Immer wieder hört man davon, doch kaum einer weiß, wie man sich in diesen Situationen richtig verhält, denn Geisterfahrer oder Falschfahrer sind ein unvorhersehbares Risiko im Straßenverkehr. Mit über 2000 Meldungen pro Jahr und 190 durch Geisterfahrer verursachte Unfälle im Jahr 2017, sind diese ein ernstzunehmendes Problem, welches nicht nur auf deutschen Straßen auftritt.
Was ist ein Geisterfahrer?
Als Geisterfahrer oder Falschfahrer wird ein Fahrer bezeichnet, der auf einer Straße entgegengesetzt der vorgeschriebenen Fahrtrichtung fährt.
Wie und wo entstehen Geisterfahrten?
Geisterfahrer sind ein erstzunehmendes Risiko im Straßenverkehr, doch wie und wo entstehen Geisterfahrten überhaupt? Auffällig ist, dass viele Geisterfahrten an oder auf der Autobahn beginnen. Insbesondere an Anschlussstellen, Autobahnkreuzen oder am Beginn einer Autobahn, wenn diese aus einer Landstraße oder Schnellstraße heraus entsteht. Aber auch auf Rastplätzen kommt es vermehrt zu einer Fahrt in die falsche Fahrtrichtung.
Die Ursachen für diese Falschfahrten sind ganz unterschiedlich und nicht immer steckt eine Absicht dahinter. Die häufigsten Ursachen für Geisterfahrten sind:
- Unübersichtliche Beschilderung,
- starke Sichtbehinderungen,
- Unachtsamkeiten,
- unerlaubtes Wenden oder
- die Gewöhnung an anderen Straßenverkehr (z.B. Links- vs. Rechtsverkehr).
Auch Suizidversuche und Mutproben zählen zu den Ursachen für Geisterfahrten. Entsteht die Falschfahrt absichtlich, kommen auf den Fahrer ernste Konsequenzen zu, denn Falschfahren stellt eine Gefährdung des Straßenverkehrs dar und ist somit eine Straftat nach § 315c StGB. Diese kann mit Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder empfindlichen Geldstrafen geahndet werden. Die Höhe der Strafe richtet sich nach dem Vorsatz der Tat. So werden unabsichtliche Geisterfahrer geringer bestraft als Fahrer, die mit Vorsatz in die falsche Richtung fahren. Neben diesen Strafen muss der Falschfahrer auch mit führerscheinrechtlichen Konsequenzen rechnen. Je nach Höhe der Gefährdung kann ein Fahrverbot von bis zu 3 Monaten oder der Entzug der Fahrerlaubnis für mindestens 6 Monate die Folge einer Geisterfahrt sein.
Achtung, Geisterfahrer! Erhöhte Vorsicht ist geboten!
Jeder von uns hat diese Meldung schon einmal gehört: „Achtung: Geisterfahrer auf der Autobahn…“, doch wie verhält man sich in dieser Situation richtig? Die nachfolgenden 5 Tipps verschaffen einen Überblick:
Tipp 1: Den rechten Fahrstreifen benutzen
Fahren Sie immer rechts. In der Regel versuchen Geisterfahrer rein aus Gewohnheit zügig auf die rechte Seite in Fahrtrichtung zu gelangen, somit ist der Geisterfahrer potenziell an der Mittelleitplanke zu erwarten. Um der Gefahr einer Kollision auszuweichen, sollten Sie sich daher in Richtung des Seitenstreifens bewegen. Befahren Sie jedoch nie den Seitenstreifen selbst, denn auch hier könnte der Falschfahrer auftauchen, wenn die falsche Fahrtrichtung rechtzeitig bemerkt worden ist.
Tipp 2: Keine Überholvorgänge
Vermeiden Sie Überholvorgänge. Das Überholen anderer Fahrzeuge erhöht die Unfallgefahr, denn jeder ist erhöht aufmerksam, um dem Geisterfahrer im Notfall ausweichen zu können. Überraschende Überholvorhänge können vorausfahrende Fahrzeuge irritieren, denn diese konzentrieren sich auf die mögliche Gefahr durch einen Falschfahrer.
Tipp 3: Geschwindigkeit reduzieren
Reduzieren Sie die Geschwindigkeit. Geisterfahrer versuchen in der Regel den Rand der Fahrbahn zu erreichen, sollten Sie unbeabsichtigt in falscher Fahrtrichtung auf die Straße aufgefahren sein. Durch die Reduzierung der Geschwindigkeit können Sie schneller reagieren, wenn sich der Geisterfahrer nähert.
Tipp 4: Beleuchtung einschalten
Schalten Sie die Beleuchtung an. Mit eingeschalteten Scheinwerfern ist man für Falschfahrer besser zu erkennen und das Unfallrisiko sinkt.
Tipp 5: Unterwegs stets informiert
Um darüber hinaus immer über das aktuellste Verkehrsgeschehen informiert zu sein, bietet es sich an, die RDS-Funktion (Radio Data System) des Radios zu nutzen. Radio Data System ist ein Verfahren zur Übermittlung von Zusatzinformationen beim Hörfunk. Mit Hilfe des RDS werden Radiosendungen oder selbst abgespielte Musik unterbrochen, um den Verkehrsfunk zu übertragen. Wenn Sie lieber in Ruhe ohne Radio fahren, empfiehlt es sich, die RDS-Funktion trotzdem zu aktivieren und den Ton des Radios ganz leise zu stellen. Kommt es zu Nachrichten über den Verkehrsfunk, passt sich die Lautstärke automatisch auf eine hörbare Stufe an und wird nach Durchsage der Meldung wieder reduziert.
Schon gewusst?
Ein/Das Radio Data System übermittelt nicht nur Verkehrsinformationen, sondern auch Zusatzinformationen wie Daten zur Senderkennung, dem Programmtyp, Alternativfrequenzen für den laufenden Kanal, Informationen zu aktuellen Musiktiteln und die aktuelle Uhrzeit.
Hilfe, ich fahre in die falsche Richtung!
Sollte man selbst einmal in die Situation kommen, unbeabsichtigt in die falsche Fahrtrichtung zu fahren, gilt als erstes „Ruhe bewahren“, denn nichts ist in diesem Moment schlimmer als in Panik zu geraten. Gerade wenn man die Strecke nicht kennt oder dem Navigationsgerät blind vertraut, kann man schnell als Geisterfahrer enden. Um dieser Situation zu entgehen, gibt es auch hier fünf hilfreiche Tipps:
Tipp 1: Keine Wendemanöver
Wenden Sie ihr Auto niemals auf der Straße, auf der Sie gerade in falscher Fahrtrichtung fahren. Durch das Wenden verlieren Sie Geschwindigkeit und andere Verkehrsteilnehmer können möglicherweise nicht rechtzeitig auf dieses Manöver reagieren. Die Folge ist ein Unfall.
Tipp 2: Am Rand abstellen
Stellen Sie das Fahrzeug so schnell es geht am Rand ab. Fahren Sie beispielsweise auf der Autobahn, halten Sie entweder an der Mittelleitplanke oder auf dem Grün- bzw. Seitenstreifen. Das Anhalten an der Mittelleitplanke wird empfohlen, da Fahrer in der Regel direkt nach rechts ziehen und erst dann bemerken, dass sie sich in falscher Fahrtrichtung auf der Straße befinden. Bemerken Sie die falsche Fahrtrichtung direkt beim Auffahren auf die Straße, halten Sie umgehend am Seitenstreifen an.
Tipp 3: Warnblinker an
Ist das Auto sicher abgestellt, schalten Sie den Warnblinker ein, um andere Verkehrsteilnehmer auf Ihr Fahrzeug aufmerksam zu machen. Hierzu sind Sie rechtlich verpflichtet. Anschließend legen Sie die Warnweste an, verlassen das Fahrzeug und stellen das Warndreieck auf. Halten Sie sich nur hinter der Mittelleitplanke oder auf dem Seitenstreifen auf. Anschließend informieren Sie die Polizei.
Tipp 4: Auf Polizei warten
Bringen Sie sich selbst in Sicherheit. Ist das Fahrzeug abgesichert und andere Verkehrsteilnehmer werden ausreichend durch Warndreieck und Warnblinker auf die Gefahr aufmerksam gemacht, warten Sie hinter der Leitplanke neben Ihrem Fahrzeug auf das Eintreffen der Polizei.
Tipp 5: Keine Ablenkungen und körperlichen Zustand vor Fahrtantritt prüfen
Ablenkungen, wie laute Musik oder Telefongespräche, können schnell dazu führen, dass man die Ausfahrt verpasst. Das Wenden oder Rückwärtsfahren ist in dieser Situation der erste Gedanke - doch genau dieser Gedanke führt dazu, dass man zum Geisterfahrer wird. Ein weiterer Punkt, der immer wieder unterschätzt wird, ist der eigene Zustand beim Antritt der Fahrt. Ist man übermüdet oder krank, leidet die Konzentrationsfähigkeit. Einmal falsch abgebogen und man ist auch hier falschherum auf die nächste Straße aufgefahren. Achten Sie also darauf, dass Sie vor Fahrtantritt fit und ausgeschlafen sind. Aber nicht nur Ablenkungen oder der eigene Zustand sind für Geisterfahrten verantwortlich. Auch eigentlich hilfreiche Systeme, die der Unterstützung dienen können, haben schon so manche Geisterfahrt eingeleitet. Ist das Navigationssystem nicht auf dem neusten Stand oder man vertraut einfach blind den Ansagen des Computers, kann eine Fahrt auch schon einmal schnell im Graben oder nächsten Fluss enden. Im schlimmsten Fall sogar auch als Geisterfahrer auf der Autobahn.