die Nenn-Querschnittsbreite sind oder Risse, die tiefer als 1mm sind, führen dazu, dass die Betriebssicherheit des Reifens nicht mehr gewährleistet werden kann.
Schäden in der Reifenflanke dürfen ebenso nicht repariert werden. Auch eine Reparatur von Hochgeschwindigkeitsreifen ist ausgeschlossen. Diese Reifen lassen sich einfach durch die Kennzeichnung des Geschwindigkeitsindex identifizieren. Die Indizes V, W und Y sind für Geschwindigkeiten bis zu 240, 270 und 300 km/h zugelassen. Verletzungen in der Lauffläche können das Metallgewebe im Reifen verletzen, was bei hohen Geschwindigkeiten dazu führen kann, dass der Reifen platzt.
Den Schaden im Reifen bemerken: Tipps zur richtigen Verhaltensweise
Je nach Schadenumfang wird dieser nicht sofort erkannt, sondern tritt erst nach einiger Zeit in Erscheinung. Während der Fahrt kann zum einen das Reifendruckkontrollsystem Auskunft darüber geben, ob ein Schaden und damit ein Druckverlust im Reifen vorliegt, zum anderen kann sich aber auch das Fahrverhalten mit dem Fahrzeug ändern. Insbesondere in Kurvenlage kann das Fahrzeug instabil werden, wenn der Reifen platt oder der Reifendruck zu gering ist.
Wird ein Schaden im Reifen festgestellt, können Hilfsmittel, die im Fahrzeug mitgeführt werden können, erste Abhilfe schaffen. Pannensprays, Dichtmilch und Kompressoren dienen allerdings nur dazu, die Fahrt zur Werkstatt oder zum Reifenwechsel sicherzustellen. Sie sind meist keine dauerhafte Lösung für den Reifenschaden. Zudem können Pannendichtmittel die spätere Analyse des Reifenschadens beeinträchtigen.
Unsere Tipps:
- Haben Sie einen Nagel, eine Schraube oder einen anderen spitzen Gegenstand im Reifen entdeckt, lassen Sie ihnin jedem Fall stecken. Das Loch bleibt so verschlossen und Folgeschäden am Reifen werden minimiert.
- Vermeiden Sie Fahrten auf der Autobahn und Fahrten mit Geschwindigkeiten über 50 km/h.
- Kontaktieren Sie Ihre Werkstatt und vereinbaren Sie einen Termin zur Begutachtung des Schadens.
- Kann der Reifen bis auf Weiteres zur Weiterfahrt genutzt werden, kontrollieren Sie regelmäßig den Reifenfülldruck. Ist eine Weiterfahrt nicht möglich, rufen Sie den Abschleppdienst oder Pannenservice. Alternativ wechseln Sie den Reifen und nutzen Sie den Ersatzreifen.
Wägen Sie ab, ob die Soforthilfe mit einem Pannenhilfeset erforderlich ist. Reifendichtmittel können eine Reparatur des Reifens erschweren bzw. vollständig ausschließen.
Reifenreparatur-Sets
Bei Reifenreparatur-Sets gibt es unterschiedliche Ausführungen. Immer enthalten ist ein Dichtmittel, welches meist aus Latex besteht. Unterschieden wird nach der Art und Weise, wie das Dichtmittel in den Reifen gelangt und eingesetzt werden kann. Bei günstigeren Varianten wird das Dichtmittel in Form eines Sprays oder mithilfe einer Quetschflasche eingefüllt bzw. aufgetragen. Teurere Varianten nutzen einen Kompressor, der über den Zigarettenanzünder betrieben werden kann.
Reifenreparatur-Sets kosten in der Regel zwischen 10 und 80 Euro, je nach Ausführung.
Tipp: Schauen Sie sich die Anleitung im Reparatur-Set nach Kauf an und machen Sie sich mit der Handhabung vertraut, so sparen Sie im Pannenfall Zeit und können direkt loslegen.
Reifenreparatur und Instandsetzung
Unter der Reifeninstandsetzung versteht man die Reparatur und Wiederherstellung des betriebssicheren Zustands des Reifens. Bei einer Reparatur handelt es sich um die dauerhafte Beseitigung eines Schadens. Hierfür sind geeignete Reparaturmittel zu verwenden.
Bei den Reparaturmitteln wird zwischen verschiedenen Materialien unterschieden. Kombireparaturmittel bestehen in der Regel aus einer Lochkanalfüllung und einem Reifenreparaturpflaster. Bei Reparaturpflastern handelt es sich um flächenartige Reparaturmaterialien, die für den jeweiligen Verwendungsbereich am Reifen geeignet sind. Reparaturflicken unterscheiden sich von Pflastern dadurch, dass diese dehnungsfähig sind. Sie sind üblicherweise für die Reparatur des Reifenschlauchs geeignet. Um die Festigkeit des Reifens wiederherzustellen bzw. zu gewährleisten, sind Festigkeitsträger wie Kord erforderlich. Diese bestehen aus Fäden oder Seilen und finden auch bei Reparaturpflastern Anwendung.
Bevor der Reifen repariert werden darf, ist eine umfassende Analyse des Reifens erforderlich. Hierfür wird der Reifen von der Felge demontiert und begutachtet. Im Rahmen dieser Analyse wird auch der allgemeine Zustand des Reifens betrachtet, um beurteilen zu können, ob eine Reparatur lohnend ist.
Wann lohnt sich eine Reparatur des Reifens?
Ob sich eine Reparatur des Reifens lohnt, ist von vielen Faktoren abhängig. Einige davon können sein:
- Reifenschaden ist erst kurz nach Kauf des Reifens eingetreten
- Profiltiefe des Reifens ist noch ausreichend
- Passende Ersatzreifen sind nicht lieferbar
- Schaden hält sich in Grenzen
- Bei Reifen mit indirekt messenden Reifendruckkontrollsystemen
Was kostet die Reifenreparatur?
Die Kosten, die für die Reparatur eines Reifens anfallen, sind abhängig vom Schaden. Handelt es sich um ein einfaches Loch durch einen Nagel oder eine Schraube, liegen die Kosten in der Regel zwischen 20 und 25 Euro (Kaltvulkanisation). Wird die Reifenreparatur mittels Warm- oder Heißvulkanisation durchgeführt, können die Kosten auf 40 Euro steigen. Bei größeren Schäden am Reifen sind die Kosten dementsprechend höher.
Reifenschäden können in der Regel nicht über die Versicherung abgerechnet werden, da diese weder über die Teilkasko- noch über die Vollkaskoversicherung abgedeckt sind. Anders sieht es aus, wenn es sich um Fremdeinwirkung handelt und der Reifen mutwillig zerstört oder beschädigt wird. Vandalismus-Schäden sind in der Vollkaskoversicherung abgedeckt. Hier ist allerdings die vereinbarte Selbstbeteiligung zu berücksichtigen.
Wie lange dauert die Reparatur eines Reifens?
Die Reifenreparatur kann bis zu zwei Stunden dauern. Im ersten Schritt wird der Reifen von der Felge entfernt und der Schaden begutachtet. Anschließend wird die Schadenstelle gereinigt und der Schaden mit geeigneten Reparaturmitteln behoben. Nach der Vulkanisation wird der Reifen wieder auf die Felge gezogen und ausgewuchtet.