Interessenkonflikte im Unternehmen sind mehr als nur ein moralisches Dilemma – Sie können das Fundament eines Unternehmens erschüttern. Doch was genau versteht man unter einem Interessenkonflikt, welche verschiedenen Arten gibt es, und welche Konsequenzen können daraus resultieren? In diesem Beitrag klären wir die grundlegenden Fragen.
Auf einen Blick:
- Bei einem Interessenkonflikt kann ein persönliches Interesse, die Fähigkeit beeinträchtigen, objektive Entscheidungen zu treffen.
- Es gibt Interessenkonflikte im Unternehmen aufgrund finanzieller Vorteile, persönlicher Beziehungen, Zusammenarbeit mit Mitbewerbern, Nebenbeschäftigungen und Anschlussbeschäftigungen.
- Konsequenzen von Interessenkonflikten im Unternehmen können Reputationsschäden, wirtschaftliche Einbußen, erhöhte Compliance-Überwachung, rechtliche Konsequenzen und die Beeinträchtigung der Mitarbeitermoral sein.
Was ist ein Interessenkonflikt?
Ein Interessenkonflikt kann prinzipiell im freundschaftlichen, sozialen oder wirtschaftlichen Bereich entstehen. Er findet immer dann statt, wenn ein primäres Interesse durch ein sekundäres Interesse beeinträchtigt wird. Im geschäftlichen Kontext wird von Interessenkonflikten gesprochen, wenn berufliche Entscheidungen von persönlichen Interessen beeinflusst werden und nicht mehr objektiv gefällt werden.
Interessenkonflikte im Unternehmen
Interessenkonflikte aufgrund finanzieller Vorteile
Ein Interessenkonflikt aufgrund finanzieller Vorteile ist bspw. dann der Fall, wenn der Mitarbeiter für die Vergabe von Aufträgen zuständig ist, Geschenke oder finanzielle Anreize von den Bewerbern erhält, und dann den Auftrag annimmt. Das führt dazu, dass dieser Mitarbeiter voreingenommene Entscheidungen trifft.
Beispiel: Ein Einkaufsmanager bekommt von einem Lieferanten teure Karten für ein Konzert geschenkt. Entscheidet er sich daraufhin dafür, diesem Lieferanten einen wichtigen Auftrag zu erteilen, ungeachtet dessen, dass es bessere Angebote von höherer Qualität gab, befindet er sich in einem Interessenkonflikt. Sein Urteilsvermögen wird aufgrund von seinem persönlichen finanziellen Gewinn getrübt. Für das Unternehmen kann das negative Auswirkungen haben und sogar rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, da Korruption als eine Straftat angesehen wird.
Für mehr Informationen zum Thema Korruption im Unternehmen, deren Folgen und Maßnahmen zur Vorbeugung, lesen Sie in diesem Beitrag:
Interessenkonflikte aufgrund persönlicher Beziehungen
Wenn Mitarbeiter eine berufliche Entscheidung treffen, nur um Freunden, Familienangehörigen oder anderen nahestehenden Personen unabhängig von ihrer Qualifikation den Vortritt zu lassen, entsteht ein Interessenkonflikt aufgrund persönlicher Beziehungen.
Beispiel: Ein Veranstaltungsplaner sucht eine externe Cateringfirma, die bei dem kommenden Firmenevent für das leibliche Wohl sorgen soll. Ein Freund von ihm arbeitet bei einer solchen Cateringfirma. Er entscheidet sich für das Angebot dieser Firma, obwohl andere Angebote deutlich günstiger und passender gewesen wären. Dadurch kann er dem Unternehmen wirtschaftlichen Schaden zufügen und es kann sich letztlich auch negativ auf den Ruf des Unternehmens auswirken.
Interessenkonflikte aufgrund von Zusammenarbeit mit Wettbewerbern
Besonders problematisch sind Interessekonflikte, bei denen Mitarbeiter oder Geschäftsführer mit einem Konkurrenzunternehmen in Kontakt stehen. Hier besteht nämlich die Gefahr, dass dieser Mitarbeiter Insiderhandel betreibt bzw. vertrauliche Informationen weitergibt.
Beispiel: Der Geschäftsführer einer Firma entwickelt zusammen mit einem Partnerunternehmen eine neues Produkt. Dafür müssen beide Unternehmen ihre Technologien und internen Prozesse teilen. Um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, legt der Geschäftsführer die internen Daten des anderen Unternehmens offen und missbraucht diese. Es entsteht ein Vertrauensbruch und kann auch rechtliche Konsequenzen zur Folge haben, da diese Handlungen unter Wettbewerbsverstöße und Insiderhandel fallen können.
Interessenkonflikte aufgrund von Nebenbeschäftigungen
Gehen Mitarbeiter einer Nebenbeschäftigung nach, die mit ihrem Hauptjob im Wettbewerb steht, können die verschiedenen Interessen miteinander kollidieren. Die Loyalität des Mitarbeiters zu seinem Haupt- und Nebenjob wird hierbei auf die Probe gestellt.
Beispiel: Ein leitender Angestellter in der Produktentwicklung eines Unternehmens, das innovative Lösungen im Bereich KI entwickelt, arbeitet nebenbei als Berater für ein Start-up. Dies entwickelt ebenfalls KI-Produkte. Der Angestellte hat Zugang zu sensiblen Daten seines Hauptarbeitgebers. Beabsichtigt oder unbeabsichtigt gibt er diese an das Start-Up weiter. Das schadet der Vertraulichkeit des Mitarbeiters und damit auch der des Arbeitgebers und birgt auch rechtliche Probleme wie Urheberrechtsverletzungen und Missachtung von Geheimhaltungsvereinbarungen.
Interessenkonflikte aufgrund von Anschlussbeschäftigungen
Wenn ein Mitarbeiter eine neue Position anfängt, die in Verbindung mit der bisherigen Anstellung steht, besteht die Gefahr, das wertvolle Informationen weitergegeben werden.
Beispiel: Eine Forscherin arbeitet bei einem großen Pharmaunternehmen arbeitet an der Entwicklung eines neuen Medikaments. Sie wechselt nach ihrem Ausscheiden zu einem aufstrebenden Biotechnologie-Unternehmen, das auf einen ähnlichen Bereich spezialisiert ist. Während ihrer Anstellung hat die Forscherin tiefgreifende Kenntnisse über Forschungsergebnisse und Studien erlangt. Sie nutzt diese und vermittelt sie an das Biotechnologie-Unternehmen für deren Zwecke weiter.
Konsequenzen von Interessenkonflikten im Unternehmen
Rechtliche Konsequenzen
In Deutschland besteht keine allgemeine Vorschrift zu Interessenkonflikten. Betroffene Parteien könnten allerdings Schadenersatzansprüche geltend machen, was zusätzliche finanzielle Belastungen für das Unternehmen bedeutet. Das heißt, wenn die Unternehmensführung nicht nachweisen kann, dass sie ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen ist und Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Identifizierung sowie Lösung des Konflikts eingerichtet hat (Paragraf 241, 280 BGB), steht sie in der Haftung.
Außerdem können Interessenkonflikte gegen einzelne vertragliche Vereinbarungen oder gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Dies führt wiederum zu rechtlichen Auseinandersetzungen, Bußgeldern und Sanktionen.
Erhöhte Compliance-Überwachung
Wiederholte oder schwerwiegende Interessenkonflikte können zu verstärkter Überwachung durch Regulierungsbehörden führen, was zusätzliche Kosten und Verwaltungsaufwand verursacht.
Durch Interessenkonflikte werden in erster Linie Fehlentscheidungen getroffen, die finanzielle Einbußen mit sich bringen, da die Ergebnisse von schlechter Qualität sind oder Geschäftsgeheimnisse weitergegeben wurden. Langfristig kann sich das aber auch auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auswirken, was wiederum zu hohen Verlusten führen kann.
Reputationsschaden
Bekannt gewordene Interessenkonflikte können den Ruf des Unternehmens nachhaltig schädigen und das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern erheblich mindern. Das könnte wiederum langfristig gesehen zu einem Rückgang von Geschäftsbeziehungen und Marktanteilen führen.
Beeinträchtigung der Mitarbeitermoral
Eine negative Arbeitsatmosphäre und ein vermindertes Vertrauen ins Unternehmen sowie die Kollegen können die Moral und das Engagement der Mitarbeiter schwächen. Eine geringere Produktivität, erhöhte Krankheitstage, sinkende Innovationskraft des Unternehmens und höhere Mitarbeiterfluktuation sind die Folge. Dadurch entstehen dem Unternehmen weitere Kosten für die Einstellung neuer Mitarbeiter und Schulung der bestehenden Beschäftigten.