Nicht nur Unwetter oder Glasbruch sind häufig gemeldete Schäden an Fahrzeugen. Auch Schäden durch Tiere, insbesondere den Steinmarder, kommen häufig vor. In unserem Beitrag betrachten wir Tierschäden generell, wie es mit einer Versicherung dagegen aussieht und fokussieren dann den Marderschaden, der wohl häufigste Schaden am Fahrzeug durch ein Tier in Deutschland. Wir erklären unter anderem, warum an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten mit einem Marderschaden am Auto zu rechnen ist, ob man dem vorbeugen und wie man einen Marderschaden erkennen kann.
Versicherung: Abgrenzung Tier- und Wildschaden
Hat man eine Teilkaskoversicherung abgeschlossen, die Wildschäden am Fahrzeug abdeckt, schließt dies die sogenannten Tierschäden in der Regel nicht mit ein. Denn ein Tierschaden ist nicht das Gleiche wie ein Wildschaden, sondern geht über das mit Wildschaden gemeinte Haarwild hinaus. So inkludiert eine Vollkaskoversicherung gegen Tierschaden nicht nur die entsprechenden Wildtiere, sondern auch Haustiere, wie Katzen und Hunde sowie Nutztiere.
Diese Tiere fallen unter „Haarwild“ (nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 Bundesjagdgesetz)
Wisent, Elchwild, Rotwild, Damwild, Sikawild, Rehwild, Gamswild, Steinwild, Muffelwild, Schwarzwild, Feldhase, Schneehase, Wildkaninchen, Murmeltier, Wildkatze, Luchs, Fuchs, Steinmarder, Baummarder, Iltis, Hermelin, Mauswiesel, Dachs, Fischotter, Seehund.
Doch aufgepasst: Kann das Tier eindeutig einem Halter zugewiesen werden, haftet der Halter des Tieres und nicht Ihre Versicherung. Kann der Halter jedoch nicht ausfindig gemacht werden, trägt der Autobesitzer die Kosten, sofern er keine Versicherung abgeschlossen hat, die einen Tierschaden abdeckt.
Schon gewusst?
In der Kfz-Haftpflichtversicherung (Pflichtversicherung) sind Wild- und Tierschäden nicht abgedeckt. Die meisten Teilkaskoversicherungen schließen Tierschäden nicht ein, sondern bieten den Schutz vor Tierschäden optional an. Eine Vollkaskoversicherung deckt hingegen immer sowohl Wild- als auch Tierschäden ab. Hier sollten Sie jedoch prüfen – am besten vor Vertragsschluss -, ob Schäden durch Tiere aller Art oder ausschließlich durch Wirbeltiere in der Versicherung inkludiert sind.
Durch Tiere verursachte Schäden am Fahrzeug können nicht nur passieren, wenn das Auto abgestellt ist, sondern natürlich auch wenn man damit unterwegs ist. Wir geben in unserem Beitrag Tipps, welche einem Unfall mit Wildtieren auf der Fahrbahn vorbeugenden Maßnahmen Sie ergreifen können und auch, was Sie im Falle eines solchen Unfalls tun sollten.
Marderschaden – einer der populärsten Fahrzeugschäden
Die in Europa heimischen Steinmarder, welche in der Regel für einen Marderschaden am Auto verantwortlich sind, sind das ganze Jahr über aktiv, da sie keinen Winterschlaf halten. Im Frühjahr (März bis April) werden die Jungtiere geboren und im Sommer (Juni bis August) beginnt die Paarungszeit. Marder markieren während der Paarungszeit ihr Revier. Ein sich ebenfalls im Revier befindliches Auto, was sie auch gerne als Versteck nutzen, wird dann meist mitmarkiert. Ist man nun viel mit einem Dienstwagen unterwegs oder pendelt lediglich mit dem eigenen Fahrzeug zur Arbeit, riecht gegebenenfalls ein anderes Mardermännchen die Markierung seines Artgenossen. Dann wird sein Hass auf diesen Rivalen geweckt und das geparkte Fahrzeug in Mitleidenschaft gezogen: Die Bremsschläuche, Zündkabel, Dämmmaterial, Kühlschläuche und was sonst noch zu fassen ist, bekommen das Revierverhalten des kleinen Tieres zu spüren. Ziel des Marders ist die Übertünchung oder am besten Auslöschung der Duftmarke seines Rivalen.
Neben dem Verhalten in der Paarungszeit spielen die Instinkte und Lebensgewohnheiten der Tiere mit ein: Motorräume ähneln Erdlöchern, in die sich die Marder zurückziehen. Da Marder verspielte Tiere sind, muss nicht ausschließlich der Geruch eines Artgenossen sie so in Rage versetzen, dass sie Schäden im/ am Fahrzeug verursachen. Auch in ihrem Spieltrieb können Kabel und Co. zum Verbeißen einladen.
Marder-Gefährdungsgebiete und Statistiken
Marder sind sehr anpassungsfähig, auch Kulturfolger genannt, weshalb sie deutschlandweit verbreitet sind. Es gibt jedoch Regionen, die stärker von Mardern betroffen sind als andere: In Süddeutschland, vor allem im Raum Stuttgart, ist das Marderrisiko durchschnittlich am höchsten, so der Risikoatlas 2015 des GDV. So sind es über 15 Marderschäden pro 1000 Pkw in Stuttgart und Umgebung. Auch zwischen Hamburg und Kassel sind Marderschäden keine Seltenheit. Stuttgart, München, Hamburg, Berlin und Frankfurt sind (Stand 2015) die Top 5 Städte mit den meisten Marderschäden.
Eine Studie des GDV von 2017 zeigt, dass Marderbisse im Vergleich zu 2016 zugenommen haben und zu den Top 5 Teilkaskoschäden für Pkw nach Ursachen gehören. Die 214.000 gemeldeten Marderschadenfälle haben die Versicherer 72 Mio. Euro im Jahr 2017 gekostet. Nur Wildschäden, Unwetter (Sturm, Hagel, Blitz) sowie Glasbruch waren noch häufiger als Marderschäden. Auffallend: Die wetterbedingten Schäden haben um rund 50 Prozent zugenommen.
Achtung!
Die Teilkaskoversicherung übernimmt in den meisten Fällen die durch einen Marderschaden entstandenen Kosten. Doch Folgekosten, wie beispielsweise ein Motorschaden, werden nicht unbedingt übernommen. Gegebenenfalls muss ein Tarif hinzugebucht werden – wissen Sie, ob Ihre Versicherung Folgeschäden durch einen Marderschaden abdeckt?
Auch zu bedenken ist, dass Sie möglicherweise als Folge eines Marderschadens einen Abschleppdienst und ein Taxi rufen oder ein Ersatzfahrzeug mieten müssen. Ob das von der Versicherung übernommen wird, gilt es ebenfalls abzuklären.
Marderschaden erkennen
Bevor Sie ins Auto steigen und einen möglichen Marderschaden bemerken, sehen Sie vermutlich Spuren eines Marders. Am besten werfen Sie einen Blick unter die Motorhaube, da sich Marder dort gerne verstecken. Spuren können Kratz- und Bissspuren an Kabeln und Schläuchen sein, Haare, Pfotenabdrücke und manchmal auch kleine tote Tiere, Eierreste oder Steine im Motorraum. Sollten Sie einen Hund haben, könnte es sein, dass dieser Geruchsspuren des Marders wahrnimmt und besonders eifrig am Motorraum schnüffelt.
Übrigens…
Insbesondere junge Marder verwechseln Eier manchmal mit Steinen, weswegen diese dann im Auto gefunden werden können.
Bedenken Sie jedoch: Es ist zwar sinnvoll bei Marderspuren das Fahrzeuginnere zu kontrollieren, doch bedeuten Spuren nicht zwangsläufig, dass Kabel angeknabbert wurden. Stellen Sie Schäden fest und können diese nicht selbstständig reparieren oder sind sich des Ausmaßes unsicher, sollten Sie das Fahrzeug stehen lassen. Dadurch vermeiden Sie mögliche Unfälle und Folgeschäden, welche gegebenenfalls nicht von der Versicherung gedeckt werden.
Schutzvorrichtungen für Fahrzeuge
Damit Ihr Fahrzeug nicht als Versteck, Ruhe- oder Spielplatz eines Steinmarders genutzt und gegebenenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird, können Sie es sozusagen mardersicher machen. Auf dem Markt gibt es verschiedene Methoden, wie beispielsweise Ultraschallgeräte, Elektroschockgeräte (Weidezaunprinzip) und Mardergitter sowie Motorraumabdeckungen. Letztere verhindern, dass Marder in den Motorraum gelangen. Je nach Fahrzeughersteller gibt es Motorraumabdeckungen als Sonderausstattung oder Sie können sie nachrüsten lassen. Parken Sie, wenn möglich, in einer Garage. Sollte es jedoch zu einem Marderschaden gekommen sein, empfiehlt der ADAC eine Motorwäsche. Sprich, dass der Motorraum fachgerecht (von Duftspuren, Kot etc.) gereinigt wird.
Ultraschallgerät | Elektroschockgerät | Mardergitter | |
Vorteile |
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Nachteile |
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Fazit
Ein Tierschaden bzw. Marderschaden am Auto ist keine Kleinigkeit, es kann zu teuren Folgeschäden kommen, von Unfällen ganz zu schweigen. Sollten Sie Spuren eines Marders – insbesondere im Frühling und im Herbst - an Ihrem Dienstfahrzeug oder an Fahrzeugen im Pool feststellen, checken Sie den Motorraum oder geben Sie Ihrem Fuhrparkmanager Bescheid. Dieser sollte das Fahrzeug dann fachgerecht in einer Werkstatt überprüfen und reinigen lassen. Fuhrparkverantwortlichen empfiehlt es sich, zukünftig gegen Marderschäden vorzubeugen, beispielsweise durch technische Vorrichtungen und vor allem auch Aufklärung der Fahrer im Rahmen der Fahrerunterweisung.
Hatten Sie schon einmal einen Marderschaden?