Der Mittelklasse-Kombi als höchstes aller Gefühle? Schon lange nicht mehr. SUVs liegen im Trend, auch bei User-Choosern.
Nichts bleibt, wie es ist im Automarkt. Nein, wir sprechen hier nicht nur von immer mehr Hybrid- oder Elektroautos, die es auf die Straße schaffen. Wer sich genauer umschaut, erkennt auch, dass heute ganz andere Fahrzeugsegmente und Karosserieformen in Mode sind als noch vor einigen Jahren. Entfielen laut Kraftfahrtbundesamt 2015 zum Beispiel noch knapp 19 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen auf SUVs und Geländewagen, waren es 2018 bereits über 27 Prozent. Umgekehrt sank der Anteil von Mittelklassefahrzeugen von etwas über 13 auf 11 Prozent. Im relevanten Flottenmarkt ist die Entwicklung ähnlich, auch wenn gerade Mittelklasseautos dort noch deutlich gefragter sind als im Gesamtmarkt. Zudem sind sie gefragter als SUVs und Geländewagen.
Welcher Firmenwagen ist angemessen?
Diese Frage stellen sich Dienstwagennutzer und Unternehmen gleichermaßen. Eine pauschale Zuordnung zwischen Fahrzeugklasse und Position im Unternehmen gibt es nicht. In der Regel gibt es hierfür unternehmensindividuelle Regelungen. Eine Einordnung nach Position und Gehalt könnte wie folgt aussehen:
Gehalt > 100.000 Euro | Marken wie Porsche |
Gehalt zwischen 60.000 und 100.000 Euro | Marken wie BMW, Audi, Mercedes, Volvo |
Gehalt bis 60.000 Euro | Marken wie VW, Skoda, Ford, Seat, Opel, Kia, Mazda |
Die Wahl des Fahrzeugtyps ist dabei auch oft von der eigenen Größe des Unternehmens abhängig. Eine Einordung könnte wie folgt aussehen:
Große Unternehmen | Marken wie Mercedes, Audi und BMW |
Kleine Unternehmen | Marken wie VW und Skoda |
Die Verbreitung und der Preis des Firmenwagens ist auch stark abhängig von der Branche, in der das Unternehmen tätig ist. Compensation Partner hat in seinem Firmenwagenmonitor 2019 Daten von über 180.000 Arbeitsverhältnissen ausgewertet. Ein paar Eckdaten der Studie:
- Im Durchschnitt fahren 12 Prozent der Beschäftigungen eines Unternehmens einen Firmenwagen.
- Die meisten Firmenwagen gibt es in den Branchen Großhandel, Konsum- und Gebrauchsgüter, Bau und Computer sowie IT-Systemhäuser. Der Anteil liegt hier zwischen 19 Prozent und 25 Prozent.
- Mit steigender Unternehmensgröße steigt auch die Anzahl der Firmenwagen bei Fach- und Führungskräften. Ebenso steigt der Preis der Fahrzeuge mit zunehmender Unternehmensgröße.
- Der Anteil von Mitarbeitern mit Firmenwagen steigt mit dem Alter und der Berufserfahrung.
- Über 60 Prozent der Führungskräfte und über 20 Prozent der Fachkräfte im Vertrieb fahren einen Firmenwagen.
- Die teuersten Firmenwagen werden in den Bereichen Steuern und Recht, Marketing sowie Vertrieb gefahren. Die Kosten liegen hier zwischen 50.000 Euro und 58.000 Euro.
Nach welchen Kriterien wähle ich den Firmenwagen aus?
Überlässt man seinen Mitarbeitern einen Firmenwagen stellt sich oft die Frage, welches Fahrzeug es denn sein soll. Kriterien für die Auswahl des Firmenwagens können zum Beispiel folgende sein:
- Art der Nutzung
- Motorisierung
- Nutzungsdauer
- Repräsentationspflichten
- Kundenbindung
- Privatwagen
Bei der Art der Nutzung ist entscheidend, ob das Fahrzeug zum Beispiel auch zum Transport genutzt wird. Dies können Mitarbeiter oder auch Materialien sein. Werden häufiger lange Strecken zurückgelegt oder muss das Fahrzeug mit einem Anhänger betrieben werden, bietet sich meist auch eine stärkere Motorisierung an. Die Nutzungsdauer kann auch Einfluss auf die Wahl eines Fahrzeugs haben. Handelt es sich um ein Fahrzeug, dass nach 2-3 Jahren wieder getauscht wird? Dann ist ein hochpreisiges Modell eher ausgeschlossen.
Ist der Dienstwagenfahrer oft bei Kunden vor Ort und übernimmt Repräsentationspflichten für das Unternehmen, kann sich dies auch im Fahrzeug widerspiegeln. Je nachdem, ob die Privatnutzung des Fahrzeugs zugelassen ist, sind auch hier Besonderheiten zu berücksichtigen. Hat man Kinder, bietet sich ein anderes Fahrzeug an, als wenn man ohne Kinder unterwegs ist.
Worauf Sie sonst noch bei der Beschaffung von Dienstwagen achten sollten erfahren Sie in der Beitragsreihe „Einkaufsmanagement im Fuhrpark“:
- Einkaufsmanagement im Fuhrpark Teil 1: Beschaffung von Dienstwagen
- Einkaufsmanagement im Fuhrpark Teil 2: Wichtige Einflussfaktoren bei der Fahrzeugbeschaffung
Welche Fahrzeugklassen gibt es überhaupt?
Die Europäische Kommission hat für Personenkraftwagen verschiedene Fahrzeugsegmente definiert. Diese stimmen mit den Bezeichnungen des Kraftfahrt-Bundesamtes in Teilen überein. Die Abgrenzung, welches Modell in welches Segment gehört, erfolgt dabei anhand verschiedener Kriterien:
- Größe (Länge und Höhe)
- Gewicht
- Motorisierung
- Leistung z.B. Höchstgeschwindigkeit
- Größe des Gepäckraums
- Anzahl und Höhe der Sitzplätze
- Art der Antriebsachsen
- Heckvariante
- Grundpreis
Die Segmente im Überblick:
Bezeichnung EU-Kommission | Bezeichnung Kraftfahrt-Bundesamt |
A: Kleinstwagen | Minis (Kleinstwagen) |
B: Kleinwagen | Kleinwagen |
C: Mittelklasse | Kompaktklasse |
D: Obere Mittelklasse | Mittelklasse |
E: Oberklasse | Obere Mittelklasse |
F: Luxusklasse | Oberklasse |
S: Sportwagen | Sportwagen |
M: Multivan | Minivan und Großraumvan |
J: Sport Utility Vehicle (SUV) | Sport Utility Vehicle (SUV) |
J: Geländewagen | Geländewagen |
In der Mittelklasse entspannt auf die Langstrecke
Die Vielzahl an Fahrzeugklassen und Karosserieformen ist Grund genug diese einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Beginnen wir mit der Mittelklasse.
Modelle wie der VW Passat, der Audi A4 oder der Ford Mondeo sind seit jeher klassische Vertreterautos. Auch wenn ihre Beliebtheit abnimmt – im Flottenmarkt spielen sie, wie gesagt, immer noch eine wichtige Rolle. Mit Diesel und Automatikgetriebe sind sie ein effizientes Mobilitätsmittel für den entspannten Weg zum Kunden; und spiegeln als Kombi zudem ein besonderes Maß an Flexibilität wider.
Noch mehr Reisekomfort bieten Fahrzeuge der oberen Mittelklasse. Für den Fahrer bringen Audi A6, BMW 5er oder Mercedes E-Klasse außerdem ein deutliches Imageplus mit und sind deshalb oft Abteilungs- und Bereichsleitern oder sogar der Geschäftsführung vorbehalten. Deutlich seltener greifen Unternehmenslenker zur Spitze des Automobilbaus. Dienstwagen der Luxusklasse, wie die Mercedes S-Klasse, der BMW 7er oder ein Audi A8, werden bei allen Annehmlichkeiten eher mit Bedacht gewählt. Auch aus Imagegründen – gilt es doch in Deutschland auch weiterhin nicht unbedingt als schicklich, seinen Reichtum offen zur Schau zu stellen.
Bewährte Klassen unter Druck
Deutlich massentauglicher sind Kleinwagen und Kompaktautos.
Kleinwagen werden vor allem von Pflege- oder Sicherheitsdiensten und vornehmlich im städtischen Umfeld eingesetzt. Zwar nimmt auch die Zahl der kleinen SUVs deutlich zu, im direkten Vergleich stehen die Kompaktwagen aktuell aber deutlich stärker unter SUV-Druck. Nichtsdestotrotz gehören VW Golf, Opel Astra und Co. weiterhin zu den beliebtesten Flottenfahrzeugen. Kein Wunder: Sie sind wendig und zugleich geräumig und langstreckentauglich. Damit bieten sie einen wunderbaren Kompromiss für den automobilen Alltag. Auch hier sind die Kombis mit ihren oft riesigen Gepäckabteilen die besonders beliebte Karosserieform. Übrigens: So richtig kompakt sind die Kompakten heute gar nicht mehr. So ist ein Opel Astra Sports Tourer heute fast so lang wie Anfang der 90er der Opel Omega Caravan, der sich damals in der oberen Mittelklasse tummelte.
Besonders viel Platz bietet auch eine andere Fahrzeuggattung, nämlich die Vans. Im Gegensatz zur Kompakt- und Mittelklasse, die trotz allem Wettbewerbsdruck immer noch eine wichtige Rolle im Flottenmarkt spielen, sind die Großraumlimousinen fast ausgestorben. Dabei sind sie in Sachen Raumausnutzung unschlagbar: Auf vergleichsweise kleiner Grundfläche bieten sie viel Platz für Passagiere und Gepäck. Großfamilien oder Menschen, die oft viel zu transportieren haben, finden also fast keine bessere Mobilitätslösung. Derzeit setzen allerdings kaum noch Hersteller auf klassische Minivans, so lief zuletzt der kompakte Ford C-Max ersatzlos aus. Das Angebot schrumpft und vorhandene Modelle stehen oft auf der modellpolitischen Abschussliste, oder sie verändern ihren Charakter deutlich: So wandelten sich Renault Scénic und Espace zu SUV-ähnlichen Crossovern mit deutlich schlechterer Raumausnutzung und der Opel Zafira steht mit dem Namenszusatz Life neuerdings auf einer Nutzfahrzeugplattform.
Wer hauptsächlich viel Platz sucht, sollte seinen Blick einmal auf die Pkw-Varianten der Hochdachkombis werfen. Citroen Berlingo, Peugeot Rifter oder VW Caddy sind nur einige Alternativen zu klassischen Minivans. Allerdings: Auch ihnen merkt man die Verwandtschaft zum Nutzfahrzeug häufig deutlich an.
Coolness-Faktor SUV
Kommen wir nun aber zum viel zitierten Trendsegment, den SUVs. Trotz der Nutzfahrzeug-Gene im Namen – Sports Utility Vehicle bedeutet übersetzt nichts anderes als sportliches Nutzfahrzeug – haben sie mit Transportern oder Lastwagen zumindest in Europa nichts mehr gemein. Bis auf wenige Ausnahmen sind selbsttragende Karosserien anstelle robuster Leiterrahmen längst die Regel. Moderne SUVs unterscheiden sich heute also nicht mehr technisch, sondern vor allem optisch von herkömmlichen Pkw.
Es stellt sich die Frage, warum sich immer mehr Menschen für einen SUV entscheiden. Denn dass die Deutschen auf einmal in Scharen querfeldein fahren, ist weiterhin nicht zu beobachten. In der Tat sind es wohl vor allem Imagegründe, mit denen SUVs locken. SUVs gelten – noch – als cool, individualistisch und sind oft auch sehr stylisch gezeichnet. Dass sie in immer mehr Größen erhältlich sind, kommt ihrer Beliebtheit außerdem entgegen. Denn SUV bedeutet heute nicht mehr unbedingt 5 Meter Länge und 2 Meter Breite – wie Seat Arona, Renault Captur oder Nissan Juke beweisen, geht SUV auch auf unter 4,20 Meter Länge.
Dennoch: Rein rational betrachtet, bieten sie gegenüber Kombis, Vans oder Kompaktmodellen – bis auf die erhöhte Sitzposition – oft kaum Vorteile. Viele SUVs bieten innen weniger Platz und verbrauchen aufgrund ihrer Bauform mehr Sprit als vergleichbare traditionelle Modelle. Auch wenn sie – was ja immer häufiger geschieht – ohne Allradantrieb daherkommen und somit wirklich nur noch die Fassade des echten Geländegängers aufrechterhalten.
Trotzdem: Auch Fuhrparks können sich der Beliebtheit der SUVs nicht entziehen und öffnen ihre Car Policies immer häufiger für diese Fahrzeuggattung. Der Coolness-Faktor der SUVs zieht eben nicht nur Privatleute in ihren Bann, sondern natürlich auch User-Chooser. Unternehmen, die dem SUV-Trend skeptisch gegenüber stehen, sich der Nachfrage unter ihren Mitarbeitern nicht ganz entziehen wollen, können aber auf eine Alternative zurückgreifen: Hochgelegte Kompakte und Kombis wie die Audi-Allroad-Modelle, die Cross-Country-Varianten von Volvo oder die Active-Linie von Ford bieten die Vorteile traditioneller Karosserien in Kombination mit rustikaler Offroad-Optik.