Die Reinigung des Fahrzeugs ist nicht nur in Zeiten einer Pandemie sinnvoll und notwendig, sondern auch im alltäglichen Fuhrparkleben wichtig. Besonders dann, wenn es sich um Poolfahrzeuge handelt, die von mehreren Personen genutzt werden. Wir betrachten verschiedene Reinigungsmethoden und geben Tipps, wie Sie sich im Auto vor Viren und Bakterien schützen können.
Tipps für ein virenfreies Fahrzeug
In Anlehnung an die allgemeinen Hygienestandards und Empfehlungen beispielsweise der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder des Robert Koch-Instituts (RKI) sollte auch das Fahrzeug vor Fahrtantritt gereinigt werden. Hierzu reichen normale feste oder flüssige Seife, handelsübliches Spülmittel oder Essig. Dies bestätigt auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die handelsübliche Haushaltsreiniger als ausreichend ansieht. Wie beim Händewaschen auch inaktiviert der basische Schaum die Struktur von behüllten Viren wie SARS-CoV-2.
Unterschieden wird generell zwischen behüllten und unbehüllten Viren. Das SARS-CoV-2 zählt zu den behüllten Viren.
Achten Sie darauf, dass die Seife eine gewisse Zeit an den Stellen einwirken kann. Nur so, wie auch beim Händewaschen, kann sie ihre Wirkung entfalten.
Ein weiterer Vorteil von Spülmittel und Seife ist, dass beide Mittel den im Fahrzeug verbauten Kunststoff in der Regel nicht beschädigen.
Wie gehen Sie also am besten vor? Unsere Tipps:
- Waschen Sie sich vor dem Verlassen des Hauses und vor dem Betreten des Fahrzeugs die Hände, um möglicherweise anhaftende Viren zu beseitigen.
- Reinigen Sie mit einem feuchten Tuch (mit Seife oder Spülmittel) alle Stellen im Fahrzeug, mit denen Sie in Kontakt kommen. Dies beginnt bereits außen am Fahrzeug. Eine Übersicht:
- Autoschlüssel
- Türgriffe (mindestens die Fahrerseite und den Kofferraumgriff)
- Rückspiegel
- Tankdeckel und Tankverschluss
- Lenkrad, Schaltung, Armaturenbrett und weitere, während der Fahrt benötigte Schalter und Hebel
- Touchscreen
- Sicherheitsgurt inkl. Verschluss
- Armlehne und Seitenbereich mit Fenstergriff
Ist bekannt, dass bei einer vorherigen Fahrt Ausrüstungsgegenstände wie Verbandkasten, Warndreieck oder Warnweste benutzt wurden, empfiehlt es sich, auch diese zu reinigen. Achten Sie darüber hinaus verstärkt auf die Hygiene im Fahrzeug. Lassen Sie beispielsweise keine benutzten Taschentücher herumliegen und entsorgen Sie diese nach einmaligem Gebrauch. Nicht benutzte Gegenstände sollten Sie ebenfalls aus dem Fahrzeug entfernen, um Viren nicht noch weitere Oberflächen zur Anhaftung zu bieten.
Hinweis: Die Verwendung von Desinfektionsmittel mit Alkohol und Bleiche kann zur Schädigung der verbauten Innenraummaterialien führen. Testen Sie diese vorab an einer unauffälligen Stelle.
Eine Alternative sind spezielle Cockpit-Reiniger, die unter anderem milde Reinigungszusätze enthalten und gleichzeitig die Viren zerstören. Bei der Verwendung von Cockpit-Reinigern sollten Sie jedoch darauf achten, diesen nicht am Lenkrad oder Schaltknauf zu verwenden, da der Reiniger die Oberflächen rutschig machen kann.
Neben der Reinigung von Oberflächen ist regelmäßiges Lüften der Fahrzeuge wichtig. Eine Möglichkeit ist, dies vor dem Fahrtantritt zu tun. Sorgen Sie dafür, dass im Fahrzeug ein Durchzug entsteht, der die Luft aus dem Fahrzeuginneren nach außen transportiert. Regelmäßiges Lüften verringert die Zahl der erregerhaltigen Tröpfchen in der Luft und senkt damit auch das Ansteckungsrisiko.
Im Idealfall weisen Sie Fahrzeugbenutzer dazu an, die Fahrzeuge vor Beendigung der Fahrt zu lüften, gegebenenfalls auf den letzten Kilometern der Fahrt, um das Fahrzeug mit frischer Luft zu versorgen.
Eine Besonderheit besteht auch beim Einsatz von Klimaanlagen im Fahrzeug. Handelt es sich um eine Klimaanlage, die Frischluft ansaugt, besteht kein Risiko. Bei Klimaanlagen, die eine rezirkulierende Luftführung haben, also auch Luft aus dem Fahrzeuginnenraum verwenden, können Erreger weiterhin übertragen werden und somit auch in die Klimaanlage gelangen. Die aufgewirbelte Luft kann ebenfalls das Risiko einer Infektion erhöhen. Unabhängig davon empfiehlt sich eine regelmäßige Wartung der Klimaanlage und des Innenraumfilters, da sich hier Bakterien, Schimmelpilze und Viren einnisten können.
Merke: Husten Sie oder Ihr Beifahrer, verzichten Sie auf die Umluft-Funktion Ihrer Klimaanlage, um Viren und Bakterien nicht weiter im Fahrzeug zu verteilen.
Hinweis: Das Reinigungstuch sollte nach jeder Benutzung bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden, um Viren und Bakterien keine neue Brutstätte zu bieten. Nutzen Sie daher am besten ein Tuch aus Baumwolle.
Achten Sie auch beim Tanken selbst auf Hygiene und säubern Sie sich danach die Hände, wenn Sie keine Handschuhe benutzt haben. Auch für Nicht-Dieselfahrer bietet sich in Zeiten von vermehrter Virenausbreitung an, die ausgelegten Diesel-Handschuhe zu nutzen. Achten Sie beim Zahlvorgang wiederum auf einen Mindestabstand von 1,5 Metern.
Mit diesen Verhaltenshinweisen können Sie entscheidend dazu beitragen, dass sich Viren nicht weiterverbreiten.
Poolfahrzeuge & Carsharing
Haben Sie keine Gelegenheit das Fahrzeug vor Fahrtantritt gründlich zu reinigen, empfiehlt es sich Feuchttücher mit Wasch-Tensiden mit sich zu führen, um die Oberflächen des Fahrzeugs zu reinigen. Alternativ reichen auch hier normale Flüssigseifen oder Spülmittel mit einem feuchten Tuch.
Carsharing-Anbieter setzen in Zeiten von vermehrter Virenausbreitung bereits auf häufigere Reinigungszyklen für ihre Fahrzeuge. Stellen Sie als Unternehmer Poolfahrzeuge zur Verfügung, sollte auch hier das Reinigungsintervall erhöht werden, um Poolfahrzeugnutzer vor einer Infektion zu schützen.
Was tun, wenn Viren nachgewiesen wurden?
Ist ein Fall bekannt, in dem ein vorheriger Fahrzeugnutzer an einem Virus erkrankt ist, kann eine professionelle Desinfektion ratsam sein, um möglichst alle im Fahrzeug vorhandenen Viren zu zerstören.
Das Robert Koch-Institut gibt für die Desinfektion folgende Empfehlung:
„Zur Desinfektion sind Mittel mit nachgewiesener Wirksamkeit, mit dem Wirkungsbereich 'begrenzt viruzid' (wirksam gegen behüllte Viren) anzuwenden. Mittel mit erweitertem Wirkbereich gegen Viren wie "begrenzt viruzid PLUS" oder 'viruzid' können ebenfalls verwendet werden.
Zu beachten ist hierbei, dass der Einsatz von Desinfektionsmitteln keine Reinigung des Fahrzeugs ersetzt; Schmutz wird damit nicht entfernt.
In der professionellen Fahrzeugreinigung wird verstärkt auf die Nutzung von Ozon oder Airclean gesetzt, da beide Methoden eine abtötende Wirkung bei Viren und Bakterien haben. Bei der Ozon-Methode wird ein professionelles Ozongerät mit einer exakten Dosierung, angepasst an die Größe des Fahrzeugs und die Stärke der Kontaminierung, eingesetzt. Zu beachten ist, dass Ozon als Gefahrstoff für die Umwelt eingestuft ist. Eine übermäßige Reinigung auf diese Weise sollte aus Umweltschutzgründen also vermieden werden.
Bei der Anwendung ist darauf zu achten, das Ozon nicht eingeatmet wird. Greifen Sie hierbei lieber auf professionelle Reinigungsdienste zurück.
Wie lange können Viren auf Oberflächen überleben?
Mit der Frage, wie lange sich Viren (wie das aktuelle Coronavirus) halten, beschäftigen sich Forscher immer wieder. Abhängig ist die Überlebenszeit der Viren von verschiedenen Faktoren wie z. B. der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur. Die durchschnittliche Überlebenszeit liegt bei vier bis fünf Tagen. Bei Raumtemperatur können sich Viren unter Idealumständen bis zu neun Tage auf Oberflächen halten und infektiös bleiben. Kälte und eine hohe Luftfeuchtigkeit können die Überlebenschancen steigern.
In der Luft selbst sind Viren wie das Coronavirus als Aerosol (Dampf, Nebel in der Luft) bis zu drei Stunden überlebensfähig.
Übersicht der durchschnittlichen Überlebenszeiten von SARS-CoV-2 (lt. Bundesamt für Risikobewertung BfR):
- Bei starker Kontamination bis zu drei Stunden als Aerosol
- bis zu vier Stunden auf Kupferoberflächen
- bis zu 24 Stunden auf Karton
- bis zu drei Tagen auf Edelstahl und Plastik
Hierbei handelt es sich um Erkenntnisse aus aktuellen Forschungsständen vom 09. März 2020.
Wann empfiehlt sich generell eine Desinfektion des Fahrzeugs?
Eine Desinfektion oder Reinigung ist nicht nur im akuten Verdachtfall sinnvoll, sondern auch in anderen Situationen. Nachfolgend eine kurze Übersicht:
- Nach dem Kauf eines Gebrauchtwagens
- Vor der Veräußerung eines Fahrzeugs
- Wenn jemand im Fahrzeug verstorben ist
- Generell zur Beseitigung von Gerüchen (Rauch, Schimmel, Tiergeruch)
- Zur Befreiung der Klimaanlage von Staub, Pollen, Pilzsporen
- Im Flottenmanagement bei Fahrerwechsel
- Bei Lebensmitteltransporten zur Desinfektion des Kühlkofferaufbaus
- Zur Vernichtung von Bakterien und Viren
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