Selten waren die Kosten für Energie so hoch wie 2022. Auch die Kraftstoffe bleiben von diesem Anstieg nicht verschont. Laut Jahresbericht der MTS-K können sich die Preise an den Tankstellen bis zu 18 (!) Mal am Tag ändern. Die Preisunterschiede sind hier gravierend, nicht nur innerhalb einer Tankstelle, sondern auch im Vergleich mit anderen ist es daher schwer, das passende Angebot zur richtigen Zeit ausfindig zu machen. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit der aktuellen Situation der Kraftstoffpreise in Deutschland und fassen zusammen, wie man clever tanken und so Kosten einsparen kann.
Tankstellen
Die Anzahl der Tankstellen in Deutschland liegt derzeit bei rund 15.000. Die meisten sind in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg gemeldet, während die höchste Tankstellendichte in Berlin, Hamburg und Bremen vorherrscht. Das Preisniveau ist je nach Region in Deutschland unterschiedlich und doch waren die Differenzen 2021 relativ gering. Je nach Gebiet unterschieden sich die Durchschnittspreise nur um 5 bis 6 Cent/Liter.
Besonders relevant für Pendler und Berufsfahrer sind die Preisunterschiede bei den Autobahntankstellen im Vergleich zu einer normalen Tankstelle. Gerade unterwegs, wenn der Fahrer auf Kraftstoff angewiesen ist, muss er häufig einen deutlich erhöhten Preis bezahlen.
Tipp: Strecke im Vorfeld planen und mit Hilfe von Apps die günstigsten Tankstellen finden. Oft kann es sich auch lohnen, kurz von der Autobahn runterzufahren und im nächsten Ort zu tanken.
Tagesschwankungen
Betrachtet man die einzelnen Wochentage, lässt sich kein günstigster Tag zum Tanken ausmachen. Die Durchschnittspreise sind über die Woche auf einem ähnlichen Niveau verteilt. Auch die Schwankungen innerhalb eines Tages sind an jedem Wochentag ähnlich stark.
An ein und derselben Tankstelle können innerhalb eines Tages beträchtliche Preisunterschiede von bis zu 10,6 Cent/Liter auftreten:
- Zwischen 6 und 9 Uhr Anstieg auf Höchstpreis
- Mittags geringe Preiserhöhung
- Ab 18 Uhr Preis auf Tagestief
- Letzte Preisspitze gegen 20 Uhr
- Letzter Preissturz bis 22 Uhr
- Anstieg auf konstant teuren Preis ab 23 Uhr
Weitere Feststellungen:
- Die Entwicklung der Preise folgt der Entwicklung des Rohölpreises.
- Erhöhte Preisänderungen im Tagesverlauf.
- An Feiertagen und in den Ferien wurde kein Anstieg des Preisniveaus festgestellt.
- Es wurde vermehrt das preiswertere E10 getankt.
Wie setzt sich der Kraftstoffpreis zusammen?
In den meisten Fällen hat der Verbraucher keine richtige Vorstellung davon, wie sich die Preise an der Tankstelle zusammensetzen. Kraftstoff wird in Deutschland gleich mehrfach versteuert. Neben Mineralölsteuer und Mehrwertsteuer, muss seit dem 01. Januar 2022 die CO2-Bepreisung mit eingerechnet werden. Diese wird zu dem Rohölpreis hinzuaddiert. Übrig bleibt dann nur noch der Deckungsbeitrag. Dieser begleicht alle weiter anfallenden Kosten wie Lieferung, Lagerung, die gesetzlich vorgeschriebene Vorratshaltung sowie Biospritbeimischung, Versicherung und Gehälter.
Abbildung: Eigene Darstellung, Zusammensetzung der Kraftstoffpreise,
Beispielrechnung bei einem Preis von 1,90 Euro/Liter
Diesel | Beispielrechnung | Benzin | Beispielrechnung |
Rohölpreis (34,6%) | 0,66 € | Rohölpreis (33,2%) | 0,63 € |
Mineralölsteuer (29,4%) | 0,56 € | Mineralölsteuer (36,6%) | 0,69 € |
Mehrwertsteuer (16%) | 0,30 € | Mehrwertsteuer (16%) | 0,30 € |
Deckungsbeitrag (14%) | 0,27 € | Deckungsbeitrag (10,2%) | 0,20 € |
CO2-Preis (6%) | 0,11 € | CO2-Preis (4%) | 0,08 € |
1,90 € | 1,90 € |
Was treibt die Preise für Benzin und Diesel in die Höhe?
Noch nie zuvor haben Benzin- und Dieselpreise die 2 Euro/Liter Marke überschritten. Dabei hatten sich die Preise durch die Corona-Krise scheinbar erholt. 2019, zu Beginn der Corona-Pandemie, sank der Preis für Superbenzin stetig, bis er 2020 auf einem Tief von 1,29 Euro/Liter angekommen war.
Seit dem Jahreswechsel 2020/2021 ziehen die Spritpreise durch die Anhebung der Mehrwertsteuer wieder stark an. Hinzu kommt der CO2-Preis, der seit dem 01. Januar 2021 mit einkalkuliert werden muss. Doch nicht nur Auflagen vom Staat haben die Kraftstoffpreise die letzten Jahre beeinflusst. Auch der Rohölpreis, Lieferkosten und Wechselkurse spielen eine Rolle. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 variieren diese stark, besonders, da Kraft-und Rohstoffe ein begrenztes Gut sind. Dies sorgt auch am Markt für Verunsicherung und treibt die Preise zusätzlich in die Höhe.
Nachdem der Dieselpreis jahrzehntelang niedriger als der Benzinpreis war, hat die momentane Situation zu einem Umschwung geführt. Die hohe Nachfrage an Heizöl ist für die extreme Preiserhöhung bei Dieselkraftstoffen verantwortlich.
Tipp: In vielen Flotten fahren noch Diesel-Fahrzeuge. Um hier zukünftig eine Kostenexplosion zu vermeiden, lohnt sich nach Ablauf des Leasings der Wechsel auf E- oder Hybrid-Fahrzeuge.
Um der steigenden Preisentwicklung entgegenzuwirken, wurden im Zeitraum vom 1. Juni bis 31. August 2022 die Energiesteuersätze gesenkt. Für Benzin bedeutete dies eine Reduzierung von 35 Cent/Liter und 17 Cent/Liter bei Diesel. Ohne eine geplante Verlängerung des Tankrabatts standen viele Fahrer am letzten Tag an den Zapfsäulen Schlange, bevor um 24 Uhr die Preise in die Höhe schnellten. Eine Senkung der Preise oder Hilfen durch den Staat ist zurzeit nicht vorgesehen. Einzig bei der Steuererklärung kann man die Fahrtkosten zur Arbeit geltend machen und rückwirkend zumindest einen Anteil zurückbekommen.
Kraftstoffpreise im europäischen Ausland
Die Preise im europäischen Ausland liegen im Durchschnitt bei 1,85 Euro/Liter und sehr eng beieinander. Tagesaktuelle Schwankungen können so ein ähnliches Preisniveau wie in Deutschland mit Tankrabatt erreichen. Am teuersten tankt man in der Schweiz. Benzin kostet hier 2,20 Euro/Liter und auch der Dieselpreis liegt mit 2,41 Euro/Liter weit über dem Durchschnitt. Über 2 Euro/Liter schaffen es nur noch die Niederlande und Dänemark. In Polen ist das Tanken mit 1,37 Euro/Liter Benzin und 1,51 Euro/Liter Diesel für alle am günstigsten. Einen Tankrabatt wie in Deutschland gibt es nur in Italien, Spanien, Frankreich und Ungarn. Ungarn bieten den Tankrabatt aber nur für Fahrzeuge, die in Ungarn zugelassen sind. Die Kosten für einen Liter Benzin belaufen sich hier auf 1,29 Euro.
Gerade nach dem Ende des Tankrabatts in Deutschland lohnt sich ein Blick über die Grenze. Dies kann besonders für Fern- und Berufsfahrer von Nutzen sein. Sie können durch kleine Abstecher in die Nachbarländer Spritkosten sparen. Besonders in Polen und Frankreich hat der Tanktourismus stark zugenommen. Während Deutschland den Tankrabatt beendete, erhöhte Frankreich den Rabatt um 30 Cent/Liter. Auch in Tschechien und Österreich bleiben die Kraftstoffpreise unter 2 Euro/Liter.
Was bedeutet das aus Fuhrpark-Sicht?
Kraftstoffe stellen einen großen Kostenfaktor im Fuhrparkmanagement dar. Selbst Einsparungen um die 10 Prozent können einen großen Effekt haben. Daher sticht insbesondere der Aspekt der Preisschwankungen innerhalb eines Tages ins Auge. Es kann sich lohnen, Fahrer dafür zu sensibilisieren, um wie viel Uhr die günstigsten Preise zu erwarten sind.
Ebenso hilfreich kann es sein, Gelegenheiten zu nutzen. Sollte der nächste Tankstellenbesuch absehbar sein, lohnt es sich vorausschauend die Preise im Auge zu behalten und zu tanken, wenn es günstig ist und nicht erst wenn es nötig ist!